Paradies Pollensa
hingezogen gefühlt, er hatte die Bekanntschaft alter Familien gesucht, Familien, die über Generationen hinweg die begüterte Gesellschaft Englands repräsentiert hatten. Aber er hatte auch Interesse an jungen Leuten gezeigt, die nicht unbedingt einen gesellschaftlichen Rang hatten. Junge Leute, die in Schwierigkeiten waren, die verliebt waren, unglücklich waren, Hilfe brauchten. Mit Mr Quins Unterstützung war er in der Lage, ihnen diese Hilfe zu gewähren.
Und nun suchte er ihn idiotischerweise in einem reizlosen Dorfcafe und einem Laden für Porzellan und Haushaltswaren!
»Egal«, sagte er sich, »ich muss hineingehen. Wenn ich schon so albern war, hierher zurückzulaufen, muss ich auch hineingehen – nur für den Fall des Falles. Sie werden mit dem Wagen sowieso länger zu tun haben, als sie behaupten. Bestimmt wird es länger als zehn Minuten dauern. Nur für den Fall, dass es drinnen irgendetwas Interessantes gibt…«
Er schaute sich noch einmal das mit Porzellan gefüllte Schaufenster an und stellte plötzlich fest, dass es recht gutes Porzellan war. Ein gutes modernes Erzeugnis. Wieder schaute er zurück in die Vergangenheit, erinnerte sich. Die Herzogin von Leith, dachte er, was für eine wundervolle alte Dame war das gewesen. Wie freundlich war sie zu ihrer Zofe gewesen auf der stürmischen Seereise nach Korsika. Mit der Hingabe eines barmherzigen Engels hatte sie sie gepflegt und erst am nächsten Tag wieder diese selbstherrliche, befehlende Art angenommen, die das Dienstpersonal jener Tage scheinbar ohne Aufbegehren zu ertragen bereit war.
Maria. Ja, das war der Name der Herzogin gewesen. Gute alte Maria Leith! Schade, sie war vor einigen Jahren gestorben. Aber sie hatte auch so ein Harlekin-Teeservice besessen, erinnerte er sich. Ja, große, runde Tassen in bunten Farben. Schwarz, Gelb, Rot und ein besonders aufdringliches Rotbraun. Rotbraun musste wohl ihre Lieblingsfarbe gewesen sein. Er erinnerte sich, dass sie auch ein Rockingham-Teeservice besessen hatte, dessen vorherrschende Farbe Rotbraun mit goldenen Verzierungen gewesen war.
Mr Sattersway seufzte. »Ach, das waren noch Zeiten! Ich glaube, ich gehe jetzt besser hinein. Vielleicht bestelle ich eine Tasse Kaffee. Der Kaffee wird mit viel Milch sein, nehme ich an, vermutlich auch schon mit Zucker. Aber irgendwie muss man sich ja die Zeit vertreiben.«
Er ging hinein. Das Café auf der einen Seite war fast leer. Es war noch zu früh für die Leute, ihren Tee zu trinken, vermutete Mr Sattersway. Und außerdem tranken heutzutage nicht mehr viele Leute Tee, mit Ausnahme der älteren gelegentlich zu Hause. Im Erker drüben saß ein junges Paar, und an einem Tisch im Hintergrund tratschten zwei Frauen miteinander.
»Ich sagte ihr«, erklärte die eine gerade, »ich sagte ihr, das kannst du nicht machen. Nein, das ist eine Sache, mit der ich nicht einverstanden bin, sagte ich, und das sagte ich auch zu Henry, und er war der gleichen Meinung.«
Es ging Mr Sattersway durch den Kopf, dass Henry vermutlich ein ziemlich hartes Leben haben musste und dass er es zweifellos für klug hielt, ihr zuzustimmen, was immer sie auch meinte. Eine gänzlich unattraktive Frau mit einer gänzlich unattraktiven Freundin. Er wandte seine Aufmerksamkeit dem Laden auf der anderen Seite zu und murmelte: »Darf ich mich einmal umsehen?«
Die Verkäuferin, eine sehr zuvorkommende Frau, entgegnete: »Gern, Sir. Wir haben im Augenblick eine große Auswahl.«
Mr Sattersway schaute sich die bunten Tassen an, nahm eine oder zwei davon in die Hand, untersuchte das Milchkännchen, hob ein Porzellanzebra hoch und betrachtete es prüfend und inspizierte auch einige ziemlich ansprechend geformte Aschenbecher. Als hinter ihm Stühle gerückt wurden, sah er sich um. Die beiden Frauen im besten Alter hatten bezahlt und wandten sich zum Gehen, noch immer alten Kummer diskutierend.
In der Tür begegneten sie einem hoch gewachsenen Mann im dunklen Anzug. Er setzte sich an den Tisch, den die Frauen gerade verlassen hatten. Seinen Rücken hatte er Mr Sattersway zugewandt, der diesen Rücken anziehend fand. Etwas gebeugt, robust, muskulös, aber irgendwie finster und geheimnisvoll aussehend, weil sehr wenig Licht im Laden war. Mr Sattersway schaute wieder auf die Aschenbecher und dachte: Ich sollte vielleicht einen davon nehmen, um die Ladeninhaberin nicht zu enttäuschen. In diesem Moment fiel plötzlich die Sonne herein.
Bis dahin war Mr Sattersway nicht klar gewesen, dass es
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