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Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Titel: Paradies. Doch kein Himmel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthea Bischof
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er hat das letzte Wort. Ich bin weg. Bald.“
    „Hm“, sagte Luz gedehnt.
    „Wirst du mich vermissen?“ fragte Vincent darauf. Es hatte ihn die letzte Woche wohl sentimental gemacht.
    „Wohl nicht so sehr, wie du es jetzt gerne hören würdest“, sagte sie abwehrend.
    „Weisst du Luz, manchmal kann man auch einfach so etwas Nettes sagen“, meinte er.
    „Mach ich nicht“, sagte sie kurz.
    Er atmete tief ein.
    „Wie bist du denn rausgekommen?“ fragte sie weiter und einen Augenblick klang es, als wolle sie weitersprechen, doch sie schwieg.
    „Die Botschaft hat jemanden geschickt. Es sei ein anonymer Anruf eingegangen. Ich glaube, das war Consuelo. Ich habe sie am Morgen vor der Verhaftung informiert, damit sie sich nicht wundert, wo ich bleibe“, erklärte er.
    Luz schwieg und unvermittelt fragte er, nun ganz ohne Sentimentalität: „Weisst du zufällig, wer meine Wohnung durchsucht hat?“
    „Weiss ich nicht, die Polizei wahrscheinlich“, erklärte Luz sachlich. „Fehlt denn etwas?“
    „Weiss nicht, ich habe noch nicht aufgeräumt“, erwiderte er. „Ich bin müde, würde gerne mal wieder richtig schlafen.“
    „Sag nur, wenn ich dich störe“, sagte sie schnippisch.
    „So war es nicht gemeint, vielen Dank, dass du anrufst. Echt. Ich meine nur, die Türe ist aufgebrochen und das Schloss kaputt. Es kann also so gut wie jeder reinkommen.“
    „Dann schieb halt etwas vor die Türe“, meinte sie.
    „Danke, wäre ich nie darauf gekommen“, erklärte Vincent.
    „Findest du nicht, du bedankst dich ein bisschen viel?“
    „Ach, du bist einfach die schlimmste Nervensäge die rumläuft!“ rief Vincent .
    Da knallte es in der Leitung, denn Luz hatte das Telefon mit einem heftigen Schlag eingehängt.
    Es war wieder so still in seiner Wohnung wie vordem in seiner Vierzehn-Quadratmeter-Behelfszelle. Vincent schaltete laute Musik ein und begann aufzuräumen. Sein Computer war verschwunden, die in Sao Paulo entwendeten Unterlagen über Transmar und GreenPower fehlten, Notizen und einige vollkommen privaten Erinnerungsfotos waren fort. Vincent fluchte laut und versuchte zu ermessen, was das für ihn bedeutete. Das Gespräch mit Luz und vielleicht der Ärger hatten ihm seinen klaren Blick zurückgegeben. Wer hatte seine Sachen durchwühlt? Wer hatte ein Interesse, Fotos aus seinem Familien- und Freundeskreis zu entwenden? Und wer um Himmels Willen hatte nun seinen Computer? Er beschloss, sich so bald als möglich an die Botschaft zu wenden. Es gab doch keine Rechtsgrundlage, seine Habe zu beschlagnahmen.
    Doch heute nicht mehr. Er war hundemüde und gerädert. Vincent legte sich nieder und bleierner Schlaf überfiel ihn für lange Stunden.
     
     
    Das Büro des Internationalen Roten Rings rief anderntags zeitig an und informierte den schlaftrunkenen Vincent, dass es keine Veranlassung gäbe, seine Sachen selbst abzuholen, es werde am Nachmittag ein Bote kommen und ihm alles aushändigen. Vincent erkannte die Stimme am anderen Ende nicht, er wusste nur, dass es ein Einheimischer war.
    Vincent schnaubte und fragte spöttisch: „Ist Curdin Müller da?“
    „Der ist im Augenblick nicht zu erreichen, tut mir leid. Es gibt grade wirklich sehr viel zu tun“, erwiderte der andere gedehnt.
    „Echt? Viele Bericht zu schreibseln und so? Muss nervenaufreibend sein.“ Vincent räusperte sich und meinte dann: „Gut, der Bote soll nur vorbeikommen. Wenn ich nicht da bin, kann er den Kram gleich in die Wohnung stellen, bei mir wurde eingebrochen. Ach ja, und richten Sie Curdin doch aus, dass ich ihm sehr verbunden bin für seine Unterstützung. Es geht nichts über Loyalität, daran erkennt man den guten Chef.“
    Damit knallte er den Hörer nieder und war kurz davor, das Telefon gegen die Wand zu schmettern. Doch er überlegte es sich anders und rief die Botschaft an.
    Herr Meister, der äusserst energisch zu wirken vermochte, wenn man seiner Blutarmut nicht ansichtig wurde, zeigte sich entsetzt über das Fehlen von Vincents Habseligkeiten. Er liess sich einen genauen Beschrieb der fehlenden Gegenstände geben und versprach, der Sache auf den Grund zu gehen. Dann setzte er Vincent in Kenntnis darüber, dass er am Wochenende das Land verlassen müsse.
    „Können Sie bis dann Ihre Angelegenheiten regeln?“ fragte Meister abschliessend.
    Vincent dachte an Consuelo. Was sollte aus ihr werden? Er runzelte die Stirn. Einem plötzlichen Impuls folgend fragte er: „Kann ich unter vier Augen mit Ihnen

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