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Paradies

Paradies

Titel: Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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zusammengestellt hatte, zu begleiten. Es gab Probleme auf dem Weg aus Bosnien heraus. Einmal wurde der Transport gestoppt und einige der jüngeren Frauen von betrunkenen Soldaten, Barbaren, aus dem Bus geschleppt. Wir wissen nicht, was genau passiert ist, aber als der Bus weiterfuhr, lagen zwei Soldaten tot in ihren Schilderhäuschen, mit ihren eigenen Waffen in den Mund geschossen. Das kann nur Aida gewesen sein.«
    Der Mann ließ den Kopf hängen. Annika wurde übel.
    »Warum wollte sie nach Schweden?«, flüsterte sie.
    »Sie hatte gehört, Ratko sei hier. Sie hatte Rache geschworen. Das war das Einzige, was ihr noch etwas bedeutete. Er hatte ihr die ganze Familie genommen, ihr Leben. Jahrelang habe ich nichts mehr von ihr gehört. Das hat mir oft wehgetan. Ich habe damals einen Fehler gemacht. Ich hätte den Kontakt aufrechterhalten sollen. Alleine kann man nicht leben. Aida hätte mich gebraucht.«
    Plötzlich brannte die Kette um ihren Hals, war schwer und heiß, die Dankbarkeit einer Mörderin.
    »Dann hat sie mir geschrieben«, sagte der Mann mit erstickter Stimme, »am Samstag, dem 3. November. Ihr Auftrag sei fast erledigt, schrieb sie. Sie habe Kontakt zu Ratko aufgenommen, sie wollten sich treffen, einer von ihnen werde bei diesem Treffen sterben.«
    »Sie hat den Kontakt aufgenommen?«, fragte Annika. »Sind Sie sicher, dass sie selber Kontakt zu Ratko aufgenommen hat? Die beiden haben sich auf ihre Initiative hin getroffen? Dann hat sie also gar keiner verraten?«
    Der Mann senkte den Kopf.
    »Sie wollte es zu einer entscheidenden Konfrontation mit Ratko kommen lassen«, sagte er leise. »Sie hat mich gebeten, den Rest zu erledigen, falls etwas schiefgehen sollte. Ich habe alle Säuberungen überlebt, ich genieße immer noch Milosevics Vertrauen, ich habe Ratkos Existenz zerstört.«
    Seine Schultern schüttelten sich wieder, und er hielt sich die Hand vor die Augen.
    »Gehen Sie«, bat er.
    »Aber…«
    »Gehen Sie jetzt.«
    Sie bückte sich, legte Stift und Notizblock in ihre Tasche, zögerte einen Augenblick und ließ dann die blauen Dokumente ebenfalls darin verschwinden, die TIR-Plomben aus der jugoslawischen Botschaft.
    »Danke für alles«, flüsterte sie.
    Der Mann antwortete nicht.
    Sie verließ ihn, ging schweigend in den kleinen Flur, öffnete die Zimmertür und trat in den Hotelkorridor hinaus.
    Der alte Offizier blieb auf dem Bett sitzen, während es dunkel wurde. Seine Schultern, der Rücken und die Hände schmerzten.
    Seine Füße wurden kalt und taub. Die junge Journalistin hatte die Plomben mitgenommen, das war gut so. Sie würden niemals nachweisen können, dass er sie gestohlen hatte, auch wenn sie es natürlich vermuten würden.
    Er beschloss, ein Bad zu nehmen, ging ins Badezimmer, machte das Licht an, setzte den Stopfen auf den Abfluss und ließ heißes Wasser einlaufen. Während sich die Wanne mit Wasser füllte, saß er auf dem Toilettendeckel, ließ die Kälte des gekachelten Fußbodens in seine Beine hochziehen, hieß den Schmerz willkommen.
    Als das Wasser über den Rand lief und seine Zehen erreichte, drehte er ab, ging wieder in das Zimmer und in die Dunkelheit hinaus, zog sich aus und legte seine Kleider sorgfältig zusammengefaltet auf einen Stuhl.
    Anschließend ließ er sich bis zum Kinn in das heiße Wasser sinken, schloss lange die Augen und blieb so liegen, bis sein Körper sich aufzulösen schien.
    Als das Wasser abgekühlt war, stieg er aus der Wanne, trocknete sich sorgfältig ab, rasierte und kämmte sich und holte seine Paradeuniform mit allen Orden und Medaillen für besondere Verdienste aus dem Schrank. Langsam und sorgsam zog er sich an, strich mit den Händen über die Aufschläge seiner Uniform und setzte sich die Offiziersmütze korrekt auf den Kopf. Anschließend ging er wieder zu dem kleinen Tresor und holte seine Dienstwaffe heraus.
    Er betrachtete sein Spiegelbild in der Fensterscheibe, das ganze spiegelverkehrte Hotelzimmer schwebte über den dreieckigen Betonplatten auf dem Sergels Torg. Er begegnete seinem ruhigen und entschlossenen Blick unter dem Schirm der Mütze, richtete die trüben Augen auf den Platz, behielt den Ort im Blick, wo sie gestorben war.
    Zusammen, dachte er, steckte sich die Mündung in den Mund und drückte ab.
    Eleonor strich sich mit dem Handrücken über die Stirn.
    »Das Filet ist fertig«, sagte sie. »Wie sieht es mit dem Gratin aus?«
    Thomas öffnete die Ofenklappe und stach mit einer Ofennadel in die Mitte des

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