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Paradiessucher

Paradiessucher

Titel: Paradiessucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rena Dumont
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Landratsamt, an die Polizeistation, sogar an das Polizeipräsidium schreiben, helfen nichts. Wahrscheinlich lachen sie sich kaputt, wenn sie lesen, was drinsteht, falls sie es überhaupt lesen. Oder sie verstehen den Zusammenhag nicht. Was weiß ich. Keiner der Briefe wird beantwortet.
    Marian bedauert den Vorfall, schließlich hat er uns das alles eingebrockt. Schließlich war es grundsätzlich unverantwortlich von ihm, ein Tier zu verschenken, als wäre es ein Parfum oder eine Weinflasche. Er bedauert den Vorfall, Benny ist ihm egal. Er hat mir einen Hund geschenkt, weil ein Mann einer Frau eben einen Hund schenkt. Ein Spielzeug. Das macht man so. Keine Ahnung, wieso. Er will von mir keine Fragen hören, das gehört sich nicht für eine brave Freundin. Sie soll den Hund streicheln, wenn sie traurig ist.

EINE LANGHAARIGE ÜBERRASCHUNG TAUCHT AUF
    Marian und ich haben kein Bett, in dem wir miteinander schlafen können. In unserem Zimmer hält sich meistens meine Mutter auf, in seinem vier Albaner, drei Jugoslawen und ein Slowake. Draußen wird es langsam ungemütlich, und ein Hotelzimmer ist wohl zu teuer. Manchmal tun wir es einfach nachts auf seinem Hochbett. Mutter denkt, wir gehen aus und kommen spät in der Nacht zurück, stattdessen kuscheln wir uns auf seinem Hochbett aneinander, meist in Löffelchenposition. So können wir uns ungehindert berühren oder streicheln, wie wir Lust haben, und gleichzeitig den Überblick behalten. Er muss vorsichtig sein, damit es keiner merkt, Langsamkeit und Zärtlichkeit sind angesagt. Das mag ich. Nachdem er meine Unterhose abgestreift hat, steckt er mir seinen harten Schwanz rein und bewegt sich erst mal nicht. Das Bett darf nicht wackeln, das wäre besonders peinlich. So liegen wir ewig da und bewegen uns nur äußerst selten, was dazu führt, dass auch ich etwas spüre. Ein warmes, lustvolles Gefühl, bei dem ich mir wünsche, dass es niemals aufhört. Ich nehme an, dass es mit Orgasmus oder sexueller Lust zu tun hat.
    Ein Höhepunkt kam noch nicht, aber ich bin schon nah dran. In solchen Momenten liebe ich ihn und möchte es ihm auch sagen. Das geht aber nicht, da wir so tun, als würden wir tief schlummern. Er kommt, zuckt ein wenig, und in diesem Moment könnte es sein, dass der Slowake unter uns im Bett etwas merkt. Er verrät uns aber nicht, er ist still, wartet, bis ich vom Bett heruntersteige, mich leise anziehe und das Zimmer verlasse. Dann holt er sich mit Sicherheit einen runter. Gott sei Dank schlafe ich nicht oft bei Marian, denn ich komme mir eher wie eine Prostituierte als wie seine Freundin vor. Die Geheimnistuerei ist mühsam, ich habe wenig Gelegenheiten, mit ihm zu sprechen, zu leben, zu teilen, zu sein. Eigentlich kenne ich Marian nicht.
    Manchmal bittet Marian meine Mutter, ihm und seinen Kumpels unser Auto zu leihen. Mutter tut es äußerst ungern, weil der Fiat meist in desolatem Zustand zurückgegeben wird. Sie traut sich jedoch nicht, ihm den Wagen zu verweigern. Das Armaturenbrett ist stark beschädigt, das Handschuhfach, in der die Landkarte normalerweise lag, ist abgerissen, als hätte es jemand mit den Füßen heruntergetrampelt, der Lack ist an mehreren Stellen zerkratzt … Traurig sieht das Auto aus.
    Ein Albaner klärt uns auf. Nicht der Schläger, der mir Zigaretten dreht, ein anderer, ein unscheinbarer. Einer, der seine Klappe nicht halten kann. Er erzählt mir einige Details über Marian. Meine Vorahnung bestätigt sich, und ich weiß jetzt, wofür sie das Auto brauchen: um gestohlene Ware vom Tatort zum Abnehmer zu transportieren. Jetzt ist mir auch klar, weshalb das Auto so ruiniert wird. Es geht hier nicht um einzelne Kleidungstücke oder Unterwäsche, sondern um Hi-Fi-Anlagen, Alkohol und Zigaretten im großen Stil. Das hinterlässt Spuren an unserem Fiat, der Fiat ist eben kein Lkw.
    Damit lässt sich gut verdienen. Kein Wunder, dass Marian gerne einlädt und mit Geld um sich schmeißt. Er spart keinen Pfennig, sondern verschwendet alles, um den großen Macker zu spielen.
    Ich sitze gemeinsam mit den anderen internationalen Genossen in dem stinkigen, unaufgeräumten Zimmer, in dem ich mit Marian schlafe und albanischen Tabak rauche.
    Ich rauche gerade genüsslich, obwohl Marian das nicht mag, weil er der Meinung ist, Frauen sollten nicht rauchen, das sei Männersache. Päh …
    Es ist Nachmittag. Eine Frau tritt ein. Sie hat kurz angeklopft, aber nicht auf Antwort gewartet, sondern gleich die Tür geöffnet. Sie trägt lange glatte

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