Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Paradies Pollensa

Paradies Pollensa

Titel: Paradies Pollensa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Tom Addison den Großteil seines Vermögens seinen Enkeln hinterlassen wird. Sie wollte es, für ihren eigenen Sohn und dadurch natürlich auch für sich selbst. Sie ist ein habgieriges Weib.«
    Mr Sattersway blickte sich plötzlich um. »Irgendetwas brennt dort drüben«, bemerkte er.
    »Großer Gott, das stimmt. Oh, es ist nur die Vogelscheuche drüben auf dem Feld. Irgendjemand hat sie in Brand gesteckt, nehme ich an. Aber da brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Es gibt keinen Heuschober oder etwas dergleichen in der Nähe. Sie wird einfach nur herunterbrennen.«
    »Ja«, sagte Mr Sattersway. »Also, Sie machen weiter, Doktor. Benötigen Sie bei Ihren Untersuchungen meine Hilfe?«
    »Ich bezweifle nicht, dass ich etwas finden werde. Ich meine, ich kenne die genaue Substanz noch nicht, aber grundsätzlich stimme ich mit Ihnen überein, dass diese blaue Tasse den Tod enthält.«
    Mr Sattersway war durch das Tor zurückgegangen und schritt nun in Richtung Vogelscheuche, hinter der die Sonne unterging. An diesem Abend war es ein ganz besonderer Sonnenuntergang. Seine Farben überstrahlten den ganzen Himmel und illuminierten auch die brennende Vogelscheuche.
    »Das ist also der Weg, den Sie gewählt haben, um zu verschwinden«, sagte Mr Sattersway. Dann sah er leicht erschrocken genauer hin, denn neben den Flammen erblickte er die zarte, schlanke Gestalt einer Frau – einer Frau in einem perlmuttfarbenen Gewand. Langsam kam sie auf Mr Sattersway zu. Er blieb wie gebannt stehen und wartete.
    »Lily«, flüsterte er. »Lily.«
    Er konnte sie nun ganz genau erkennen. Es war Lily, die auf ihn zukam. Zwar war er zu weit weg, um ihr Gesicht zu erkennen, aber er wusste genau, dass sie es war. Ein oder zwei Sekunden lang fragte er sich, ob jemand anderes sie wohl auch sehen könnte oder ob die Erscheinung nur für ihn sichtbar war. Dann sagte er, nein, flüsterte er: »Es ist alles in Ordnung, Lily. Dein Sohn ist in Sicherheit.«
    Da blieb sie stehen, hob eine Hand an die Lippen. Er konnte ihr Lächeln nicht sehen, aber er wusste, dass sie lächelte. Sie warf ihm eine Kusshand zu, dann wandte sie sich um und ging dorthin zurück, wo die Vogelscheuche zu einem Haufen Asche zusammenfiel.
    »Sie geht wieder weg«, sagte Mr Sattersway. »Sie geht mit ihm weg. Sie gehen zusammen weg. Natürlich gehören sie beide derselben Welt an. Diese Art von Leuten erscheint nur, wenn es sich um einen Fall von Liebe handelt – oder Tod – oder beides.«
    Er nahm an, dass er Lily niemals wiedersehen würde. Aber wie bald würde er Mr Quin wiedertreffen? Langsam wandte er sich um und ging über den Rasen zurück zu den Tischen mit dem Harlekin-Teeservice und zu seinem alten Freund Tom Addison. Beryl würde nicht mehr zurückkommen, dessen war er sicher. Und »Doverton Kingsbourne« war wieder sicher.
    Über die Wiese kam mit langen Sätzen der kleine schwarze Hund angesprungen. Er ließ sich vor Mr Sattersway nieder, ein bisschen hechelnd, und wedelte mit dem Schwanz. Um sein Halsband war ein Blatt Papier gewickelt. Mr Sattersway bückte sich, wickelte es ab und glättete es. Eine Mitteilung stand darauf, in bunten Buchstaben:
     
    HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!
    BIS ZU UNSEREM NÄCHSTEN TREFFEN.
    H.Q.
     
    »Danke schön, Hermes«, sagte Mr Sattersway und beobachtete den schwarzen Hund, wie er über die Wiese davonjagte, um die beiden Gestalten zu erreichen, von denen er selbst wusste, dass sie dort waren, ohne sie noch länger sehen zu können.

Der Stein des Anstoßes
     
    M r Isaac Pointz nahm seine Zigarre aus dem Mund und sagte beifällig: »Netter kleiner Ort.«
    Nachdem er solchermaßen dem kleinen Hafen von Dartmouth seine Anerkennung gezollt hatte, schob er die Zigarre wieder in den Mund und blickte mit der Miene eines Mannes um sich, der mit sich selbst, seiner Erscheinung, seiner Umgebung und dem Leben im Allgemeinen sehr zufrieden ist.
    Was den ersten Punkt betraf, so war Mr Isaac Pointz ein Mann von achtundfünfzig Jahren, von guter Gesundheit und Kondition, jedoch mit einer etwas schwachen Leber. Er war nicht eigentlich korpulent, aber doch recht stattlich, und ein Bootsanzug, wie er ihn im Moment trug, ist nicht die passendste Kleidung für einen Mann mittleren Alters mit Bauchansatz.
    Mr Pointz war sehr sorgfältig gekleidet, korrekt vom Scheitel bis zur Sohle. Sein dunkles Gesicht mit den leicht orientalischen Zügen strahlte freundlich unter dem Schirm seiner Bootsmütze hervor. Was seine Umgebung betraf, so bestand sie aus

Weitere Kostenlose Bücher