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Paradies für alle: Roman (German Edition)

Paradies für alle: Roman (German Edition)

Titel: Paradies für alle: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Michaelis
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bekommen.«
Celia verpasste aber ihren Einsatz und sah nur zu dem fremden Mann auf, der sie in den Armen hielt. Ich musste Lotta auf den Fuß treten, weil sie »ich weiß, Liebling«, flüsterte, um Celia zu helfen. Wir standen ein wenig abseits, so, als kämen wir nur so vorbei.
»Hast du meine Briefe bekommen?«, fragte der Schauspieler.
Celia nickte, stumm.
»Bald brauchen wir uns ja nicht mehr zu schreiben«, fuhr er fort – er hatte den Text wirklich sehr gut gelernt, den ich ihm bei unserem zweiten Treffen gegeben hatte. »Noch ein paar Monate, dann ist die Wohnung bezugsfertig. Dann kommst du zu mir, und alles ist viel praktischer, auch für das Kind.«
Celia verpasste wieder ihren Einsatz, ihr Text hätte gelautet: »Ach ja (seufzen), für unser Kind«, aber sie seufzte nur und sagte »ja, für das Kind«, was allerdings keinem auffiel, glaube ich, da ja niemand den richtigen Text kannte.
Dann küsste der Schauspieler Celia, und das war das Schwierigste, weil ich ihm nicht hatte sagen können, wie er das machen soll, denn da kenne ich mich nicht aus. Es sah aber sehr richtig aus, und nachdem Celia sich etwas erschreckt hatte, hielt sie auch ganz still. Ich glaube, am Ende küsste sie sogar zurück. Ich hatte ihr gesagt, sie müsste sich ihre Lippen rosa schminken, damit man den Kuss besser sah.
Mitten im Kuss kam Jarsen mit seinem schwarzen Jeep die Straße entlanggefahren, und er musste außen um die beiden herumfahren, in einem Bogen, weil sie einfach stehen blieben und sich weiterküssten. Das stand nicht in meiner Regie, aber es war perfekt, und für eine Sekunde tat es mir leid, dass ich Jarsen sein Geld abluxen wollte. Dann aber wieder nicht, weil er es ja gar nicht alles braucht.
»Lass uns ein Stück zusammen durchs Dorf gehen«, sagte der Schauspieler zu Celia, »damit ich mir angucken kann, wie du so wohnst, sonst haben wir uns ja immer bei mir in der Stadt getroffen …«
Ich hoffte sehr, dass keinem auffiel, dass das nicht sein konnte, weil Celia nie in die Stadt gefahren war. Lotta und ich folgten Celia und ihrem Schauspieler durchs Dorf, und eine ganze Menge Leute – angefangen mit den Jungs von der Bushaltestelle – folgten ihnen auch und taten so, als täten sie es nicht.
Celia und der Schauspieler gingen bis zum Waldrand, sie unterhielten sich leise dabei, so dass wir nichts verstanden, sie gingen sogar bis zur Tarzanschaukel, und dann gingen sie wieder zurück und ins Haus der Marie. Ich hatte die Marie nicht eingeweiht, ich wollte mal sehen, was sie dachte. Als sie die Tür öffnete, hatte sie ein ganz rotgeheultes Gesicht, aber sie sah nicht traurig aus, sondern glücklich. Da dachte ich, dass es ganz gut war, wenn sie auch dachte, der Schauspieler wäre echt.
Er ging zwei Stunden später wieder. Keine Ahnung, worüber die drei sich unterhalten haben, man sah sie die ganze Zeit durchs Küchenfenster, wie sie Tee tranken und redeten und manchmal lachten.
»Hab ich dir gesagt, dass ich nächste Woche Geburtstag habe?«, fragte Lotta, während wir warteten.
Als der Schauspieler auf den Bus wartete, lief ich zu ihm und sagte: »Sie haben vorhin das hier verloren« und gab ihm ein Stofftaschentuch, das geplant war, damit ich noch kurz mit ihm reden konnte.
»Alles in Ordnung?«, fragte ich.
»Denke schon«, sagte der Schauspieler ganz leise. »Daniel …«
»David.«
»David«, sagte er, »ich glaube, Celia wird sehr glücklich mit ihrem Kind. Egal, von wem es ist. Aber wie löst sich das Ganze auf? Wie erklärst du den Leuten, dass sie dann doch nicht zu mir in die Stadt zieht?«
»Das ist einfach«, flüsterte ich, damit der Busfahrer es nicht hörte, denn der Bus war gerade gekommen und öffnete jetzt seine Vordertür. »Sie werden einen tragischen Unfalltod sterben. Der Postbote wird in ein paar Wochen eine Karte mit schwarzen Rändern ausliefern.«
»Ach du Scheiße«, sagte der Schauspieler und stieg ein.
Als ich nach Hause ging, traf ich die einsame Spaziergängerin, die ihren Garten verlassen hatte, um wieder einsam spazieren zu gehen. Ihre Augen waren so gerötet wie die der Marie.
»Haben Sie geweint?«, fragte ich, obwohl ich sonst nie mit der einsamen Spaziergängerin rede, weil sie immer so weit weg wirkt.
»Nein«, sagte sie und lächelte und strich ihr langes schwarzes Haar zurück. »Ich weine noch.«
»Warum denn?«, fragte Lotta.
»Vielleicht bin ich neidisch. Auf Celia. Es muss wunderbar sein, jemanden in der Mitte der Straße zu umarmen.«
»Hm«, sagte ich. »Sind

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