Paradies Pollensa
tat…«
»Sie meinten, etwas Dramatisches würde mich herlocken? Gerade das gab mir Rätsel auf. Ihre Worte schienen mir eine Finte zu sein, wie man so schön sagt. Sie klangen unecht. Aber die Angst in Ihrer Stimme – die schien mir wiederum echt zu sein. Also kam ich her – und Sie verneinten sehr bestimmt, sich mit mir in Verbindung gesetzt zu haben.«
»Ich musste es. Außerdem wollte ich nicht, dass Sie erfuhren, dass ich es war.«
»Ich war mir ziemlich sicher. Nicht gleich zu Anfang. Doch ich wusste bald, dass die Einzigen, die etwas über die gelben Iris auf dem Tisch wissen konnten, Sie und Mr Russell waren.«
Pauline nickte.
»Ich hörte, wie er den Auftrag gab, sie hinzustellen«, erklärte sie. »Das und die Reservierung eines Tisches für sechs Personen, wo ich doch wusste, dass nur fünf kommen würden, machten mich argwöhnisch…« Sie brach ab und biss sich auf die Unterlippe.
»Was befürchteten Sie denn, Mademoiselle?«
Sie zögerte. »Ich hatte Angst – dass Mr Carter etwas zustoßen könnte.«
Stephen Carter räusperte sich. Er stand ohne Hast, aber sehr entschlossen auf.
»Hm… ja, Monsieur Poirot, ich möchte Ihnen danken. Ich stehe tief in Ihrer Schuld. Ich bin sicher, Sie werden mir verzeihen, wenn ich Sie jetzt verlasse. Die Ereignisse heute Abend waren doch recht verwirrend.«
Pauline sah ihm nach und sagte dann voller Heftigkeit: »Ich hasse ihn! Ich habe immer vermutet, dass sich Iris wegen ihm umbrachte. Oder dass Barton sie ermordete. Es ist alles so hässlich…«
»Vergessen Sie, Mademoiselle«, versuchte Poirot sie zu beruhigen. »Vergessen Sie… Begraben Sie die Vergangenheit… Denken Sie nur an die Gegenwart…«
»Sie haben Recht«, entgegnete Pauline leise.
Poirot wandte sich Lola Valdez zu.
»Señora, mit fortschreitendem Abend werde ich tapferer. Wenn Sie jetzt mit mir tanzen würden…«
»Ja, natürlich. Sie sind – Sie sind ein schlauer Fuchs, Monsieur Poirot. Ich bestehe darauf, mit Ihnen zu tanzen.«
»Das ist sehr liebenswürdig von Ihnen, Señora.«
Tony und Pauline blieben allein zurück. Sie beugten sich über den Tisch.
»Pauline, Liebling.«
»O Tony! Ich war den ganzen Tag lang so eine gehässige, Gift und Galle spuckende Katze. Kannst du mir noch einmal verzeihen?«
»Engel! Sie spielen wieder unser Lied! Lass uns tanzen.«
Sie tanzten, lächelten sich an und summten leise das Lied mit:
»Nichts macht so elend wie die Liebe,
Nichts macht so traurig wie die Liebe,
So bedrückt, so besessen,
So sentimental, so temperamentvoll,
Nur die Liebe macht dich fertig.
Nur die Liebe macht so verrückt,
Nur die Liebe macht so verdreht,
So böse und so spöttisch,
So selbstzerstörerisch und so mörderisch,
Nur die Liebe, nur die Liebe…«
Die mörderische Teerunde
M r Sattersway schnalzte ein paarmal ärgerlich mit der Zunge. Ob er nun Recht oder Unrecht hatte mit seiner Annahme, jedenfalls war er mehr und mehr davon überzeugt, dass die Autos heutzutage viel häufiger Pannen hatten als früher. Die einzigen Autos, denen er Vertrauen schenkte, waren alte Freunde, die dem Zahn der Zeit widerstanden hatten. Sie besaßen zwar ihre gewissen Eigenheiten, aber die kannte man, war auf sie vorbereitet und erfüllte ihre Wünsche, bevor sie geäußert wurden. Aber die modernen Autos! Voll von neuartigen Vorrichtungen, mit verschiedenartigen Fenstern, das Armaturenbrett anders gestaltet – sehr hübsch mit seinem glänzenden Holz, aber so ungewohnt. Die suchende Hand gleitet unsicher über die Schaltknöpfe für den Nebelscheinwerfer, den Scheibenwischer, den Starter – alles so angebracht, wie man es nicht erwartet hätte. Und wenn das glänzende neue Spielzeug dann versagt, hörst du in der Werkstatt die äußerst verwirrenden Worte: »Kinderkrankheiten, Sir. Phantastisches Auto, dieser Sportzweisitzer Super Superbos. Mit der allerneuesten Ausstattung. Aber anfällig für Kinderkrankheiten, müssen Sie wissen. Ha, ha.« Gerade so, als wäre ein Auto ein Baby.
Aber Mr Sattersway, selbst schon in fortgeschrittenem Alter, war unbedingt der Meinung, dass ein neues Auto vollkommen erwachsen sein sollte. Untersucht, überprüft und die Kinderkrankheiten bereits kuriert, bevor es in die Hände des Käufers gelangte.
Mr Sattersway war unterwegs, um ein Wochenende bei Freunden auf dem Land zu verbringen. Sein neues Auto hatte bereits auf dem Weg von London gewisse Zeichen des Unbehagens signalisiert. Nun stand es in einer Werkstatt und
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