Paradies Pollensa
sehen.«
»Nehmen Sie ihm die Tasse ab«, forderte Mr Sattersway. »Nehmen Sie sie mit in Ihre Praxis, oder bringen Sie sie in ein chemisches Labor, und finden Sie heraus, was darin ist. Ich sah, wie diese Frau die Tasse kaufte, drüben im Dorfladen. Sie wusste dabei schon genau, dass sie eine rote Tasse zerbrechen und durch eine blaue ersetzen würde und dass Timothy nicht in der Lage ist, die unterschiedlichen Farben zu erkennen.«
»Ich glaube, dass Sie verrückt sind, Sattersway. Trotzdem werde ich tun, was Sie sagen.« Er ging zum Tisch und streckte seine Hand nach der blauen Tasse aus. »Darf ich mir die einmal ansehen?«, sagte er.
»Natürlich«, erwiderte Timothy.
»Ich glaube, da ist ein Sprung im Porzellan, siehst du, hier. Sehr interessant.«
Beryl kam eilig über den Rasen gelaufen und fragte aufgeregt: »Was machst du da? Was gibt es? Was geht hier vor?«
»Nichts Besonderes«, entgegnete Dr. Horton munter. »Ich wollte den Jungs nur ein kleines Experiment vorführen, das ich mit einer Tasse Tee anstelle.« Dabei beobachtete er sie scharf und bemerkte sehr wohl den Ausdruck von Furcht, ja Entsetzen auf ihrem Gesicht. Auch Mr Sattersway spürte, wie sie vollkommen die Fassung verlor.
»Hätten Sie Lust mitzukommen, Sattersway? Nur ein kleines Experiment, wie man heutzutage Porzellan und seine unterschiedlichen Qualitäten testet. Dazu hat man kürzlich eine sehr interessante Entdeckung gemacht.« Plaudernd setzte er sich in Bewegung, gefolgt von Mr Sattersway und den beiden jungen Männern, die sich gleichfalls unterhielten.
»Was hat der Doktor vor, Roly?«, fragte Timothy.
»Weiß ich nicht«, antwortete Roland. »Er scheint irgendeiner ausgefallenen Idee nachzujagen. Na ja, wir werden später davon hören, nehme ich an. Lass uns die Motorräder holen.«
Beryl wandte sich abrupt um. Eilig ging sie über die Wiese zurück zum Haus. Tom Addison rief ihr zu: »Gibt es irgendetwas, Beryl?«
»Ich habe nur etwas vergessen«, antwortete Beryl Gilliatt, »das ist alles.«
Tom Addison schaute Simon Gilliatt forschend an. »Irgend etwas nicht in Ordnung mit deiner Frau?« meinte er.
»Beryl? Nicht dass ich wüsste. Ich nehme an, dass es die eine oder andere Kleinigkeit ist, die sie vergessen hat. Kann ich irgend etwas für dich tun, Beryl?«, rief er ihr zu.
»Nein, nein, ich bin gleich wieder zurück.« Sie wandte den Kopf zur Seite und sah den im Sessel liegenden alten Mann an. Plötzlich sagte sie heftig: »Du dummer, alter Narr, du hast wieder die falschen Schuhe an! Sie passen überhaupt nicht zusammen. Siehst du denn gar nicht, dass der eine rot und der andere grün ist?«
»Oh, ist mir das schon wieder passiert?«, entgegnete Tom Addison. »Weißt du, für mich haben sie genau die gleiche Farbe. Seltsam, nicht wahr, aber das ist nun mal so.« Sie ging an ihm vorbei und beschleunigte ihre Schritte.
Kurz darauf erreichten Sattersway und Dr. Horton das Tor, das auf die Straße führte. Sie hörten ein Motorrad vorbeirasen.
»Sie ist weg«, sagte Dr. Horton. »Sie ist deshalb weggelaufen. Wir hätten sie aufhalten müssen, nehme ich an. Glauben Sie, dass sie wiederkommt?«
»Nein«, sagte Mr Sattersway, »ich glaube nicht, dass sie wiederkommt. Vielleicht«, fügte er nachdenklich hinzu, »ist es am besten so.«
»Wie meinen Sie das?«
»Es ist ein altes Haus«, sagte Mr Sattersway. »Eine alte Familie. Eine gute Familie, mit einer Menge guter Leute. Die kann keine Aufregung brauchen, keinen Skandal. Es ist das Beste, sie gehen zu lassen.«
»Tom Addison konnte sie nie leiden«, sagte Dr. Horton. »Nie. Er war immer nett und höflich zu ihr, aber leiden konnte er sie nicht.«
»Und man muss auch an den Jungen denken«, sagte Mr Sattersway.
»Den Jungen? Welchen meinen Sie?«
»Den anderen Jungen, Roland. Auf diese Art sollte er nicht erfahren, was seine Mutter im Schilde führte.«
»Warum tat sie das? Warum um Himmels willen hat sie das getan?«
»Sie bezweifeln also nicht mehr, dass sie es tat?«, fragte Mr Sattersway.
»Nein. Ich sah ihr Gesicht, Sattersway, als sie mich anschaute. Da wusste ich, dass Sie die Wahrheit gesagt haben. Aber warum nur?«
»Habsucht, nehme ich an. Sie hatte kein eigenes Vermögen, glaube ich. Ihr erster Mann, Christopher Eden, war zwar ein netter Kerl, besaß aber keinen Penny. Doch auf Tom Addisons Enkel wartet viel Geld. Sehr viel Geld sogar. Der Landbesitz hier in der Umgebung ist im Wert außerordentlich gestiegen. Ich habe keinen Zweifel, dass
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