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Paradies

Paradies

Titel: Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Aufnahmen erworben.
    Er verstummte. Sein Blick ging wieder in die Ferne, und Annika wartete.
    »Dann sind Sie Serbe?«, fragte sie.
    Der alte Offizier sah sie müde an.
    »Damals wuchs man auf, ohne an seine Herkunft zu denken«, erwiderte er. »Ich war ein Einzelkind, und mein bester Jugendfreund war wie ein Bruder für mich. Es war Aidas Vater. Jovan war ein sehr intelligenter Mann, aber weil er Moslem war, waren ihm im Staatswesen alle Türen verschlossen. Er wurde Bäcker, und zwar ein sehr guter.«
    Der Mann verstummte und fuhr sich mit seiner behaarten Hand und den behaarten Fingern über die Augen.
    »Aber Sie wurden kein Bäcker«, sagte Annika leise.
    »Ich habe Karriere beim Militär gemacht«, sagte der alte Mann, »genau wie mein Vater und mein Großvater vor mir auch. Ich habe niemals geheiratet. Jovan dagegen bekam eine fantastische Familie, eine schöne Frau und drei begabte Kinder. Ich habe sie in all den Jahren immer wieder besucht, im Sommer und zu Weihnachten. Mein Liebling war die Tochter des Hauses, Aida. Sie war süß wie ein Engel und hatte eine glockenklare Stimme…«
    Der alte Mann kippte seinen Schnaps in einem Schluck runter und wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab.
    »Weshalb machen Sie sich Gedanken über Aida?«, fragte er.
    »Ich bin Journalistin«, antwortete sie, »meine Arbeit besteht darin, über Dinge zu schreiben, die wichtig und wahr sind, die Lebensbedingungen der Menschen zu beschreiben…«
    »Ha!«, platzte der Mann plötzlich heraus. »Journalisten sind Lakaien, genau wie Soldaten. Nur, dass ihr mit Lügen statt mit Waffen kämpft.«
    Annika zuckte zusammen, auf seinen Wutanfall war sie nicht vorbereitet gewesen.
    »Das ist nicht wahr!«, sagte sie vorsichtig. »Mein einziger Auftraggeber ist die Wahrheit.«
    Der Offizier sah in sein leeres Glas.
    »Ach ja, so so, dann schreiben Sie also im Dienst einer guten Sache? Dann bekommen Sie kein Geld für Ihre Arbeit?«
    Sie breitete die Arme aus.
    »Natürlich bekomme ich ein Gehalt, ich bin Angestellte einer unabhängigen und überparteilichen Zeitung…«
    »Eine kommerzielle Zeitung, die man für Geld kaufen kann? Wie kann eine solche Zeitung frei sein? Ihre Stimme ist gekauft, korrupt, verlogen.«
    Der Mann stand wieder auf und füllte sein Glas nach. Diesmal bot er Annika nichts an. Als er sich ihr gegenüber wieder hinsetzte, sah sie etwas in seinen Augen aufblitzen. Dies war ein Mann, der es früher geliebt hatte zu diskutieren, der sowohl die Worte als auch die Macht dazu gehabt hatte.
    »Das Kapital ist seine eigene Wahrheit«, sagte er. »Es zielt nur darauf ab, sich zu vermehren, koste es, was es wolle.«
    »Das ist nicht wahr«, wandte sie ein und war selber erstaunt über ihre Streitlust. »Nur eine freie und unabhängige Presse kann den Fortbestand der Demokratie garantieren…«
    »Die Demokratie, ha! Die schafft doch nur Konkurrenz und Instabilität, Politiker, die sich den Wählern feilbieten wie Huren, Kapitalisten, die ihre Mitmenschen ausnützen und ausbeuten. Ich gebe nicht viel auf Ihre Demokratie.«
    »Und was ist bitte die Alternative?«, fragte Annika. »Ein totalitärer Staat mit einer zensierten Presse?«
    Der Mann beugte sich vor und lächelte jetzt beinahe ein wenig.
    »Allein der Staat kann Verantwortung für die Menschen übernehmen«, sagte er. »Das einzige Ziel des Staates muss das Wohl der Menschen sein. Die Presse soll ohne wirtschaftlichen Gewinn informieren und aufklären. In euren Zeitungen und Fernsehprogrammen sprechen keine freien Stimmen, sondern der Kapitalismus.«
    Annika schüttelte den Kopf.
    »Sie irren sich«, sagte sie. »Wie toll ist es denn eigentlich bei Ihnen in Serbien mit Slobodan Milosevic?«
    Das Gesicht des Mannes verdüsterte sich. Annika hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen. Was hatte sie da wieder gesagt?
    »Verzeihen Sie«, flüsterte sie, »ich wollte Sie nicht verletzen…«
    »Milosevic ist ein Bauer«, sagte der alte Mann mit erstickter Stimme. »Sehen Sie sich an, was er aus meinem Land gemacht hat! Er hat die KOS zerschlagen, die einzige Organisation, die über die Mittel verfügte, Recht und Ordnung aufrechtzuerhalten, er hat unseren Etat gekürzt, bis nichts mehr übrig war, und das ganze Geld dem RDB gegeben.«
    Er ließ seine Faust mit solcher Wucht auf den Nachttisch niedersausen, dass Annika vom Bett auffuhr.
    »Dieser verdammte RDB, sehen Sie sic h doch an, was die aus meinem Land gemacht haben! Sie haben zugelassen, dass kriminelle Bauern

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