Paradies Pollensa
Diese Angelegenheit hat Ihnen offensichtlich schon eine Menge Kummer bereitet. Sind Sie sicher, dass die Fakten genau so sind, wie Sie sie mir berichtet haben?«
»Ich glaube nicht, dass ich irgendetwas ausgelassen habe. Pointz nahm den Diamanten aus der Tasche und reichte ihn herum. Diese unmögliche kleine Amerikanerin steckte ihn an ihre lächerliche Tasche, und als wir diese schließlich in Augenschein nahmen, war er verschwunden. Niemand hatte ihn – selbst der alte Pointz wurde durchsucht, was er selber vorschlug. Ich schwöre – dass der Stein nicht im Zimmer war. Und niemand verließ das Zimmer…«
»Auch keine Kellner, zum Beispiel?« fragte Mr Parker Pyne. Llewellyn schüttelte den Kopf. »Sie gingen hinaus, bevor das Mädchen mit dem Diamanten herumspielte, und dann bat Pointz, die Tür abzuschließen, damit sie draußen blieben. Nein, es muss einer von uns gewesen sein.«
»Das scheint mir auch so«, sagte Mr Parker Pyne nachdenklich.
»Diese verdammte Abendzeitung!« rief Evan Llewellyn bitter. »Ich merkte, wie ihnen der Verdacht kam – dass dies die einzige Möglichkeit war…«
»Bitte, schildern Sie mir noch einmal genau den Hergang.«
»Das war ganz einfach. Ich öffnete das Fenster, pfiff dem Zeitungsjungen, warf eine Münze hinunter, und er warf die Zeitung herauf. Und genau das ist sie, verstehen Sie – die einzige Möglichkeit, wie der Diamant aus dem Zimmer verschwinden konnte – ich warf ihn einem Komplizen zu, der unten wartete.«
»Nicht die einzige Möglichkeit«, bemerkte Mr Parker Pyne.
»Welche schlagen Sie dann vor?«
»Wenn Sie ihn nicht hinunterwarfen, muss es einfach eine andere Lösung geben!«
»Ich verstehe. Ich hoffte, Sie hätten etwas Bestimmtes im Auge. Also, ich kann nur wiederholen, dass ich den Stein nicht hinunterwarf, aber ich kann nicht erwarten, dass Sie mir glauben – oder irgend jemandem sonst.«
»Doch, ich glaube Ihnen«, sagte Mr Parker Pyne.
»Sie glauben mir? Warum?«
»Sie sind kein krimineller Typ«, sagte Mr Parker Pyne. »Das heißt, Sie sind nicht der Typ, der Juwelen stiehlt. Es gibt natürlich Verbrechen, die Sie verüben könnten – aber mit diesem Thema wollen wir uns jetzt nicht befassen. Jedenfalls sehe ich in Ihnen nicht den Dieb des Mo r ning Star.«
»Jeder andere tut es aber«, antwortete Llewellyn bitter.
»Aha!« sagte Mr Parker Pyne.
»Sie sahen mich alle so komisch an. Marroway nahm die Zeitung in die Hand und warf einen Blick zum Fenster hinaus. Dabei sagte er kein Wort. Aber Pointz begriff sofort. Ich konnte ihnen ansehen, was sie dachten. Doch niemand beschuldigte mich offen, das ist das Teuflische daran.«
Mr Parker Pyne nickte mitfühlend. »So was ist viel schlimmer«, sagte er.
»Ja. Sie haben nicht mehr als einen Verdacht. Kürzlich war ein Polizeibeamter bei mir, der eine Menge Fragen stellte – Routinefragen, wie er es nannte. Einer von der neuen studierten Sorte. Sehr taktvoll – überhaupt keine Andeutungen. Interessierte sich nur für die Tatsache, dass ich knapp bei Kasse gewesen war und plötzlich über ein bisschen Geld verfügte.«
»Stimmt das?«
»Ja, ich hatte Glück mit ein oder zwei Pferden. Leider schloss ich die Wetten auf der Rennbahn ab und verfüge über keinerlei Beweise, dass ich das Geld auf diese Art bekommen habe. Das Gegenteil kann man mir natürlich auch nicht beweisen – aber das ist gerade die Art bequemer Lüge, die jemand erfinden würde, der nicht verraten will, woher das Geld tatsächlich stammt.«
»Da stimme ich Ihnen zu. Trotzdem müssten sie schon eine Menge mehr in der Hand haben, um die Sache weiterzuverfolgen.«
»Ach, wissen Sie, ich habe keine Angst davor, eingesperrt und des Diebstahls angeklagt zu werden. In gewisser Weise würde das die Sache sogar vereinfachen: Man wüsste, wie man dran ist. Doch so bleibt die grässliche Tatsache bestehen, dass alle diese Leute glauben, ich hätte den Diamanten gestohlen.«
»Meinen Sie jemand bestimmten?«
»Was wollen Sie damit andeuten?«
»Eine Vermutung, weiter nichts.« Wieder schwenkte Mr Parker Pyne die wohlgepflegte Hand. »Aber es gibt eine bestimmte Person, nicht wahr? Vielleicht Mrs Rustington?«
Llewellyn errötete. »Wieso gerade sie?«
»Oh, mein Bester, da gibt es eindeutig jemanden, auf dessen Meinung Sie besonders großen Wert legen – vermutlich eine Dame. Welche Damen waren anwesend? Ein amerikanischer Teenager? Lady Marroway? In Lady Marroways Achtung würden Sie vermutlich steigen, nicht sinken,
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