Paradies in Gefahr: Mittsommergeheimnis (German Edition)
schließlich nicht die Rede sein.
Mikael selbst schien von alledem überhaupt nichts zu bemerken und verspeiste seinen
Gravad Lax
mit großem Appetit. Kurz darauf wurde das Dessert serviert – dieses Mal zu Hannas Erleichterung von Märtas Vater Gunne, dem Besitzer des
Soppakrogen
. Mikael nahm lediglich einen Espresso. Bei Hanna hingegen hatte ihr Faible für Süßes – ganz besonders für Schokolade – die Oberhand gewonnen. Die große Portion hausgemachten Schokoladenkuchens mit frischen Brombeeren und Schlagsahne ließ ihr schon beim Anblick das Wasser im Mund zusammenlaufen. Und als kurz darauf der Geschmack zartherber Schokolade auf ihrer Zunge explodierte, schloss sie mit einem genießerischen Seufzen die Augen.
“Wenn ich Sie so beobachte, bereue ich fast, nicht auch ein Stück von diesem verlockenden Kuchen bestellt zu haben.”
Mikaels Worte holten Hanna abrupt wieder in die Realität. Einen Moment lang hatte sie einfach alles um sich herum vergessen. Aber anstatt verlegen den Blick zu senken, sah sie Mikael herausfordernd an.
“Sie haben auf jeden Fall etwas verpasst, wenn Sie nicht wenigstens einmal davon kosten.” Sie spießte ein kleines Stück Kuchen auf ihre Gabel und beugte sich über den Tisch, wobei sie ihm die Kostprobe ihres Desserts hinhielt.
In diesem Moment veränderte sich etwas, das Hanna nicht mit Worten fassen konnte. Sie spürte, wie die Luft zwischen ihnen plötzlich zu prickeln begann, fast als wäre sie elektrisch aufgeladen. Heiße und kalte Schauer überliefen Hanna, und ihr Herz klopfte wie verrückt, dennoch wandte sie den Blick nicht ab. Sie konnte es einfach nicht. Es war, als würde eine unbekannte Macht sie zwingen, ihn unverwandt anzusehen.
Kurz zögerte Mikael, dann nahm er die unausgesprochene Herausforderung an. Tief blickte er Hanna in die Augen, während er ihre Hand, mit der sie die Gabel hielt, mit seinen Fingern umschloss. Augenblicklich pulsierten heiße Wellen der Sehnsucht durch Hannas Körper, und sie kam nicht umhin, sich zu wünschen, dass dieser Augenblick niemals vergehen würde. Es war wie Magie. Die Welt um sie herum schien zu versinken. Sie befanden sich inmitten einer Seifenblase, ihrem eigenen kleinen Universum, in dem es nur noch Mikael und sie gab – und das heftige Klopfen ihrer beider Herzen. Sie hatte das Gefühl, nicht mehr richtig durchatmen zu können. Ein Kloß hatte sich in ihrer Kehle gebildet, den sie auch durch heftiges Schlucken nicht mehr loswurde. Doch seltsamerweise irritierte es sie nicht einmal sehr. Sie konnte nicht mehr klar denken, fühlte sich wie gefangen von den unergründlichen Tiefen seiner Augen, die die Farbe geschmolzener Schokolade besaßen.
Sie dachte nicht mehr an den
Trollfjällen
, vergaß, dass Mikael der Feind war, den zu bekämpfen sie sich zur Aufgabe gemacht hatte. Für die Dauer von ein paar Lidschlägen waren sie nicht mehr Mikael und Hanna – der skrupellose Hotelier und die Umweltschützerin –, sondern nur noch ein Mann und eine Frau.
Und dann war es so plötzlich vorbei, wie es begonnen hatte. Mikael ließ ihre Hand los, und der Zauberbann zwischen ihnen brach. Ganz kurz verspürte Hanna fast so etwas wie Bedauern über den Verlust, doch schnell hatte sie sich wieder im Griff. Nervös fuhr sie sich mit der Hand durchs Haar und atmete tief durch. Nur ganz langsam beruhigte sich ihr rasender Puls.
Sie nahm einen großen Schluck Wein.
Mikael war fasziniert und beunruhigt zugleich. Vorhin hatte er tatsächlich für ein paar Sekunden vollkommen die Kontrolle verloren – etwas, das ihm schon seit einer Ewigkeit nicht mehr passiert war. Er hatte aufstehen, Hanna in seine Arme ziehen und sie leidenschaftlich küssen wollen. Dass er es nicht getan hatte, verdankte er nur einer mahnenden inneren Stimme, die ihn im letzten Moment doch noch zur Vernunft gebracht hatte.
Was war bloß mit ihm los? Am Wein konnte es jedenfalls nicht liegen, denn er hatte beim Essen bloß ein halbes Glas getrunken und war praktisch vollkommen nüchtern. Es war also Hannas Schuld. In ihrer Gegenwart erkannte er sich selbst kaum wieder. Sie brachte Saiten in ihm zu klingen, von deren Existenz er nicht einmal etwas geahnt hatte. Es war nicht so, dass er an unverbindlichem Sex nicht interessiert war. Ganz im Gegenteil sogar. Doch irgendwie spürte Mikael, dass es mit Hanna nicht unverbindlich sein konnte. Sich auf sie einzulassen bedeutete, mit dem Feuer zu spielen – und dabei konnte man sich eigentlich nur
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