Paraforce 2 - Das Antlitz des Grauens
den Gang entlang und betreten kurz darauf das Büro der Sekretärinnen. Baptiste und Blackstone haben ihre eigene Perle, wir Außenagenten teilen uns zwei ältere, stets adrett gekleidete Damen, die neben dem Schreibkram auch für Organisatorisches zuständig sind.
Das Labor hat keine Sekretärinnen, dafür aber einige Laborhelfer mit ähnlichen Aufgaben. Labor-Bienchen , wie Singh sie humorvoll nennt, es aber nicht böse meint.
»Wir brauchen Tickets nach Ägypten sowie Hotelzimmer vor Ort«, bestelle ich bei Uta Howard, die früher Schmidt hieß, aus Deutschland kommt und einen amerikanischen Soldaten geheiratet hat.
»Sie ruft eine Webseite auf und beginnt, Daten einzutragen. »Der nächste Flug geht in sechs Stunden vom JFK. Drei Plätze in der Business, Nichtraucher.«
Sie schenkt uns ein Lächeln. »Einzelzimmer?«
»Besser wäre das. Westlicher Standard, keine einheimische Klitsche. Drei, vier Kakerlaken pro Zimmer sind genug.«
Ximena verzieht das Gesicht. »Kakerlaken?«
»Ohne geht es in diesen Ländern nicht«, bestätigt ihr Jane. »Selbst Touristen müssen das hinnehmen. Aber in Häusern bekannter Ketten halten sie sich in Grenzen.«
Uta Smith klickt ein wenig herum. »Okay, ein Einzelzimmer und ein Doppelzimmer im Holiday Inn Cairo Citystar. Ein Vertragshotel von uns, daher ist es günstig. Drei Einzelzimmer geht nicht mehr.«
»Paraforce besitzt Vertragshotels?«, fragt Ximena.
»Nein, die Vereinten Nationen.« Ute schenkt meiner Partnerin ein Petzauge. »Auch wenn wir im Keller sitzen, gehören wir doch zur großen, glücklichen Familie der Vereinten Nationen.«
Zufrieden verlassen wir das Büro der Sekretärinnen wieder.
»Ein Einzel- und ein Doppelzimmer? Wie teilen wir uns auf?«
»Ihr das Doppelzimmer, ich das Einzelzimmer«, erkläre ich grinsend. »Das gibt euch die Gelegenheit zu langen Gesprächen vor dem Einschlafen. Und mir gibt es die Gelegenheit zu langen Telefonaten mit Chantalle.«
»Gut, dass wir das demokratisch beschlossen haben«, grummelt Jane.
»Ich bin Commander, ihr beide seid es nicht. In Momenten wie diesen bin ich streng diktatorisch.«
Empörte Rufe werden laut. Kaum im Büro bewerfen mich beide mit Papierkügelchen. Das hätte ich nun von meinem Commander , wie Jane lachend meint.
In diesem Moment wird mir klar, welch ein Glück ich hatte, diesen Job zu bekommen. Mit diesen Leuten und diesen Aufgaben.
Notfalls lasse ich mich wandeln, um das nicht zu verlieren , beschließe ich und schalte den PC ab. Auch wenn meine Tasche stets gepackt im Kofferraum des Wagens liegt, möchte ich die Zeit nicht bis zum Abflug im Büro verbringen.
Chantalle schläft noch – sie wird sich freuen, wenn ich mich von ihr verabschiede.
Kapitel 8
Schwarzes Land
Kairo
I
»Ägypten ist groß«, stellt Ximena fest, nachdem wir mit einem Leihwagen vom Flughafen zum Hotel fahren. »Wie sollen wir da Bender und sein Team finden?«
»Mit ein bisschen Glück ist das nicht einmal schwer«, erwidert Jane, die den Wagen steuert. »Man kann in einem Land wie Ägypten nicht einfach die Schaufel auspacken und irgendwo graben. Vor allem dann nicht, wenn es sich um eine große Sache handelt. Zum einen benötigt man Leute, die den Knochenjob auch bei großer Hitze erledigen können. Zum anderen muss man seine Grabung anmelden und genehmigen lassen. Auch Daniel wird das gemacht haben – obwohl ich bezweifle, dass er den Behörden seine wahren Absichten offenbarte.«
»Also brauchen wir nur zu fragen, ob er einen Grabung angemeldet hat?«, wundert sich Ximena.
Ich nicke. »Versuchen können wir es. Da er jedoch weiß, dass wir nach ihm fahnden, wird er entweder einen falschen Namen oder einen Strohmann genutzt haben, damit wir ihm nicht auf die Schliche kommen.«
»Hm. Also?«
»Also hören wir uns um«, gibt Jane grinsend zurück. »Ich bin Archäologin und war häufig in Ägypten. Ergo kenne ich einige Leute. Und Laura … Als Agentin wird auch sie ihre Kontakte haben.«
Ich nickte. »Darauf kannst du wetten.«
Wir erreichen das Hotel, fahren sofort in die Tiefgarage und von dort mit einem Aufzug hinauf zur Lobby.
Schon auf dem Weg hierher sahen wir, dass sich Ägypten verändert hat. Der Arabische Frühling fegte die alte Regierung davon. Doch statt Demokratie und Aufbruch herrschen vorerst Stagnation und Verwirrung. Hinter den Kulissen, so weiß ich von Kollegen in Vauxhall Cross, die mir vor unserem Abflug ein Dossier geschickt haben, tobt ein Machtkampf, in dem auch
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