Paradies Pollensa
Tassen.«
»Mokka, nehme ich an, Sir.« Er lächelte freundlich und verschwand. Der Hund setzte sich wieder hin.
»Erzählen Sie mir«, sagte Mr Sattersway, »erzählen Sie mir, wo Sie gewesen sind und was Sie gemacht haben und warum ich Sie so lange nicht gesehen habe.«
»Ich sagte Ihnen bereits vorhin, dass Zeit wirklich nichts bedeutet. An das Ereignis bei unserem letzten Treffen erinnere ich mich – und ich glaube, Sie auch – noch sehr genau.«
»Ein sehr tragisches Ereignis«, bemerkte Mr Sattersway. »Ich denke wirklich nicht gern daran zurück.«
»Weil der Tod dabei eine Rolle spielte? Aber der Tod ist nicht immer eine Tragödie, das habe ich Ihnen schon mal erklärt.«
»Das stimmt«, sagte Mr Sattersway. »Vielleicht war dieser Tod – der Tod, an den wir beide denken – keine Tragödie. Aber trotzdem…«
»Aber trotzdem ist es das Leben, das wirklich zählt. Da haben Sie natürlich Recht«, sagte Mr Quin. »Vollkommen recht. Es ist das Leben, das zählt. Wir wollen nicht, dass jemand, der noch jung ist, der glücklich ist oder glücklich sein könnte, schon stirbt. Niemand von uns will das. Das ist der Grund, warum wir immer ein Leben retten müssen, wenn der Befehl kommt.«
»Haben Sie einen Befehl für mich?«
»Ich – einen Befehl für Sie?« Harley Quins langes, trauriges Gesicht wurde erhellt durch sein seltsam bezauberndes Lächeln. »Ich habe keine Befehle für Sie, Mr Sattersway. Ich habe niemals Befehle für Sie gehabt. Sie wissen selbst Bescheid, sehen, was vorgeht, wissen, was zu tun ist, führen es aus. Mit mir hat das nichts zu tun.«
»O doch, das hat es«, widersprach Mr Sattersway. »Über diesen Punkt können Sie meine Meinung nicht ändern. Aber erzählen Sie mir doch: Wo sind Sie gewesen?«
»Nun, ich bin hier und dort gewesen. In verschiedenen Ländern, verschiedenen Himmelsstrichen, verschiedenen Abenteuern. Aber fast immer, wie gewöhnlich, nur zufällig vorbeikommend. Ich glaube, dass Sie mir mehr zu erzählen haben; nicht nur, was Sie in der Zwischenzeit machten, sondern auch, was Sie gerade jetzt vorhaben. Erzählen Sie mir, wohin Sie gehen, wen Sie besuchen wollen – über Ihre Freunde, wie sie sind.«
»Das will ich gern tun. Ich freue mich, Ihnen das erzählen zu können, weil ich mich schon gefragt habe, ob Sie diese Freunde, die ich besuchen will, nicht etwa kennen. Wenn man eine Familie so lange Zeit nicht sah, wenn man so lange Jahre keinen engen Kontakt mehr mit ihr hatte, ist es immer ein spannender Augenblick, wenn man beginnt, die alten Freundschaften und Bindungen Wiederaufleben zu lassen.«
»Sie haben vollkommen Recht«, erklärte Mr Quin.
Der Mokka wurde in kleinen arabischen Schälchen gebracht. Ali servierte sie lächelnd und zog sich dann wieder zurück. Mr Sattersway schlürfte genussvoll den Mokka. »Süß wie die Liebe, schwarz wie die Nacht und heiß wie die Hölle – so heißt doch das alte arabische Sprichwort, nicht wahr?«
Harley lächelte und nickte.
»Also«, fuhr Mr Sattersway fort, »ich werde Ihnen erzählen, wohin ich gehe, obwohl das, was ich mache, nicht sehr wichtig ist. Ich möchte alte Freundschaften erneuern und die jüngere Generation kennen lernen. Tom Addison ist, wie ich bereits sagte, ein sehr alter Freund von mir. In unseren jungen Jahren haben wir viel gemeinsam unternommen. Dann, wie es so oft geschieht, hat das Leben uns getrennt. Er war im diplomatischen Dienst, übernahm nacheinander verschiedene Posten im Ausland. Hin und wieder besuchte ich ihn, manchmal traf ich ihn, wenn er für kurze Zeit nach Hause kam. Eine seiner ersten Aufgaben führte ihn nach Spanien. Dort heiratete er eine Spanierin, ein sehr schönes, schwarzhaariges Mädchen namens Pilar. Er liebte sie sehr.«
»Hatten sie Kinder?«
»Zwei Mädchen, eins so blond wie der Vater, es hieß Lily, und eine zweite Tochter, Maria, die ihrer spanischen Mutter nachschlug. Ich war Lilys Pate. Natürlich sah ich keins der Kinder sehr oft. Zwei- oder dreimal im Jahr gab ich entweder eine Party für Lily oder besuchte sie im Internat. Sie war ein süßes, hübsches Persönchen, hing sehr an ihrem Vater und er an ihr.
Aber zwischen diesen Treffen, diesen Erneuerungen der Freundschaft, hatten wir einige schwierige Zeiten zu überstehen. Sie werden sich daran genauso gut erinnern wie ich – wir alle hatten Schwierigkeiten, uns während der Kriegsjahre zu treffen. Lily heiratete einen Piloten der Air Force, einen Kampfflieger. Bis vor ein paar Tagen hatte
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