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Paradies Pollensa

Paradies Pollensa

Titel: Paradies Pollensa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ihnen verlässt auch der Diamant das Zimmer, sauber mit einem Stück Kaugummi unter einem Teller befestigt, den Pietro hinausträgt. So einfach war das!«
    »Aber ich habe den Stein danach noch gesehen.«
    »Nein, nein, Sie sahen eine Nachbildung aus Glas, die auf den ersten Blick durchaus echt wirkt. Stein, so erzählten Sie mir, sah den ›Diamanten‹ kaum an. Eve lässt die Imitation fallen, fegt auch das Glas hinunter und tritt fest auf Glas und Stein. Wundersames Verschwinden des Diamanten! Beide, Eve und Leathern, können sich nach Lust und Laune durchsuchen lassen.«
    »Nun… ich…« Llewellyn schüttelte sprachlos den Kopf. »Sie sagten, dass Sie die Bande an meiner Beschreibung wiedererkannten. Hat sie den Trick schon vorher einmal benutzt?«
    »Nicht genau so, aber es war ihre Arbeitsweise. Natürlich wurde meine Aufmerksamkeit sofort auf Eve gelenkt.«
    »Warum? Ich habe sie nicht verdächtigt, niemand tat es. Sie schien so… so ein unschuldiges Kind zu sein.«
    »Das ist Maria Amalfis besondere Begabung. Sie ist einem Kind ähnlicher, als es ein Kind selbst überhaupt sein kann. Und dann die Knetmasse! Die Wette wirkte ganz spontan – und doch hatte die junge Dame etwas Knetmasse griffbereit. Das sprach für einen genauen Plan und lenkte meinen Verdacht sofort auf sie.«
    Llewellyn stand auf. »Mr Pyne, ich bin Ihnen zu unendlichem Dank verpflichtet.«
    »Klassifizierung«, murmelte Mr Parker Pyne, »die Klassifizierung der kriminellen Typen, das ist es, was mich interessiert.«
    »Sie lassen mich bitte wissen, wie viel… hm…«
    »Mein Honorar wird ziemlich bescheiden sein«, sagte Mr Parker Pyne, »und dürfte kein allzu großes Loch in Ihre – hm – Wettgewinne reißen. Trotzdem, junger Mann, würde ich an Ihrer Stelle die Pferde in Zukunft in Ruhe lassen. Ein sehr unzuverlässiges Tier, das Pferd.«
    »Das geht in Ordnung«, sagte Llewellyn.
    Er schüttelte Mr Parker Pyne die Hand und verließ das Büro. Draußen winkte er einem Taxi und gab als Ziel Janet Rustingtons Adresse an. Er hatte das Gefühl, dass er auf der ganzen Linie siegen würde.

Die Uhr war Zeuge
     
    G edankenvoll blickte der zierliche Mr Sattersway seinen Gastgeber an. Zwischen den beiden Männern herrschte eine merkwürdige Freundschaft. Der Oberst entstammte dem Landadel und hatte eine einzige Leidenschaft: den Sport. Die wenigen Wochen des Jahres, die er aus geschäftlichen Gründen in London verbringen musste, machten ihm nie solche Freude. Mr Sattersway hingegen war ein Stadtmensch, der alles über französische Küche, die neueste Mode und die letzten Skandale wusste. Das Studium der menschlichen Natur war seine Leidenschaft. Darin hatte er es zur Meisterschaft gebracht.
    Deshalb schien es so, als hätten er und Oberst Melrose wenig Gemeinsames, denn der Oberst zeigte kaum Interesse für die Angelegenheiten seiner Mitmenschen und verabscheute Emotionen. Hauptsächlich waren die Männer Freunde, weil schon ihre Väter befreundet gewesen waren. Außerdem hatten sie denselben Bekanntenkreis und die gleichen reaktionären Ansichten über die nouveaux riches.
    Es war gegen halb acht Uhr abends. Die beiden Männer saßen in dem gemütlichen Arbeitszimmer von Melrose. Der Oberst berichtete mit dem Enthusiasmus des begeisterten Reiters von einer Jagd im letzten Winter. Mr Sattersway, dessen Kenntnisse über Pferde hauptsächlich aus gelegentlichen Besuchen in den Reitställen seiner ländlichen Gastgeber herrührten, hörte ihm mit unerschütterlicher Höflichkeit zu.
    Das schrille Läuten des Telefons unterbrach Melrose. Er ging zum Schreibtisch und nahm den Hörer ab.
    »Hallo, ja? Oberst Melrose am Apparat. Was gibt’s?«
    Seine Haltung änderte sich, wurde offiziell und steif. Jetzt sprach der Amtsträger, nicht mehr der Sportsmann. Er hörte einige Augenblicke gespannt zu, dann antwortete er knapp: »In Ordnung, Curtis, ich komme sofort.« Während er den Hörer auflegte, sagte er zu seinem Gast: »Man hat Sir James Dwighton in seiner Bibliothek aufgefunden – ermordet.«
    »Um Gottes willen!« entfuhr es Mr Sattersway überrascht.
    »Ich muss sofort nach Alderway. Möchten Sie mitkommen?«
    Jetzt fiel Mr Sattersway ein, dass der Oberst Polizeichef der Grafschaft war. Er zögerte. »Wenn ich nicht störe…«
    »Aber überhaupt nicht. Inspektor Curtis war am Apparat. Er ist ein gutmütiger, ehrlicher Bursche, aber nicht gerade der intelligenteste. Ich wäre froh, wenn Sie mitkämen, Sattersway. Mein Gefühl sagt mir,

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