Paradies Pollensa
wenn Sie solch einen Coup gelandet hätten. Ich weiß nämlich einiges über diese Dame. Also bleibt nur Mrs Rustington.«
Llewellyn entgegnete mit einiger Anstrengung: »Sie… sie hat ein ziemlich unglückliches Erlebnis hinter sich. Ihr Mann war ein gemeiner Kerl. Deshalb traut sie keinem Menschen mehr. Wenn… wenn sie glaubt…« Er wusste nicht mehr weiter.
»Ganz recht!« sagte Mr Parker Pyne. »Wie ich sehe, ist die Angelegenheit wirklich sehr wichtig. Sie muss aufgeklärt werden.«
Llewellyn lachte auf. »Das ist leicht gesagt.«
»Und ganz leicht getan«, erwiderte Mr Parker Pyne.
»Glauben Sie?«
»Aber ja, das Problem liegt klar auf der Hand. Viele Lösungsmöglichkeiten scheiden deshalb aus. Die Antwort dürfte äußerst einfach sein. Tatsächlich habe ich bereits einen gewissen Verdacht…«
Evan starrte ihn ungläubig an.
Mr Parker Pyne zog einen Notizblock heraus und nahm einen Stift zur Hand.
»Bitte, geben Sie mir eine kurze Beschreibung der anwesenden Personen.«
»Habe ich das nicht bereits getan?«
»Ich benötige persönliche Merkmale: Haarfarbe und so weiter.«
»Aber Mr Pyne, was soll das mit dem Fall zu tun haben?«
»Sehr viel, junger Mann, sehr viel, Klassifizierung und so weiter.«
Immer noch ziemlich ungläubig, beschrieb Evan die persönliche Erscheinung der Gäste des Bootsausfluges.
Mr Parker Pyne machte sich ein oder zwei Notizen, dann schob er den Block weg und sagte: »Ausgezeichnet. Nebenbei, erzählten Sie nicht, dass ein Weinglas zerbrach?«
Evan starrte ihn wieder an. »Ja, es wurde vom Tisch gestoßen, und dann trat jemand darauf.«
»Unangenehme Sache, solche Glassplitter«, bemerkte Mr Parker Pyne. »Wessen Weinglas war es?«
»Ich glaube, das von dem Kind – Eve.«
»Aha. Und wer saß auf dieser Seite neben ihr?«
»Sir George Marroway.«
»Sie haben nicht beobachtet, wer das Glas umstieß?«
»Leider nein. Ist das wichtig?«
»Nicht unbedingt. Nein. Das war eine überflüssige Frage.« Er stand auf. »Nun, Mr Llewellyn, können Sie in drei Tagen wiederkommen? Ich nehme an, dass der Fall bis dahin restlos geklärt ist.«
»Machen Sie Witze, Mr Pyne?«
»In beruflichen Angelegenheiten spaße ich nie, mein Lieber. Das könnte bei meinen Klienten Misstrauen erwecken. Wie wäre es am Freitag um halb zwölf? Danke schön.«
Llewellyn betrat Parkers Büro am Freitagvormittag in einem beträchtlichen Gemütsaufruhr. Zweifel und Hoffnung kämpften in ihm.
Mr Parker Pyne erhob sich mit einem strahlenden Lächeln und begrüßte ihn. »Guten Morgen, Mr Llewellyn. Bitte, nehmen Sie Platz! Zigarette gefällig?«
Llewellyn schob die angebotene Schachtel beiseite.
»Nun?« fragte er.
»Alles in bester Ordnung«, entgegnete Mr Parker Pyne. »Die Polizei hat die Bande gestern Abend verhaftet.«
»Die Bande? Welche Bande?«
»Die Amalfi-Bande. Ich habe gleich an sie gedacht, als ich Ihren Bericht hörte. Ich erkannte ihre Arbeitsmethoden, und als Sie mir dann die Gäste beschrieben, nun, da gab es keinen Zweifel mehr.«
»Wer ist die Amalfi-Bande?«
»Vater, Sohn und Schwiegertochter – das heißt, wenn Pietro und Maria tatsächlich verheiratet sind, woran einige Leute zweifeln.«
»Ich verstehe nicht.«
»Es ist ziemlich einfach. Der Name ist italienisch, und ohne Zweifel stammt die Familie auch aus Italien, aber der alte Amalfi wurde schon in Amerika geboren. Seine Methoden sind für gewöhnlich immer dieselben. Er gibt sich als Geschäftsmann aus, sucht die Bekanntschaft eines prominenten Mannes aus dem Juwelenhandel irgendeines europäischen Landes und spielt dann seinen kleinen Trick. In diesem Fall war er ganz bewusst hinter dem Morning Star her. Pointz’ Spleen ist in der Branche wohlbekannt. Maria Amalfi spielte die Rolle seiner Tochter. Sie ist eine erstaunliche Person, mindestens siebenundzwanzig Jahre alt und verkörpert fast immer die Rolle einer Sechzehnjährigen.«
»Aber doch nicht Eve!« rief Llewellyn verblüfft.
»O ja! Das dritte Mitglied der Bande verschaffte sich im Royal George Arbeit als Aushilfskellner – bedenken Sie, es war Ferienzeit, und man brauchte sicherlich zusätzliches Personal. Vielleicht hat er sogar einen der fest angestellten Kellner bestochen, wegzubleiben. Damit ist die Szene vorbereitet. Eve fordert den alten Pointz heraus, und der nimmt die Wette an. Wie am Abend zuvor reicht er den Diamanten herum. Die Kellner betreten das Zimmer, und Leathern behält den Stein zurück, bis sie wieder gehen. Aber mit
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