Paradies in Gefahr: Mittsommergeheimnis (German Edition)
zu sich heran. “Schau mal, sind die nicht süß?” Sie zupfte ein kleines Stück von ihrem
Kanelbullar
ab und warf es ins Wasser. Sofort stürzten sich die kleinen Enten unter großem Geschnatter auf das Gebäckbröckchen, und auf einmal kamen noch weitere Enten, Schwäne und Haubentaucher aus allen Ecken des Sees heran.
Lachend und scherzend verfütterten Mikael und Hanna die Überreste ihrer Zimtschnecken an die Tiere, bis nichts mehr davon übrig war. Dann gingen sie weiter, bis Mikael irgendwann einfach stehen blieb, Hanna an sich zog und sie zärtlich küsste.
Es war, als würde die Erde unter ihren Füßen erbeben. Sie legte beide Hände auf seine Brust, sodass sie das Klopfen seines Herzens unter ihren Fingern spüren konnte. Noch nie hatte sie sich so sehr danach gesehnt, einem Mann nah zu sein, wie in diesem Augenblick.
Sie vergaß alles um sich herum. Es schien nur noch Mikael und sie zu geben – bis sie plötzlich ein leises Lachen hörte und abrupt wieder auf den Boden der Realität zurückkehrte.
In ihrer Nähe stand eine Gruppe Jugendlicher, die immer wieder verstohlen zu ihnen herüberblickten und kicherten. Rasch trat Hanna einen Schritt zurück. Ihr Atem ging heftig, und ihr war schwindelig, doch sie hatte sich wieder unter Kontrolle.
Mikael lächelte. “Komm, wir suchen uns ein Plätzchen, an dem wir ein wenig mehr Privatsphäre haben”, sagte er. Sie gingen ein paar Schritte, als er plötzlich stehen blieb, sich hinkniete und eine zartviolette Blüte pflückte, die am Wegesrand blühte. Dann stand er auf, strich Hanna eine Strähne hinters Ohr zurück und steckte ihr die Blüte ins Haar. “Der passende Schmuck für meinen hinreißenden kleinen Kobold …” Er nahm wieder ihre Hand, doch Hanna machte sich von ihm los.
“Hör zu, ich …” Sie atmete tief durch. “Ich würde gern noch mal mit dir über das Wellnesshotel sprechen. Ich …”
Schlagartig war Mikaels Miene wie versteinert. “Ach, daher weht der Wind also”, sagte er. “Du hast dir das mit diesem Ausflug nicht ausgedacht, weil du gern Zeit mit mir verbringen wolltest. Es ging dir nur darum, mich zu beeinflussen, nicht wahr? Deshalb wahrscheinlich auch deine Entschuldigung. Nun, ich muss dich leider enttäuschen, Hanna: Wenn du wirklich etwas erreichen willst, dann musst du dich an meinen Vater wenden.”
“Aber ich wende mich an dich!”, stieß Hanna verzweifelt hervor. “Ich bitte dich! Kannst du denn immer noch nicht sehen, was ihr zerstört, wenn dieses Hotel wirklich gebaut wird?”
Mikael schüttelte den Kopf. “Selbst wenn ich wollte”, sagte er. “Ich kann dir nicht helfen. Das Projekt ist beschlossene Sache, die Bauarbeiten sind bereits in vollem Gange. Nein, tut mir leid, es gibt nichts, was ich tun könnte. Mein Vater wird niemals von seinem Vorhaben abrücken. Schon gar nicht bei
diesem
Projekt!”
“Was meinst du damit: bei
diesem
Projekt? Hat das Wellnesshotel eine besondere Bedeutung für deine Familie?”
Kurz zögerte Mikael, dann winkte er ab. “Das ist kein Thema, über das ich mit dir diskutieren werde.” Er drehte sich um und ging davon.
“Wo willst du hin?”, rief Hanna ihm nach.
“Zu deinem Wagen”, antwortete er. “Und wenn du mich nicht fahren willst, dann nehme ich mir eben ein Taxi zurück zur Baustelle.”
Hanna schluckte. Das war ja mal wieder gründlich schiefgegangen!
Als sie etwas später, wütend und total durcheinander, ihr Haus erreichte, fand sie auf der Türschwelle ein Päckchen sowie eine handgeschriebene Karte vor.
Stirnrunzelnd nahm sie die Karte zur Hand. Sie war in der Handschrift ihrer Freundin Linnea geschrieben. Dort stand:
Liebe Hanna
,
Finja hat mir gesagt, dass du dir gern Audreys Tagebuch ansehen willst. Zuerst fand ich das keine so gute Idee. Aber inzwischen denke ich, dass es dir vielleicht dabei helfen könnte, die Geschehnisse von damals zu verarbeiten
.
Mir hat es jedenfalls geholfen
.
Ruf mich an, wenn du jemanden zum Reden brauchst. Du weißt, dass du bei Kristian und mir immer willkommen bist
.
Deine Freundin Linnea
Hanna hob das Päckchen auf – unter einer dicken Schicht Packpapier kam ein kleines Buch mit Goldschnitt und weinrotem Ledereinband zum Vorschein. Für einen Moment vergaß sie, was vorhin geschehen war. Ihr Herz fing an, heftiger zu klopfen, als sie ehrfürchtig mit den Fingern über das raue Leder fuhr.
Audreys Tagebuch!
Es war ein merkwürdiges Gefühl, es nach all den Jahren in der Hand zu halten. Doch als sie
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