Paraforce 4 - Die Blutsauger vom Drachenfels
einen Moment, bis er wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. Diese Gelegenheit nutzte der noch immer nackte König aus und nahm sich seinen Rucksack zurück.
»Ihr haltet euch für etwas Besseres und denkt, dass man euch nichts vormachen kann«, sagte der Museumswärter. »Dabei wussten wir vom ersten Tag eurer Ankunft in Königswinter an, was ihr unternommen habt. Als ihr bei der Führung im Schloss aufgetaucht seid, war ich schon darüber informiert, dass ihr die Fälle mit den toten Kühen untersucht.«
»Es kam uns sehr gelegen, dass ihr in dem Hotel abgestiegen seid, in dem ich arbeite«, setzte Sarah die Erklärung ihres Vaters fort. »So konnten wir jeden eurer Schritte beobachten. Es war nicht schwer, dich zu verführen«, sagte sie an Nils gewandt. »Du hast mir bereitwillig alles erzählt, was ich von dir wissen wollte.«
Nils sah kurz zu seiner Tante, die ihm einen mitleidigen Blick zuwarf. Das machte ihn noch wütender. »Du hinterhältiges Biest«, sagte er gepresst, bereute seine Worte aber sofort. So gab er Sarah nur weiter Gelegenheit, sich über ihn lustig zu machen.
Wie erwartet lachte die nur und wandte sich dann an ihren Vater. »Du hast so lang auf diesen Moment gewartet. Nichts kann dich jetzt noch aufhalten. Steig in das Blut und werde unverwundbar. Ich werde die beiden so lange in Schach halten.«
»Es ist doch schön, wenn man sich auf seine Kinder verlassen kann«, sagte König grinsend. Er öffnete den Rucksack und nahm ein altes Buch hervor. Der Einband war so dick wie sein kleiner Finger und auch die Seiten waren wesentlich stärker als bei neueren Werken. »Dies sind die Aufzeichnungen des Zwerges Alberich«, sagte König voller Ehrfurcht. »Sie enthalten die Beschwörungsformeln, die für das Ritual notwendig sind. Ich steige jetzt in das Blut und werde die Zeremonie beginnen.«
Nils und Lena konnten nichts tun und mussten zuschauen, wie der Museumswärter seinen Plan in die Tat umsetzte. Sarah hatte die Waffe weiterhin auf die beiden gerichtet und würde sie mit Sicherheit auch benutzen, wenn es darauf ankam.
König ließ sich jetzt nicht mehr beirren und ging an das andere Ende der Grotte. Ihm war die Anspannung deutlich anzusehen, als er seinen linken Fuß zum ersten Mal in das Blut tauchte. Als er die Flüssigkeit berührte, hielt er einen Moment inne. Es fiel ihm offenbar doch schwerer, in das Becken zu steigen, als er zugab.
Schließlich gab sich der Mann einen Ruck und ging weiter. Es musste eine Treppe geben, über die er zum Grund des Beckens steigen konnte. Nils hätte sich aber auch nicht gewundert, wenn der Mann einfach in die klebrige Flüssigkeit hineingesprungen wäre.
Die Kälte schien dem Mann nichts auszumachen. Gleichmäßig setzte er einen Fuß vor den anderen, bis ihm das Blut bis zum Hals reichte. Die Hände hielt er dabei über den Kopf, damit die Schriften des Zwerges nicht befleckt wurden.
Nils richtete den Blick auf Sarah. Er hätte sich selbst in den Hintern treten können, weil er auf die junge Frau hereingefallen war. Sie hatte es ihm viel zu leicht gemacht, sie ins Bett zu bekommen. Nils hätte misstrauisch werden und Erkundigungen über sie einholen müssen. Hätte er früher erfahren, dass sie die Tochter des Museumsverwalters war, wäre alles ganz anders verlaufen. Er war selbst schuld, dass er nun das Nachsehen hatte. Seine Tante würde ihm diesen Fehler sicher zur gegebenen Zeit noch ausführlich unter die Nase reiben.
Auch Sarah beobachtete ihren Vater voller Spannung. Sie stand etwa drei Meter von Nils und Lena entfernt und hielt die Waffe weiterhin auf sie gerichtet.
König schritt die Grotte entlang zum anderen Ende und kam so wieder näher an die beiden Paraforce-Agenten heran, die aber weiterhin zum Zuschauen
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