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Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Titel: Paradies. Doch kein Himmel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthea Bischof
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Thal auf die Schliche gegangen. Solche Leute schaden unserem Land. Wir haben doch so viel aufzubauen und dann kommen diese Neunmalklugen und wollen alles anders haben. Ach, es ist schlimm!“
    „Sehr schlimm, ja“, bestätigte Cevas abwartend.
    „Sehen Sie, Sie haben doch gar nicht gewusst, was da für eine Schrift bei uns vorliegt, ja? Sie kennen die doch gar nicht? Dieses Schreiben wurde über Ihren Kopf weg verfasst, nicht wahr?“ fragte sie.
    „Ja, mir ist das Schreiben nicht bekannt, ich habe keines gesehen“, bestätigte Cevas geflissentlich .
    „Das ist auch besser so. Für Sie. Verstehen Sie?“, meinte Frau Lopez.
    „ Könnte ich Ihnen irgendwie entgegen kommen?“ fragte Cevas. Nach einer kleinen Pause fuhr er weiter: „Ich habe manchmal keinen schlechten Erlös bei Sportartikeln, wenn ich an Touristen verkaufe.“
    „So? “
    „Ich könnte ein Formular vorbeibringen, damit ich an Touristen verkaufen darf, oder?“ fragte Cevas tastend.
    „Das können Sie“, bestätigte Frau Lopez.
    Sie waren handelseinig. Von nun an erschienen Cevas oder eine Verwandte von ihm regelmässig bei Frau Lopez, um das jeweils neue Formular vorzulegen. Alle ein bis zwei Wochen war eines von Nöten. Eingeschlagen in das dicke Papier der Regierungsformulare lagen sorgfältig glattgestrichen kleine Bündelchen von Banknoten.
     
     
    Luz hatte im Gespräch mit Consuelo erfahren, dass diese Vincent in einem Ausmass vertraute und sich auf sein Wort verliess, wie auf niemanden sonst. Sie hatte sich von ihrer Familie, ihrer Religionsgemeinschaft und ihrem ganzen Umfeld verraten gefunden und Vincent allein stand ihr bei und war bereit, ihr zu helfen. Sie sah nicht die Unmöglichkeit ihres Aufenthalts bei ihm. Alles was sie sah, war dass er sich ebenfalls von ihr abkehrte, wenn er einen anderen Aufenthaltsort für sie suchte. Sie hatte sich ihm anvertraut, sich ihm geradezu verschrieben. Luz, die selbst Vincent mehr körperliche als geistige Vorzüge zugestehen mochte, staunte über das unerschütterliche Vertrauen des Mädchens. Schliesslich unterbreitete sie dieser die Problematik, dass Vincent im Grunde nicht besser vor den Augen der Welt da stünde als dieser seltsame Herr Marcial, vor dem sie geflohen wäre. Consuelo aber wies diese Feststellung weit von sich und hob zur Verteidigung an. Luz betonte, dass es letztlich keine Rolle spiele, denn vor dem Gesetz sei es so, dass Vincent Thal sie aus der Obhut der Leute entführt hätte, in die ihre Mutter sie gegeben hätte, da sei gleichgültig, ob sie ihn darum gebeten hätte oder nicht. Sie sei minderjährig und stünde damit unter Aufsicht ihrer Mutter.
    „Aber sie weiss doch gar nicht, wo sie mich hingegeben hat!“ hatte Consuelo gerufen und war in Tränen ausgebrochen.
    Schliesslich hatte Luz gesagt: „Wenn du Vincent so dankbar bist und ihn so grossartig findest, dann solltest du ihm nicht mehr Schwierigkeiten bereiten, als er sowieso schon wegen dir hat. Verstehst du? Er könnte verhaftet werden, er könnte für etwas bestraft werden, was er für dich getan hat. Willst du, dass er seinen guten Ruf und seine Karriere für dich aufgeben muss?“
    Luz war es vor sich selbst peinlich, sich so für diesen Mann einzusetzen, den zu verschmähen sie sich entschieden hatte. Dennoch musste sie eingestehen, dass er es nicht verdient hatte, wegen Kindesentführung belangt zu werden.
    Schliesslich akzeptierte Consuelo die Lage der Dinge soweit, dass sie bereit war, in ein der Heilsarmee unterstelltes Haus zu ziehen, das junge Mädchen in Schwierigkeiten aufnahm. Dass es sich dabei grösstenteils um ledige Mütter handelte, machte ihr die Sache nicht angenehmer und dass auch hier religiöse Ordnung und wenig Freiheit winkten, musste sie hinnehmen. Sie würde weiter zur Schule gehen und ihre Ausbildung zu einem angebrachten Abschluss bringen. Ihre Mutter dezent über ihren Verbleib zu informieren lehnte sie strikt ab, sie war sich sicher, diese würde alles brühwarm der Gemeinde der Flammenden Herzen mitteilen. So fühlte sich Consuelo, als hätten ihr Luz und Vincent allerhand Zugeständnisse abverlangt, wo sie sich doch vollends vertraute, in ihrer neuen Freiheit bestehen zu können. Deshalb verpflichtete sie Vincent, als er sie zu m Portal des schlichten Gebäudes brachte, sie regelmässig zu besuchen und ihr von seinem Leben und seinen Aufgaben zu erzählen. Ihr Blick war zum Stein erweichen und er versprach, bald wieder zu kommen. Als sie von einer Ordensschwester in Empfang

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