Paradies in Gefahr: Mittsommergeheimnis (German Edition)
er von
Svenska Hotellen
geschickt worden war, um das Projekt voranzutreiben. Deshalb war sie mit ihm ins Bett gegangen: Sie hoffte, auf diese Weise ihre Ziele durchsetzen zu können.
Doch wenn sie das wirklich glaubte, dann hatte sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht.
Nicht mit mir!
Er verließ die Küche und kehrte zu der noch immer fest schlafenden Hanna zurück, sammelte leise seine Kleidungsstücke auf und ging in die Diele, wo er sich anzog.
Anschließend verließ er, ohne noch einmal zurückzublicken, das Haus.
“Mag sein, dass Hanna das gesagt hat – aber du wirst ja wohl deine eigene Meinung zu diesem Thema haben, oder etwa nicht?” Peer Almstedt wechselte das Handy vom rechten zum linken Ohr, wofür er den Lenker seines Fahrrads kurz loslassen musste. Im selben Augenblick fuhr er mit dem Vorderrad über eine Wurzel, verlor die Kontrolle und landete ziemlich unsanft auf dem Waldweg. Irgendwie gelang es ihm trotzdem, das Telefon festzuhalten.
“Was hast du gesagt?”, fragte Jenny Haakonsson am anderen Ende der Leitung, als Peer einen lautstarken Fluch ausstieß.
“Nichts”, entgegnete er gereizt. “Hör mal, Jenny, es ist gerade schlecht. Ich rufe dich später wieder an.” Damit beendete er das Gespräch abrupt, steckte das Handy in die Brusttasche seines karierten Baumwollhemds, rappelte sich auf und betrachtete stirnrunzelnd den Schaden an seinem Rad. Der Vorderreifen war völlig hinüber, und auch der Rahmen schien in Mitleidenschaft gezogen worden zu sein.
“Strunt!”
, fluchte Peer und trat wütend gegen das Rad. Das hatte ihm gerade noch gefehlt! Jetzt würde er zu Fuß zurück in den Ort laufen müssen, was einen ziemlichen Gewaltmarsch bedeutete. Es sei denn …
Natürlich! Er befand sich ganz in der Nähe von Hanna Fredriksons Haus, und in ihrem Schuppen stand, soweit er sich erinnerte, unbenutzt das Fahrrad ihres Vaters herum. Vermutlich würde es ihr nicht einmal auffallen, wenn er es sich für eine Weile auslieh – denn fragen wollte er sie nicht danach. Die Beziehung zwischen ihm und der Grundschullehrerin war in letzter Zeit nämlich nicht mehr die allerbeste.
Das, was Hanna zum Schutz des
Trollfjällens
bisher in die Wege geleitet hatte, war in Peers Augen reine Zeitverschwendung. Konzernen, die nur ihren eigenen Profit im Auge hatten, konnte man mit logischen Argumenten und klugen Worten allein nicht beikommen. Was zählte, waren Taten. Doch für effektive Maßnahmen, mit denen man wirklich etwas bewegen konnte, war Hanna nicht zu haben. Sie handhabte diese ganze Angelegenheit viel zu lax – das war jedenfalls Peers Meinung. Inzwischen hatte er zwar einige weitere Befürworter innerhalb ihrer Gruppe gefunden. Aber noch war keiner bereit, sich offen gegen Hanna zu stellen. Und das machte Peer langsam, aber sicher nervös.
Für die anderen ging es nur um den Schutz eines hübschen Fleckchens Natur. Aber für Peer bedeutete der
Trollfjällen
mehr. Viel mehr.
Für einen Augenblick drohte der alte Schmerz, der ihn nun schon so lange verfolgte, zu überwältigen. Doch er verschloss sein Herz dagegen und straffte die Schultern. Nein, er würde nicht zulassen, dass die Geister der Vergangenheit wieder hervorkamen und alles zerstörten, was er sich im Laufe der Jahre aufgebaut hatte.
Niemals.
Auch nicht von seinem Vater.
Die Beziehung zwischen ihm und Sigfrid Almstedt war schon seit einer Weile nicht mehr besonders gut. Genau genommen war sie es eigentlich nie gewesen, denn Sigfrid hatte sich nie die Mühe gemacht, ihn danach zu fragen, wie er sich sein Leben vorstellte. Doch das tat, zumindest bei der
Trollfjällen
-Aktion, nichts zur Sache.
Peer hob sein Fahrrad auf und hängte es sich an der Längsstange über die Schulter. Dann stieg er die sanft ansteigende Anhöhe empor. Gerade als er die Kuppe des Hügels erreichte, trat ein Mann aus Hannas Haus. Zuerst erkannte Peer ihn nicht, doch dann stutzte er.
Das war doch …!
Wütend ballte Peer die Fäuste. Er kannte den Mann, der gerade das Haus verlassen hatte, zwar nur von Fotos. Nichtsdestotrotz war er sich absolut sicher, dass es sich um Mikael Westerberg handelte, den Sohn des Inhabers von
Svenska Hotellen
.
Als Westerberg in seine Richtung blickte, tauchte Peer rasch ab. Sein Plan, sich das Fahrrad von Hannas Vater auszuleihen, war vergessen. Jetzt beschäftigte ihn etwas vollkommen anderes. Dafür, dass sich Mikael Westerberg in Hannas Haus aufgehalten hatte, gab es in Peers Augen nämlich nur eine einzige
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