Paradies in Gefahr: Mittsommergeheimnis (German Edition)
sich, als habe man ihr den Boden unter den Füßen weggezogen. Sie war hierhergekommen, um Mikael die Meinung zu sagen, um diese Farce zwischen ihnen zu beenden. Als sie schließlich sah, wie er sein Leben, ohne zu zögern, für einen der Arbeiter riskierte, war ihr plötzlich klar geworden, dass sie das im Grunde gar nicht wollte. Sie wollte nichts beenden, nein: Tief in ihrem Herzen wollte sie, dass es
anfing
: ihr gemeinsames Leben.
Und jetzt das! Was war bloß mit Mikael los? Warum behandelte er sie so?
“Aber was …”, stotterte sie unbeholfen, während sie ihn fassungslos anstarrte. “Warum …?” Ihr versagte die Stimme.
“Du brauchst mir nicht die Ahnungslose vorzuspielen!”, herrschte Mikael sie an. “Wir beide wissen doch ganz genau, dass du und deine Leute hierfür verantwortlich sind.” Er deutete in Richtung Baugrube, aus der noch immer Staub und Rauch aufstieg. “Das war alles, aber ganz sicher kein technischer Defekt! Diese Maschinen sind so gut wie neu und zudem geprüft. Das kann nur Sabotage sein. Und ich brauche nicht lange zu überlegen, wer dahintersteckt. Ihr habt das angerichtet. Ich hoffe, du bist stolz auf das, was ihr erreicht habt!”
Hanna war entsetzt. Nein, das konnte nicht wahr sein! “Das meinst du nicht ernst!”, rief sie. “Du glaubst, ich …?”
“Du, deine Freunde … Wer genau hier die Fäden gezogen hat, soll die Polizei herausfinden. Fest steht, dass die Steueranlage des Baggers ganz bestimmt nicht von allein ausgefallen ist. Da hat jemand nachgeholfen!”
Hanna wollte etwas erwidern, ihm sagen, was sie von diesen haltlosen Unterstellungen hielt. Doch dann dachte sie an Peer und die Forderungen, die er auf den letzten Versammlungen gestellt hatte, und sie spürte, wie ihr schwindelig wurde.
War es möglich, dass Peer und die anderen …?
“Du weißt es, nicht wahr?” Mikael schüttelte den Kopf. “Weißt du, ich dachte wirklich, dass du anders bist. Ich habe mir sogar Gedanken darüber gemacht, wie ich meinen Vater davon überzeugen könnte, einer Alternative zuzustimmen. Was bin ich nur für ein Idiot!”
“Nein!” Hanna schüttelte energisch den Kopf. “Bitte, Mikael, ich kann mir nicht vorstellen, dass die Gruppe so etwas tun würde. Woher bist du so sicher, dass es sich um Sabotage handelt? Könnte es nicht auch einfach nur ein schrecklicher Unfall gewesen sein?”
“Dazu habe ich dir schon alles gesagt”, entgegnete Mikael kalt. “Du und deine Freunde, ihr habt gemerkt, dass ihr auf der Stelle tretet. Und da habt ihr kurzerhand entschieden, dass es Zeit wird, andere Saiten aufzuziehen.” Er lachte bitter auf. “Und weißt du, was das Schlimmste daran ist? Ich dachte wirklich, du bist anders als die anderen. Aber ganz offensichtlich habe ich mich getäuscht. So, und jetzt entschuldige mich bitte. Hier sind Menschen, die mich jetzt brauchen, und die Polizei muss auch noch informiert werden.”
Mit diesen Worten wandte er sich ab und ließ sie einfach stehen. Kurz darauf sah sie, wie er den etwas abseits stehenden Bürocontainer betrat.
“Du lieber Himmel, was ist denn mit dir los?”, stieß Linnea erschrocken hervor, als Hanna knapp eine Stunde später vor ihrer Tür stand.
Hanna konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. “Ich … wusste nicht, wohin”, schluchzte sie.
“Du meine Güte, Süße! Du weißt doch, dass du immer zu mir kommen kannst!” Tröstend nahm Linnea sie in den Arm. “So, und jetzt komm erst mal rein, dann brühe ich uns eine schöne Tasse Kaffee auf und wir reden, ja? Kristian ist gerade unterwegs nach Norwegen, um sich dort ein Hotel mitten in der Wildnis anzuschauen, und meine Schwiegermutter trifft sich mit einer Freundin. Wir sind also völlig ungestört.”
Hanna nickte schniefend. Tatsächlich hatte sie nach dem Vorfall auf der Baustelle nicht gewusst, wohin sie gehen sollte. Nur in einem war sie sich sicher gewesen: dass sie jetzt auf keinen Fall allein sein wollte. Doch Finja war vor zwei Tagen zusammen mit ihrem Mann und ihrem kleinen Neffen Linus zu einem Kurztrip nach Stockholm abgereist. Also war sie in ihrer Verzweiflung zu Linnea gefahren.
“Mikael scheint sich ganz sicher zu sein, dass es sich um eine Sabotageaktion der Gruppe handelt – und dass ich davon gewusst haben muss!”, schluchzte Hanna, als ihre Freundin und sie kurze Zeit später mit einer Tasse Kaffee in der Hand zusammen in der Küche der alten Mühle saßen.
“Und?”, fragte Linnea, nüchtern wie immer. “Hast du es
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