Paradies in Gefahr: Mittsommergeheimnis (German Edition)
Klang seiner Stimme, wenn er davon sprach, gefiel ihr nicht. Nein, es musste einen anderen Weg geben. Sie würde die anderen nicht dazu auffordern, sich an Baugeräte zu ketten oder Sabotage zu betreiben, wie ihr Vater es einst getan hatte.
Sie wollte eine friedliche und einvernehmliche Lösung finden. Etwas, mit dem alle Seiten leben konnten. Und so etwas konnte man nur mit stichhaltigen Argumenten und großer Überzeugungskraft schaffen.
Doch vor allem brauchte man jemanden, der bereit war, einem zuzuhören.
Hanna straffte die Schultern. Der Gedanke, Mikael nachzulaufen, gefiel ihr zwar nicht sonderlich, vor allem nachdem er sich ihr gegenüber gerade ziemlich schäbig verhalten hatte. Unter normalen Umständen wäre sie ihm jetzt ganz bestimmt mit eisiger Abwehr begegnet, doch so wie die Dinge im Augenblick standen, blieb ihr gar keine andere Wahl. Dieser Mann, so widerlich sie sein Verhalten Frauen gegenüber auch fand, war ihre einzige Chance, wirklich etwas zu erreichen. Wenn sie ihm vor Augen führen konnte, was er da eigentlich zerstören wollte …
Sie schluckte hart. Um das zu erreichen, musste sie ihm ihre wahre Identität weiter verheimlichen. Wenn Mikael erfuhr, dass sie die Leiterin der Protestgruppe war, die den Bau des Wellnesshotels verhindern wollte, würde er sich nicht noch mal mit ihr treffen.
Ihr blieb also nichts anderes übrig, als ihn weiterhin anzulügen. Doch wenn sie recht darüber nachdachte, verdiente er es auch gar nicht anders. Immerhin hatte er sich nach einer Nacht mit ihr einfach klammheimlich aus dem Staub gemacht!
Entschlossen nahm sie ihr Handy, das auf dem Wohnzimmertisch lag, und wählte die Nummer der einzigen Pension, die als Mikaels Unterkunft infrage kam.
“Lovisa, du musst mir helfen”, sagte sie, als am anderen Ende der Leitung abgehoben wurde. “Ist ein Mikael Westerberg bei dir abgestiegen?”
“… und deshalb bin ich dafür, dass wir endlich Maßnahmen ergreifen, die die Leute oben in ihren Elfenbeintürmen auch verstehen. Oder wie seht ihr das?”
Hanna zuckte zusammen, als Peer die Faust auf die Tischplatte niedersausen ließ. Sie war mit ihren Gedanken ganz woanders gewesen und begriff erst jetzt, dass der Sohn des Bürgermeisters wieder eine seiner Hetztiraden gehalten hatte.
Normalerweise unterband sie solche Reden immer, ehe die Stimmung in der Gruppe sich richtig aufheizen konnte. Doch bei dem heutigen Treffen im
Röda Tupp
war sie nicht so recht bei der Sache. Immerzu wanderten ihre Gedanken zurück zu dem Gespräch, dass sie vorhin mit Mikael geführt hatte.
Er war sehr unverbindlich gewesen am Telefon. Ihre gemeinsame Nacht hatte er mit keinem Wort erwähnt. Hanna hatte sich wirklich zusammenreißen müssen, um ihm nicht gleich die Meinung zu sagen. Dachte er wirklich, dass man mit Frauen so umgehen konnte? Vermutlich ja, beantwortete sie sich ihre Frage selbst. Männer wie er dachten nun mal auf solche Weise.
Umso mehr wunderte es sie, dass er überhaupt auf ihre Einladung zu einem gemeinsamen Ausflug eingegangen war. Sie nahm an, dass ihre Initiative ihm im Grunde sogar ganz gelegen kam. Da sie sich benahm, als sei sie leicht zu haben, musste es sie nicht überraschen, dass er darauf einging.
Unwillig schüttelte Hanna den Kopf. Jetzt war ganz eindeutig nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber nachzudenken. Sie würde sich nachher, im Anschluss an die Versammlung, mit Mikael treffen. Im Augenblick gab es andere Dinge, mit denen sie sich befassen musste.
Wichtigere Dinge!
Sie stand auf und begegnete Peers herausforderndem Blick scheinbar gelassen. Sie spürte, dass gut zwei Dutzend Augenpaare auf sie gerichtet waren, doch das war sie von ihrer Arbeit als Lehrerin gewohnt. Energisch räusperte sie sich. “Und was genau stellst du dir vor, das wir tun sollten?”, fragte sie.
“Ich finde, dass wir endlich aufhören sollten, immer nur um den heißen Brei herumzureden”, erwiderte Peer mit fester Stimme. Dann wandte er sich direkt an Hanna. “Hast du dir eigentlich mal die Baustelle für den Wellnessbereich des Hotels angesehen? Das ganze Gelände ist von einem hohen Maschendrahtzaun umgeben, doch ich habe ein Schlupfloch entdeckt und mich umgeschaut, nachdem die Bauarbeiter Feierabend hatten. Ich sage euch, es war kein schöner Anblick. Schwere Baugeräte reißen den Boden auf, entwurzeln ganze Bäume und ebnen blühende Blumenwiesen ein. Und genau dasselbe wird auch rund um den
Trollfjällen
passieren – wenn wir nicht endlich
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