Paradies Pollensa
seinem Geschäftspartner Mr Leo Stein, Sir George und Lady Marroway, einem amerikanischen Geschäftsfreund namens Samuel Leathern mit seiner Tochter Eve, die noch zur Schule ging, Mrs Rustington und Evan Llewellyn.
Die Gesellschaft war gerade von Mr Pointz’ Jacht, der Me r rimaid, an Land gekommen. Man hatte am Vormittag der Regatta zugesehen und wollte nun für eine Weile die Vergnügungen des Volksfestes genießen: Büchsenwerfen, die tätowierte Dame, die menschliche Spinne, die Karussells. Am meisten Spaß an diesen Attraktionen hatte natürlich Eve Leathern. Sie war die Einzige, die protestierte, als Mr Pointz schließlich daran erinnerte, dass es Zeit für das Dinner im Royal George war.
»Oh, Mr Pointz, ich würde mir so gerne noch von der echten Zigeunerin im Wohnwagen meine Zukunft deuten lassen!«
Mr Pointz hegte zwar einige Zweifel an der Echtheit der fraglichen Zigeunerin, gab aber bereitwillig nach.
»Eve ist so begeistert von dem Volksfest«, sagte ihr Vater entschuldigend. »Bitte, lassen Sie sich aber durch sie nicht aufhalten.«
»Wir haben genügend Zeit«, antwortete Mr Pointz zuvorkommend. »Lassen wir der kleinen Dame ihren Spaß. Ich fordere Sie bei den Wurfpfeilen heraus, Leo.«
»Fünfundzwanzig und mehr gewinnt einen Preis«, leierte der Mann an der Wurfbude mit hoher nasaler Stimme herunter.
»Ich wette einen Fünfer, dass ich auf ein höheres Gesamtergebnis als Sie komme«, sagte Pointz.
»Angenommen«, erklärte Leo Stein bereitwillig.
Kurz darauf waren die beiden Männer völlig in ihren Wettkampf vertieft.
Lady Marroway sagte leise zu Evan Llewellyn: »Eve ist nicht das einzige Kind in dieser Gesellschaft.«
Llewellyn lächelte zustimmend, jedoch ein wenig zerstreut. Er war schon den ganzen Tag zerstreut gewesen. Ein- oder zweimal hatte er vollkommen falsche Antworten gegeben.
Pamela Marroway zog sich von ihm zurück und trat zu ihrem Mann. »Der junge Llewellyn hat irgendwas im Sinn«, meinte sie.
»Oder irgendjemanden«, entgegnete Sir George und warf einen schnellen Seitenblick auf Janet Rustington.
Lady Marroway runzelte leicht die Stirn. Sie war eine große, sehr gepflegte Frau. Die Farbe ihres Nagellacks stimmte genau mit dem Dunkelrot der Korallen in ihren Ohren überein. Ihre Augen waren dunkel und wachsam. Sir George gebärdete sich wie ein nachlässiger, freundlicher Gentleman alter englischer Schule, aber seine hellen blauen Augen hatten den gleichen wachsamen Blick.
Isaac Pointz und Leo Stein waren Diamantenhändler aus Hatton Garden. Sir George und Lady Marroway kamen aus einer ganz anderen Welt – der Welt von Antibes und Juan les Pins, des Golfspielens in St. Jean-de-Luz, des Badens an der Felsenküste von Madeira im Winter.
Oberflächlich betrachtet waren sie wie die Vögel am Himmel, die nicht säen und nicht ernten. Aber das stimmte vielleicht nicht ganz, denn es gibt sehr unterschiedliche Wege zu säen und zu ernten.
»Da ist die Kleine wieder«, sagte Evan Llewellyn zu Mrs Rustington. Er war ein dunkelhaariger junger Mann mit leicht wölfischem, hungrigem Aussehen, das einige Frauen so anziehend fanden.
Allerdings war es schwer zu sagen, ob auch Mrs Rustington ihn so anziehend fand, denn sie trug ihr Herz nicht auf der Zunge. Sie hatte jung geheiratet, und die Ehe hatte schon nach weniger als einem Jahr in einer Katastrophe geendet. Seit dieser Zeit war es schwierig, genau herauszufinden, was Janet Rustington von einer Person oder einer Sache dachte. Ihr Benehmen war gleich bleibend charmant, aber sehr zurückhaltend.
Eve Leathern kam herangetanzt. Ihre glatten blonden Haare wehten hinter ihr her. Sie war fünfzehn, ein etwas unbeholfenes Kind, aber äußerst lebendig.
Atemlos verkündete sie: »Ich werde mit siebzehn heiraten, einen sehr reichen Mann, und wir werden sechs Kinder haben, und Dienstag und Donnerstag sind meine Glückstage, und ich sollte immer Grün oder Blau tragen, und ein Smaragd ist mein Glücksstein und…«
»Hör mal, mein Liebling«, unterbrach sie ihr Vater, »es wird Zeit, dass wir weitergehen.«
Mr Leathern war ein großer blonder, magenkrank aussehender Mann mit einem leicht kummervollen Gesichtsausdruck. Mr Pointz und Mr Stein kamen von der Wurfbude zurück. Pointz kicherte, und Stein sah ein bisschen bekümmert aus. »Es ist alles eine Frage des Glücks«, sagte er.
Mr Pointz schlug gut gelaunt auf seine Jackentasche. »Den Fünfer habe ich mir zu Recht verdient. Geschicklichkeit, mein Junge, reine
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