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Paradies für alle: Roman (German Edition)

Paradies für alle: Roman (German Edition)

Titel: Paradies für alle: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Michaelis
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in einer ordentlichen Reihe, wie ein Gemüsebeet.
    »Wollen Sie nicht fragen, wo er ist?«, fragte ich. »Oder … warum ich hier bin?«
    »Die Karten sind hübsch«, sagte Frau Hemke. »Finden Sie nicht?«
    Ich sah die Postkarten an. Am liebsten hätte ich sie an mich gerissen, um sie zu lesen, aber ich begnügte mich damit, zu nicken. Ja, sie waren hübsch. Die erste Karte zeigte das Meer, und davor stand David, die Füße im Sand, das rotgoldene Haar zerzaust, ein vierjähriger David, verwegen einen Stock schwingen und, der in diesem Moment ein Schwert gewesen war. Hatte er schon damals alles Böse auf der Welt im Alleingang besiegt? Die zweite Karte zeigte ein rotes Mohnfeld, in dem ein Vater mit seinem Kind auf den Schultern stand, der Mohn reichte dem Vater bis zu den Hüften. Es war Claas. Die dritte Karte zeigte eine Mutter mit einem Baby im Arm. Die Mutter saß auf einem alten Ledersofa voller bunter Kissen und lächelte an der Kamera vorbei. Vor neun Jahren, dachte ich, hatte ich sehr viel jünger ausgesehen.
    Die Karten waren keine Postkarten. Es waren Fotos, und sie hatten einmal in dem Regal in meinem Atelier gestanden, neben den Gläsern mit den Pinseln. Ich hatte nicht bemerkt, dass sie nicht mehr da waren, und ich schämte mich dafür.
    Frau Hemke drehte die Karten um und schob sie mir zu. David hatte hinten liniertes Papier aus einem Schulheft daraufgeklebt. Auf der ersten Karte stand: Liebe Frau Hemke, Sie müssen nicht mehr lange da bleiben, wir sammeln das Geld für Sie jetzt auf eine andere Art, die besser funktioniert, D.
    Auf der zweiten Karte stand: Liebe Frau Hemke, es dauert leider doch noch ein bisschen. Haben Sie Geduld, D. und auf der dritten, in engerer, kleinerer, aber auch sorgfältigerer Schrift: Liebe Frau Hemke. Entschuldigung, dass Sie so lange nichts mehr von mir gehört haben. Wir hatten fürchterlich viel zu tun. Alles. Dann habe ich etwas verstanden, etwas Schreckliches. Und dann habe ich etwas herausgefunden, etwas Gutes, aber das sage ich noch keinem. Ich werde eine Weile weg sein. Vielleicht kann ich es Ihnen irgendwann erklären. Es gibt eine Lösung, auch für den Gemüsegarten. Für alles und alle. Ich freue mich schon auf den Sommer, wenn Ihre Erbsen wachsen, und Lotta sagt, sie freut sich auch. Bis bald, Ihr David Berek.
    Der Poststempel der letzten Karte stammte vom ersten Mai. Ich las sie noch einmal und dann noch einmal, und mein Herz schlug sehr schnell dabei. Es war, als könnte ich die Karte zwingen, zu sagen, was sie eben nicht sagte, wenn ich sie nur intensiv genug betrachtete. Aber plötzlich hatte ich Angst davor, was das wäre.
    Ich sah Frau Hemke an. »Wissen Sie, was er gemeint hat?«
    »Die Kekse sind sehr gut«, sagte Frau Hemke.
    »Er wollte weg«, murmelte ich. »Wohin wollte er? Was hat er herausgefunden?«
    »Gucken Sie, der Hund mag die Kekse auch«, sagte Frau Hemke.
    »Darf ich die Karten behalten?«, fragte ich. Frau Hemke legte einen angebissenen Keks auf den Tisch und ihre Hände flach auf die Karten, schützend.
    »Nein, ist ja gut, es sind Ihre«, sagte ich. »Aber ich muss herausfinden, was sie bedeuten! David liegt im Krankenhaus, er hatte einen Unfall, und ich muss herausfinden, ob jemand dafür gesorgt hat, dass er einen Unfall hatte. Ich muss herausfinden, was er herausgefunden und wen es gestört hat. Verstehen Sie?«
    »Es tut mir leid«, sagte Frau Hemke und sah zu mir auf. »Ich glaube, ich kann Ihnen nicht helfen, mein Kind.«
    Ich schloss die Augen und zwang mich, ruhig durchzuatmen. Ich musste den Drang unterdrücken, Frau Hemke zu packen, damit sie wenigstens irgendetwas Hilfreiches sagte. Aber ich war nicht gekommen, damit sie mir half. Ich war gekommen, um ihr zu helfen. Das war es, was David gewollt hatte. Ich öffnete die Augen wieder.
    »Wollen Sie immer noch zurück?«, fragte ich. »Zu Ihrem Gemüsegarten?«
    »Das geht nicht«, sagte Frau Hemke.
    »Doch«, sagte ich. »Es wird noch ein bisschen dauern, ich muss ein paar Dinge organisieren … aber es geht. Das Grundstück steht doch noch zum Verkauf …«
    Sie nickte.
    »Ich werde es kaufen. Aber ich will es nicht haben, es wird Ihres bleiben. Sie können dort wohnen, und ich kümmere mich um den Pflegedienst und um das Kochen und das Aufpassen. Ein bisschen Gartenarbeit schadet mir auch nichts. Sobald David wieder gesund ist, kann er mitkommen. Sie sagen uns, was getan werden muss, und wir tun es … und Sie können wieder auf Ihrem Küchenstuhl zwischen den

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