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Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Titel: Paradies. Doch kein Himmel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthea Bischof
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sprechen?“
    „Klar, um was geht es denn?“ fragte Herr Meister mit verhaltener Ungeduld.
    „Ich komme später vorbei“, erwiderte Vincent und liess sich einen Termin geben.
    Vordem er Meister treffen sollte, hatte er noch Zeit, Consuelo zu besuchen. Er wollte sich von ihr verabschieden.
    Consuelo aber war anderer Meinung: „Du willst mich einfach hier zurück lassen?“ sagte sie eindringlich.
    „Was soll ich denn anderes tun?“ fragte er zurück.
    „Kann ich nicht mit dir kommen?“
    Vincent blickte entgeistert in ihre schwarzen Augen. „Was willst du denn dort? Ich gehe nach Europa, dort ist es kalt und verregnet und du kannst die Sprache nicht.“
    „Sind es nicht mehrere verschiedene Sprachen?“ fragte Consuelo weiter.
    „Doch, aber ich nehme an, du kannst so gut wie keine davon“, beharrte Vincent.
    „Nimm mich mit, bitte!“ rief Consuelo.
    „Warum? Ich bin in einer katastrophalen Situation und ich kann mich nicht um dich kümmern. Offensichtlich kann ich nicht einmal auf mich selbst aufpassen“, erklärte er, aber sie schob die Lippen zusammen und zog einen Schmollmund.
    „Glaub mir, es geht nicht“, widerholte er.
    „Hast du nicht immer gesagt, ich brauche eine gute Ausbildung?“ zitierte sie ihn.
    „Ja, dafür bleibst du am besten hier und gehst nicht in ein Land, in dem du nicht zur Schule gehen kannst“, erwiderte er.
    „Aber eine so grosse Reise, ist das nicht Lebenserfahrung?“ meinte sie in altklugem Ton.
    „Meine liebe Consuelo, ich kann dir mit aller Sicherheit sagen, dass du mehr Lebenserfahrung gesammelt hast, als es dir gut tut. Sei jetzt einfach vernünftig, geh hier weiter zur Schule und mach einen guten Abschluss. Ich komme vor meiner Abreise nochmals bei dir vorbei um auf Wiedersehen zu sagen“, erwiderte er.
    „Wird es denn ein Wiedersehen geben?“ fragte sie bang und ihre Stimme klang irgendwie feucht.
    „Oh, bitte nicht, kein Wasserwerk dieses Mal, bitte!“, rief er.
    „Aber wem soll ich denn vertrauen ausser dir?“ sagte sie und ihre Stimme wurde mit jeder Silbe leiser bis nur noch ein Hauch zu hören war.
    Vincent blickte zu Boden. „Du kannst den Leuten hier vertrauen.“
    „Nein, kann ich nicht, ich hab’s versucht“, erwiderte sie tränenheiser. „Bitte, bitte lass mich nicht hier zurück!“ wiederholte sie und starrte ihn weiter an.
    „Es ist nicht möglich, hörst du? Ich habe weder eine Begründung noch irgendein Recht, dich irgendwohin mitzunehmen. Ausserdem ist es ein Risiko. Du solltest dich besser im Verborgenen halten. Am Flughafen und so, da sind viele Leute, es kann sein, dass dich jemand erkennt“, führte er seine Einwände aus.
    „Aber in Europa, da ist niemand, der mich kennt, nicht wahr?“ erwiderte sie schnell.
    „Richtig. Trotzdem kann ich dich aber nicht mitnehmen. Verstehst du das denn nicht?“
    „Hast du denn keine Freunde oder so, die mich einladen könnten? Man kann doch immer jemanden einladen, oder nicht?“ beharrte sie.
    Vincent zog ein säuerliches Gesicht. Er hatte genug. Er war Paraguay und die Schwierigkeiten des Landes leid. Der Gedanke einer einfachen Heimkehr war ihm willkommener als er sich eingestehen wollte. Aber Consuelos Anhänglichkeit band ihn weiter an das Land, das ihm durchaus übel mitgespielt hatte. Sie verlangte von ihm ein Mass an Verlässlichkeit und Treue, das über die Grenzen dessen hinausging, was er zu geben bereit war.
    „Consuelo, du musst auch mich fragen, ob ich die Verpflichtung eingehen will. Und ich will es nicht, ich kann es auch gar nicht. Ich habe fürs erste kein Einkommen, und im Augenblick kann ich nicht einmal für deine Reisekosten aufkommen“, erwiderte er hart. Nachdem sowohl seine Wohnung als auch sein Geldbeutel geplündert worden waren, war er auf die Unterstützung der Botschaft angewiesen.
    „Kannst du es nicht für mich tun?“ fragte sie unerschütterlich.
    „Hör mal, ich habe wohl schon eine ganze Menge für dich getan und teils bin ich deswegen jetzt in dieser beschissenen Situation“, erklärte er grollend.
    „Vielleicht habe ich auch mal eine ganze Menge für dich getan, an das du dich jetzt einfach nicht mehr erinnerst?“ gab sie zurück.
    „Wie? Was denn?“ fragte er mit hochgezogenen Brauen und sie sah nur unverblümt in seine grauen Augen, in denen wie Gewitterblitze helle Sprenkel standen. Es überrollte ihn in diesem Moment etwas, es band ihn in eine Fessel wie in ein wohlvertrautes, doch tiefvergangenes Gefühl.
    „Ich lasse mir etwas

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