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Paradies

Paradies

Titel: Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Zugfahrkarte, Notizblock und Stift und einer schweren Goldkette, auf dem Fußboden aus.
    Die Goldkette. Annika hob sie auf. Aidas Geschenk. Die hatte sie ganz vergessen.
    Rasch stopfte sie alles außer dem Notizblock und dem Stift in die Tasche zurück.
    »Warum sind Sie bedroht?«, fragte sie, während sie sich wieder auf die Couch setzte.
    Maria Eriksson lächelte schwach.
    »Ich glaube, ich nehme doch einen Tee, er sieht so gut aus. Danke.
    Das Übliche, ich habe mich in den falschen Mann verliebt. Ich habe mir schon gedacht, dass Sie danach fragen werden, deshalb habe ich die Unterlagen zu meinem Fall mitgebracht.«
    Sie holte eine Mappe mit einem Stapel Blätter hervor.
    »Das sind Kopien. Wenn Sie wollen, können Sie sie behalten, aber ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie die Papiere an einem sicheren Ort verwahren könnten.«
    »Erzählen Sie«, sagte Annika und nahm die Mappe entgegen.
    »Er hat versucht, mich zu erwürgen«, begann Maria Eriksson und schüttete Zucker in ihren Tee. »Mich mit einem Messer bedroht, misshandelt, vergewaltigt. Er hat versucht, unsere Tochter zu entführen, das Haus beschädigt, alles, was man sich vorstellen kann.
    Brandstiftung. Ich könnte noch viel mehr aufzählen, und es gibt niemanden, der etwas dagegen unternimmt.«
    Sie trank vorsichtig einen Schluck Tee. Annikas alter Zorn erwachte wieder zum Leben.
    »Ich weiß, wie so etwas sein kann«, sagte sie. »Warum hat die Polizei nichts unternommen?«
    Maria Eriksson lächelte wieder.
    »Meine Eltern wohnen noch in meiner Heimatstadt«, antwortete sie. »Er würde sie umbringen, wenn ich reden würde.«
    »Woher wollen Sie wissen, dass er nicht nur blufft?«
    »Er hat versucht, meinen Vater zu überfahren.«
    »Ich werde mir Ihre Unterlagen später anschauen«, sagte Annika und legte sie auf den Fußboden.
    Sie wusste nichts mehr zu sagen. Sie würde die Sache sorgfältig studieren, aber sie ahnte schon, dass sie bestätigt finden würde, was Maria erzählt hatte. Sie glaubte der Frau, die etwas Unverfälschtes ausstrahlte, vielleicht lag das an der Angst.
    Sie schwiegen eine Weile, nur das Porzellan klirrte.
    »Gibt es diese Stiftung überhaupt?«, erkundigte sich Annika.
    Maria Eriksson nickte.
    »Rebecka verlangt Geld, aber das ist im Großen und Ganzen auch schon alles, was sie tut. Eine Löschung findet, soweit ich sehen kann, nicht statt. Manchmal beantragt Rebecka für den Klienten einen Sperrvermerk beim Einwohnermeldeamt.«
    »Was ist das?«, fragte Annika.
    Maria setzte sich zurecht.
    »Es gibt zwei, drei verschiedene Formen von Schutz für bedrohte Personen«, antwortete sie. »Am einfachsten ist es, einen Sperrvermerk zu bekommen. Dabei unterliegen Personennummer, Adresse und Angaben über Verwandte in allen behördlichen Registern der Geheimhaltung. Man findet in den Registern dann nur den Vermerk, dass die Angaben zur Person geheim sind.«
    Annika nickte und erinnerte sich an den Computerbildschirm zu Rebecka Björkstig.
    »Das ist ziemlich ungewöhnlich, oder?«
    »Weniger als zehntausend Menschen in Schweden haben einen Sperrvermerk«, erwiderte Maria Eriksson. »Die Entscheidung über einen solchen Sperrvermerk wird vom Leiter des zuständigen Finanzamts an dem Ort, wo man gemeldet ist, getroffen. Um einen Sperrvermerk zu bekommen, ist eine konkrete Bedrohung erforderlich.«
    »Haben Sie einen Sperrvermerk?«
    »Nein, meine Familie hat etwas, das man
Restschreibung
nennt.
    Das ist eine umfangreichere und kompliziertere Art von Personenschutz. In solchen Fällen kennt nur eine einzige Person den Ort, an dem man gemeldet ist, und zwar der Leiter des dortigen Finanzamts. Um eine solche Restschreibung zu bekommen, müssen zudem strengere Kriterien erfüllt werden als für einen Sperrvermerk, die Bedrohung soll ungefähr der Schwere entsprechen, bei der auch ein Besuchsverbot ausgesprochen wird.«
    »Wie viele Menschen in Schweden haben eine solche Restschreibung?«
    »Weniger als hundert Personen«, sagte Maria Eriksson.
    Sie war tatsächlich gelöscht worden.
    »Gibt es noch andere Möglichkeiten?«
    »Man kann natürlich auch einen neuen Namen und eine neue Personennummer annehmen. Die bekommt man über das Hauptpolizeiamt, das vom Finanzamt eine neue Personennummer errechnen lässt.«
    Hier weiß jemand haargenau, wovon er redet, dachte Annika.
    »Haben Sie eine neue Identität angenommen?«
    Maria Eriksson zögerte kurz, nickte dann aber.
    »Ich habe mehrere Namen gehabt und eine Zeit lang auch eine neue

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