Paradies in Gefahr: Mittsommergeheimnis (German Edition)
bremste sich und zwang sich zu einem Lächeln. “Aber das ist nicht dein Problem, Finja. Vergeben und vergessen, einverstanden?”
Ihre Freundin wirkte erleichtert. “Natürlich bin ich einverstanden.”
Hannah wusste nicht, warum – aber mit einem Mal verspürte sie den drängenden Wunsch, Finja von ihrer Begegnung mit Mikael und dem bevorstehenden gemeinsamen Abendessen zu erzählen. Ihr Leben lief für gewöhnlich in völlig geregelten Bahnen ab, wenn man von ihrem Engagement in Sachen Umweltschutz einmal absah. Finja würde erstaunt sein zu erfahren, dass sie sich mit einem Mann treffen wollte. Noch dazu mit einem, den sie im Grunde überhaupt nicht kannte und von dem sie nur den Vornamen wusste. Leider fand Hanna einfach nicht die richtigen Worte, um das Thema zur Sprache zu bringen.
Schließlich räusperte sie sich angestrengt. “Ich … ich habe einen Mann kennengelernt. Wir … wir gehen heute Abend aus.”
“Du gehst aus?” Finja wirkte tatsächlich überrascht. “Aber das ist ja … Ich freue ich für dich, Hanna. Das meine ich ganz ehrlich. Nach der Sache mit deinem Kollegen Jan hatte ich ohnehin das Gefühl, dass du dich viel zu sehr in deiner Arbeit vergräbst. Ich weiß, dass du Jan nicht nachtrauerst – um ehrlich zu sein, ich fand nie, dass er sonderlich gut zu dir gepasst hat –, aber ich habe schon befürchtet, dass du dich überhaupt nicht mehr für Männer interessierst.” Sie lächelte. “Komm schon, mach nicht so ein ernstes Gesicht. Es ist nur eine Verabredung, du hast keine Audienz bei der königlichen Familie oder so. Ein bisschen Abwechslung wird dir sicher guttun. Aber jetzt erzähl: Was ist das für ein außergewöhnlicher Mann, der es geschafft hat, dich aus deinem Nonnendasein hervorzulocken?”
Hanna lachte, obwohl der Gedanke an Jan Börman sie ein wenig nachdenklich stimmte. Jan war ein Kollege an ihrer Schule gewesen. Als Hanna nach Spanien aufgebrochen war, hatte sie sich von ihm getrennt und ihm nie mehr eine Träne nachgeweint. Die Beziehung zu ihm hatte sich nicht weiterentwickelt, zudem war Hanna der Ansicht gewesen, dass er sie in Sachen Umweltschutz nicht ausreichend unterstützte. Das zwischen ihnen war nie die große Liebe gewesen, so viel stand fest – aber warum fiel ihr das erst jetzt wirklich auf?
“Du übertreibst mal wieder schamlos, aber das ist ja nichts Neues. Dieser Mann ist …” Sie brach ab und schüttelte, verblüfft über sich selbst, den Kopf. “Ich weiß auch nicht. Er hat irgendetwas an sich, das mich fasziniert, dabei ist er eigentlich überhaupt nicht mein Typ. Du weißt, dass ich normalerweise mit diesen biederen Schlipsträgern nichts anfangen kann, aber er ist irgendwie anders, er … Ja, er besitzt etwas, das mich einerseits vollkommen wahnsinnig macht, auf der anderen Seite aber mein Herz schneller schlagen lässt.”
“Mein Gott, du gerätst ja regelrecht ins Schwärmen, wenn du von diesem geheimnisvollen Unbekannten redest”, entgegnete Finja erstaunt. “Mit so viel Begeisterung habe ich dich bisher immer nur über Naturschutz sprechen hören. Um ehrlich zu sein, hätte ich es kaum für möglich gehalten, dass dich jemals ein Mann zu solchen Äußerungen veranlasst. Wie sagtest du noch ist der Name dieses Zauberers?”
“Mikael”, erwiderte Hanna lächelnd. “Er heißt Mikael.”
Zu ihrer Überraschung hob Finja eine Braue. “Doch nicht etwa Mikael Westerberg, oder?”
“Seinen Nachnamen hat er mir nicht verraten. Warum fragst du?”
Plötzlich wirkte Finja sehr nachdenklich. “Hör zu, Hanna, ich … Wie soll ich es dir bloß beibringen? Vorhin, nachdem du uns einfach stehen gelassen hast, sind Linnea und ich noch mal zurück zum
Röda Tupp
. Der Bürgermeister unterhielt sich dort gerade mit ein paar seiner Leute. Es ging darum, dass noch heute ein Vertreter von
Svenska Hotellen
in Dvägersdal eintreffen wird, und der heißt … Hanna, der Name, den sie nannten, war …”
“Doch nicht etwa …?” Hanna atmete scharf ein, und sie schloss die Augen. Beinahe flehentlich blickte sie ihre Freundin an. “Bitte sag, dass das nicht wahr ist!”
Finja schüttelte den Kopf, auch wenn sie sich merklich unwohl in ihrer Haut fühlte. “Leider doch. Sie sprachen von einem Mikael. Mikael Westerberg.”
Einen Augenblick lang versuchte Hanna sich einzureden, dass ein Irrtum vorliegen müsse. Ganz bestimmt war hier die Rede von einer anderen Person! Hannah konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Mikael wirklich
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