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Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Titel: Paradies. Doch kein Himmel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthea Bischof
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inzwischen war etwas verloren. Eine Verbindung zwischen ihnen war erloschen, weggeschmolzen. Ihm war, als verbände sie nur die Erinnerung. Wo nur war ihre Gemeinsamkeit geblieben?
    Als sie sich einige Zeit später mit den gewohnten drei Küsschen verabschiedeten, bemerkte Alexa: „Du hast ja so wenig von dir erzählt! Bist du denn jetzt wieder in der Schweiz?“
    „Hm, fürs erste zumindest“, erklärte Vincent langsam. Ihm war kalt und Consuelo schlotterte.
    „Wir sehen uns dann.“
    „Bis dann.“
    Während er sich auf seinem Bett ausstreckte, überkam ihn eine Art heimischer Müdigkeit und er schlief ein. Doch während er sich zur Seite drehte, war sein letzter Gedanke, dass ihm schien, es fehle etwas.
     
     
    Nachdem Consuelo auffallend still und verschlossen war, nahm Vincent das trockene Wetter zum Anlass, ihr die Stadt zu zeigen und auf diesem Wege ihr Wohlbefinden zu steigern. So hoffte er.
    Sie sassen zusammen an der Uferpromenade und Consuelo blieb weiterhin wortkarg.
    „Gefällt es dir nicht hier?“ fragte Vincent, nachdem sie sich mit einer heissen Schokolade mit einem Berg geschlagener Sahne versorgt hatte.
    „Doch“, sagte das Mädchen und blies in das heisse Getränk, um sich die Lippen beim Trinken nicht zu verbrennen.
    Vincent schloss kurz die Augen gegen die blasse Sonne, deren weissgelbes Licht den trockenen Frühlingswind mitzutragen schien. Die Luft war so trocken und zerrte in einer Art am Haar, wie es im warmen Paraguay nie der Fall war.
    „Das Licht hier ist ganz anders“, sagte Consuelo unvermittelt und er blickte sie erstaunt an. „Das Licht ist so anders, dass ich glaube, ich bin auf einer anderen Welt als der, in die ich geboren bin“, fuhr sie weiter und löffelte die dicke Sahne aus der braunvioletten Schokolade.
    „Sag nicht, du hast bereits Heimweh?“ rief Vincent.
    „Ein bisschen. Du bist so anders hier als in Asunción“, sagte sie.
    „Naja, was willst du, ich habe eine ziemlich schlimme Zeit hinter mir. Ich habe keine Arbeit, keine Idee was ich weiter machen soll und diese elende Einzelhaft war das Widerlichste, was ich je erlebt habe“, entgegnete er.
    Consuelo sah ihn lange an und löffelte dann weiter. Endlich hatte sie den Berg von Schlagsahne abgetragen und befand die Schokolade des Trinkens für geeignet.
    „Verstehst du dich eigentlich mit deiner Mutter und deinem Vater?“ fragte sie nachdem sie den Becher befriedigt niedergestellt hatte.
    „Hm. Wir haben keine Probleme miteinander“, sagte er darauf. „Warum?“
    „Weiss nicht, nur so“, sagte Consuelo.
    „Laufen hier auch die Toten durch die Strassen?“ fragte er, nachdem sie nicht weitersprach herausfordernd.
    „Ich habe erst eine gesehen“, erwiderte sie und zog sich die Jacke eng um die Schultern. Sie bemerkte aber, dass eine Menge Menschen aus allen Herren Ländern unterwegs waren und fragte deshalb: „Ist das der Ort, von dem du gesagt hast, dass alle Leute hinreisen?“
    „Ja, die Promenade und die alte Brücke, das ist so was man gesehen haben muss“, meinte Vincent.
    „Es ist sehr schön hier“, sagte Consuelo bestimmt. „Besonders der See ist so glatt wie ein Spiegel. Als könnte man darauf eislaufen.“
    „Warst du schonmal eislaufen?“ fragte Vincent.
    „Nein, ich habe es nur im Fernsehen gesehen“, erwiderte Consuelo, den Blick auf die Lichtspiegelungen über dem See gerichtet, wo eben zwei Schmetterlinge gaukelten.
    „Was hast du denn jetzt vor?“ fragte sie.
    „Ich muss erst einmal abwarten, was die Zentrale vom Internationale Roten Ring zu meinem Rauswurf meint. Dann kann ich weiter überlegen. Im Augenblick habe ich von allem die Nase voll. Hilfswerke, Transmar und andere Verbrecher, die können mir alle gestohlen bleiben“, erklärte Vincent heftig und seine Brauen zogen sich düster zusammen, so dass seine grauen Augen im Dunkel lagen.
    Consuelos Leib spannte sich wie eine Feder und starrte ihn gespannt an.
    „Was hast du gesagt?“ fragte sie. „Von wem hast du geredet?“
    „Hilfswerke, Transmar und Verbrecher habe ich gesagt“, widerholte er ohne ihre Anspannung zu bemerken.
    „Transmar“, murmelte Consuelo und ihre Mundwinkel bewegten sich unwillkürlich nach unten.
    Nun wurde Vincent aufmerksam. „Du kennst die Firma? Du kennst Transmar?“ fragte er eindringlich vorgebeugt.
    „Ja“, sagte Consuelo und ihr Blick bohrte sich in den seinen.
    „Wer ist das denn? Was hast du mit denen zu tun?“ fragte er in höchster Spannung.
    „Das ist die Firma,

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