Paraforce 4 - Die Blutsauger vom Drachenfels
verdammt waren. Es gab eine Erhöhung im Becken. König setzte sich hin und legte den Kopf in den Nacken. Das Buch hielt er dabei dicht vor seine Augen. Mit vor Aufregung bebender Stimme begann er damit, die Beschwörungsformel vorzulesen.
Nils sah, wie Bewegung in das Becken kam. Das Blut schlug kleine Wellen und schien mit jedem gesprochenem Wort unruhiger zu werden. Wenn er nicht zulassen wollte, dass König seinen Plan durchzog, musste er jetzt etwas unternehmen. Nils hielt noch immer das Amulett in der Hand, mit dem der Museumswärter die Fledermäuse beeinflussen konnte. So sehr er sich aber auf den Stein konzentrierte, es gelang ihm nicht, mit den Tieren Kontakt aufzunehmen und so die Lage zu seinen Gunsten zu verändern.
Das Blut im Becken schlug jetzt Blasen. Dunkle Nebelschwaden zogen über die Oberfläche. Königs Stimme glich mittlerweile einem monotonen Gesang. In tiefer Trance nahm er seine Umgebung nicht mehr wahr. War das vielleicht eine Chance?
Nils schaute zu Sarah, die nun ebenfalls keine Notiz mehr von ihrer Umgebung nahm. Was noch viel wichtiger war: Sie hatte den Arm mit der Waffe sinken lassen. Dennoch würde Nils es nicht schaffen, sie schnell genug zu erreichen. Deshalb holte er aus und warf das Amulett, so fest er konnte, auf Königs Tochter.
Sarah wurde von dem Stein an der Stirn getroffen und völlig überrascht. Nils sprang vor und trat mit aller Kraft nach der Hand, in der sie die Pistole hielt. Aus den Augenwinkeln sah er, dass nun auch seine Tante nicht länger wartete und reagierte. Sie stürzte sich auf König und riss ihm Alberichs Schriften aus den Händen.
»Nein«, hallte Sarahs Schrei durch das Gewölbe. »Ihr Wahnsinnigen bringt meinen Vater um.« Wie eine Furie stürzte sie sich auf Nils und schlug mit beiden Fäusten auf ihn ein.
36
Nils hatte große Mühe, sich gegen Sarahs Schläge zu wehren. Endlich gelang es ihm, sie so weit wegzustoßen, dass eine kleine Lücke entstand. Blitzschnell verpasste er dem Mädchen eine schallende Ohrfeige, die sie zu Boden warf.
»Hör mit dem Unsinn auf«, fuhr Nils das Mädchen an und zeigte ihr die geballte Faust, auch wenn er natürlich vermeiden wollte, Sarah wirklich ausknocken zu müssen. »Deinem Vater wird nichts geschehen.«
Der gellende Schrei Königs strafte Nils’ Aussage Lügen. Verwundert dreht der sich um und schaute zur Grotte. Er hatte damit gerechnet, dass sich das Blut wieder beruhigen würde und er den Museumsverwalter einfach aus dem Becken ziehen konnte. Die Vorteile lagen jetzt klar auf der Seite von Lena und Nils. Sie hatten Sarahs Waffe und auch das Amulett des Zwerges Alberich. Doch es kam alles ganz anders.
Eduard König versuchte aufzustehen und das Becken aus eigener Kraft zu verlassen. Eine unsichtbare Macht hinderte ihn daran. Es sah so aus, als würden ihn unsichtbare Hände immer wieder zurückziehen und der Museumswärter tauchte sogar einmal kurz mit dem Kopf unter. Sein Schrei ging Nils durch Mark und Bein. Er hätte dem Mann gerne geholfen, hatte aber keine Ahnung, wo er ansetzen sollte.
Das Blut in dem Becken warf nun Blasen, als würde es kochen. Die Dampfschwaden wurden dicker. König schrie nun, als würde man ihm die Haut bei lebendigem Leib vom Körper ziehen. Voller Entsetzen stellte Nils fest, dass genau das passierte. Zunächst lösten sich nur schmale Streifen an den Armen. Dann waren die ersten Knochen zu sehen.
Nils schaute zu seiner Tante, die wie gebannt dastand und unfähig war sich zu bewegen. Auch ihn selbst schien eine Starre erfasst zu haben. Er wollte König zu Hilfe eilen, aber irgendetwas hielt ihn davon ab. Nils war nicht in der Lage auch nur den Arm anzuheben. Ihm blieb nichts anderes übrig, als weiter zur Grotte zu schauen, in der sich König immer weiter auflöste.
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