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Paradies Pollensa

Paradies Pollensa

Titel: Paradies Pollensa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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stehlen.«
    »Und wie wäre die?«
    Eve legte den Kopf zur Seite. Ihre blonden Haare flogen.
    »Das verrate ich Ihnen nicht… noch nicht. Was wetten Sie, dass ich den Stein nicht stehlen kann?«
    Erinnerungen an seine Jugendzeit tauchten in Mr Pointz’ Gedächtnis auf. »Sechs Paar Handschuhe«, schlug er vor.
    »Handschuhe!« rief Eve enttäuscht. »Wer trägt denn noch Handschuhe?«
    »Nun, trägst du Seidenstrümpfe?«
    »Selbstverständlich. Mein bestes Paar hat heute Morgen Laufmaschen bekommen.«
    »Gut, abgemacht. Sechs Paar schönster Seidenstrümpfe…«
    »Oh, fein«, sagte Eve glückstrahlend. »Und was ist mit Ihnen?«
    »Ich könnte einen neuen Tabaksbeutel brauchen.«
    »Die Wette gilt! Glauben Sie nur nicht, dass Sie Ihren Tabaksbeutel bekommen… Aber nun sage ich Ihnen, was Sie zu tun haben. Sie müssen den Diamanten genau wie gestern Abend herumreichen…«
    Sie unterbrach sich, weil zwei Kellner hereinkamen, um den nächsten Gang zu servieren. Während man begann, sich mit den Hühnchen zu beschäftigen, sagte Mr Pointz: »Eins muss klar sein, junge Dame: Solltest du wirklich einen Diebstahl planen, würde ich die Polizei holen und dich durchsuchen lassen.«
    »Damit bin ich vollkommen einverstanden. Sie müssen aber nicht gleich so realistisch sein und die Polizei rufen. Lady Marroway oder Mrs Rustington könnten mich notfalls auch durchsuchen.«
    »Gut, das wär’s dann«, sagte Mr Pointz. »Was willst du eigentlich später einmal werden? Ein erstklassiger Juwelendieb?«
    »Vielleicht schlage ich diese Karriere ein – falls es sich lohnt.«
    »Wenn du mit dem Morning Star Erfolg hättest, würde es sich schon lohnen. Selbst nach dem Umschleifen wäre der Stein noch immer mehr als dreißigtausend Pfund wert.«
    »Was?« rief Eve beeindruckt. »Wieviel ist das in Dollar?« Lady Marroway gab die gewünschte Erklärung und sagte dann vorwurfsvoll: »Und einen solch wertvollen Stein tragen Sie immer mit sich herum? Dreißigtausend Pfund!« Ihre getuschten Wimpern bebten.
    Mrs Rustington sagte leise: »Das ist eine Menge Geld… Und dann die Faszination, die der Stein selbst ausübt… Er ist wunderschön.«
    »Nur ein Stück Kohlenstoff«, warf Evan Llewellyn ein.
    »Soviel ich weiß, ist die größte Schwierigkeit die, einen Hehler für gestohlene Juwelen zu finden«, sagte Sir George. »Er bekommt den Löwenanteil, nicht wahr?«
    »Los!« rief Eve aufgeregt. »Lasst uns beginnen! Zeigen Sie uns den Diamanten, und wiederholen Sie, was Sie gestern Abend gesagt haben!«
    Mr Leathern sagte mit seiner tiefen, melancholischen Stimme: »Ich muss mich für meine Tochter entschuldigen. Sie steigert sich gern in etwas hinein…«
    »Ist schon gut, Vater«, sagte Eve. »Also los, Mr Pointz…«
    Lächelnd griff Mr Pointz in eine Innentasche und zog etwas heraus. Blitzend und funkelnd lag es auf seiner flachen Hand.
    Ein Diamant…
    Etwas gezwungen wiederholte Mr Pointz seine kleine Ansprache vom vergangenen Abend auf der Merr i maid, soweit er sich an sie erinnern konnte.
    »Vielleicht möchten Sie gern einen Blick darauf werfen? Es ist ein ungewöhnlich schöner Stein. Ich nenne ihn den Morning Star. Er ist so eine Art Talisman für mich. Ich nehme ihn überallhin mit. Möchten Sie ihn sich ansehen?«
    Damit reichte er ihn Lady Marroway, die ihn nahm, sich begeistert über seine Schönheit äußerte und ihn dann an Mr Leathern weitergab. Dieser erklärte in einem etwas gekünstelt klingenden Ton: »Sehr schön, wirklich, sehr schön.« Dann reichte er ihn an Llewellyn weiter.
    Da in diesem Moment die Kellner wieder hereinkamen, gab es dabei eine kurze Unterbrechung. Als sie gegangen waren, sagte Llewellyn: »Ein herrlicher Diamant!«
    Er übergab ihn Leo Stein, der sich nicht der Mühe unterzog, eine Bemerkung zu machen, sondern ihn sofort an Eve weiterreichte.
    »Wie makellos schön er ist!«, rief Eve mit hoher gekünstelter Stimme. »Oh!« Sie schrie bestürzt auf, als er ihr aus der Hand fiel. »Ich habe ihn fallen lassen!«
    Sie schob den Stuhl zurück und begann unter dem Tisch zu suchen. Sir George auf ihrer rechten Seite beugte sich gleichfalls hinunter. In der beginnenden Verwirrung wurde ein Glas vom Tisch gefegt. Stein, Llewellyn und Mrs Rustington beteiligten sich gleichfalls an der Suche, schließlich auch noch Lady Marroway.
    Nur Mr Pointz beteiligte sich nicht daran. Er blieb ruhig sitzen, trank seinen Wein und lächelte sardonisch.
    »O mein Gott«, sagte Eve, noch immer in jenem

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