Paraforce 4 - Die Blutsauger vom Drachenfels
sich die Bilder auch anschauen.
»Was hältst du von König?«, fragte Nils auf dem Weg nach unten.
»Er ist ein Träumer«, sagte Lena. »Ich glaube ihm, dass er nicht mehr weiß.«
»Irgendetwas stimmt nicht mit ihm«, entgegnete Nils.
»Wie meinst du das?«
»Kann ich nicht genau sagen. Jeder andere hätte irgendwelche Gerüchte zu den Vorfällen erzählt. Ich bin mir sicher, dass sich die Menschen hier über die gefundenen Kadaver unterhalten. König dagegen schien sich nicht sonderlich dafür zu interessieren.«
»Er mag sonderbar sein, aber ich halte ihn für harmlos«, sagte Lena.
»Der Besuch bei ihm hat uns auf jeden Fall nicht weiter gebracht. Was wollen wir jetzt tun?«
»Ich habe den Obduktionsbericht angefordert. Vielleicht finden wir darin einen Hinweis. Willst du noch eine Nacht in der Ruine verbringen?«
»Ja. Es wird vermutlich nicht viel bringen, aber irgendetwas müssen wir ja tun.«
Mittlerweile hatten die beiden die Nibelungenhalle erreicht. Im Eintrittspreis waren der Besuch einer Drachengrotte, in der ein fünfzehn Meter langer Steindrache zu sehen war, und eines Reptilienzoos mit Schlangen und Alligatoren enthalten. Letztere waren für Nils die absoluten Höhepunkte des Rundganges. Mit den Bildern konnte er nicht wirklich etwas anfangen. Von den Reptilien dagegen war er beeindruckt.
8
Den Rest des Tages war Nils mit seiner Tante eher ziellos zwischen den Touristen, die den Drachenfels besuchten, umhergelaufen. Seine Hoffnung, am Abend im Hotel auf die schöne S. Ludwig zu treffen, erfüllte sich leider nicht. Es war wieder der alte Griesgram, der ihm und Lena die Schlüssel aushändigte. Nils hatte sich umgezogen und seine Ausrüstung in seiner Jacke verstaut, und war dann zur Ruine der Drachenburg gelaufen, die er kurz nach Einbruch der Dämmerung erreicht hatte.
Nun stand Nils, wie in der Nacht zuvor, auf der Aussichtsplattform und beobachtete mit seinem Nachtsichtgerät die Gegend. Der Fall gefiel ihm immer weniger. Die Warterei machte ihn wahnsinnig. Fast wünschte er sich, dass ein Werwolf aus dem Wald sprang und ihn zum Kampf herausforderte. Doch es geschah nichts. Auch das Liebespaar von gestern hatte offensichtlich einen romantischeren Platz gefunden. So blieb Nils nichts weiter übrig, als viertelstündlich die Gegend mit dem Nachtsichtgerät abzusuchen. Als es zu dämmern begann, steigerte sich seine Nervosität. Das war die Zeit, in der er gestern den Vogelschwarm entdeckt hatte.
Plötzlich spürte Nils einen Stich im Nacken. Ehe er es sich versah, war er von schwarzen Vogelleibern umringt. Woher die Viecher gekommen waren, konnte er nicht sagen. Alles ging viel zu schnell. Er spürte die Tiere überall an seinem Körper und schlug verzweifelt mit beiden Fäusten auf die Wolke aus Vogelleibern ein. Zu seinem Glück kamen sie mit ihren Schnäbeln nicht durch seine dicke Kleidung. An den freiliegenden Körperstellen schmerzten ihn die Bisse aber umso mehr.
Als eines der Viecher direkt vor seinem Gesicht war, sah er, dass es sich tatsächlich um Fledermäuse handelte. Bisher war alles so schnell gegangen, dass er die Tiere nicht hatte erkennen können.
Nils gelang es, einen Angreifer am Genick zu packen. Er nahm die zweite Hand zur Hilfe und drehte dem Blutsauger den Hals herum. Er war sich jetzt sicher, dass seine Theorie richtig war und er es mit den Mördern der Kühe zu tun hatte. Nur warum dieser Angriff? Damit hatte ihm derjenige, der hinter den Blutsaugern steckte, einen wichtigen Hinweis gegeben.
Nils spürte die feinen Wunden überall im Gesicht und bekam es nun erstmals mit der Angst zu tun. In den letzten Jahren hatte er es mit den abscheulichsten Kreaturen zu tun bekommen. Er wollte sich jetzt nicht von
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