Paraforce 4 - Die Blutsauger vom Drachenfels
drei Jugendlichen zu verfolgen. Auch wenn die zwar vermutlich längst über alle Berge waren, würde es ein schlechtes Bild auf König werfen, wenn er in blinder Wut aus der Halle stürmte. Es dauerte eine ganze Zeit und bedurfte einiger beruhigender Worte von Magdalena Sommer, bis der Leiter des Museums endlich nachgab. Die anderen Teilnehmer der Führung hatten sich inzwischen schweigend verabschiedet.
7
»Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen und auch bedanken«, sagte Eduard König, nachdem er Lena und Nils in sein Büro geführt und ihnen einen Platz angeboten hatte. »Ich bin normalerweise nicht so unbeherrscht.«
»Die drei haben es auf die Spitze getrieben«, beruhigte Lena den Mann. »Ich kann verstehen, dass Sie da explodiert sind.«
»Trotzdem hätte mir das nicht passieren dürfen. Ich habe schon ganze Schulklassen durch das Schloss geführt. Die Kinder waren auch nicht immer ruhig und haben sich für meine Ausführungen interessiert. Wenn es aber um die Nibelungen geht, verstehe ich keinen Spaß. Ich habe mich mein halbes Leben lang mit Siegfried und seinen Heldentaten beschäftigt.«
»Glauben Sie wirklich, dass er den Drachen hier in der Nähe getötet hat? Ich hielt das Nibelungenlied bisher nur für eine Sage.«
»Da liegen Sie falsch, Frau Sommer. Ich habe die Grotte, in der Siegfried gegen Fafnir kämpfte, zwar noch nicht gefunden, bin mir aber sicher, dass sie hier in der Nähe sein muss. Dies ist ein Grund, warum ich damals die Stelle im Schloss Drachenburg angenommen habe.«
Nils und Lena warfen sich einen skeptischen Blick zu. Keiner der beiden glaubte daran, dass die Sage um die Nibelungen auf echten Begebenheiten beruhte. Allerdings machte es wenig Sinn, darüber mit Eduard König zu streiten. Deswegen waren sie nicht hier.
»Es gibt aber noch einen anderen Grund, weswegen wir Sie gerne sprechen wollten«, sagte Lena schließlich.
»Ich bin gespannt.«
»Sicher haben Sie schon von den toten Kühen gehört.«
König nickte. »Sind Sie deswegen bei mir?«
»Ja«, gab Lena zu. »Sie kennen die Gegend. Wir dachten, dass Sie uns vielleicht einen Hinweis geben könnten.«
»Da muss ich Sie leider enttäuschen«, sagte Eduard überraschend kühl. Die Tatsache, dass Lena und Nils nicht nur wegen des Zwischenfalls nach der Führung bei ihm geblieben waren, schien ihn zu überraschen. »Ich weiß, dass einige Tiere tot aufgefunden wurden, nähere Informationen dazu habe ich aber nicht.«
»Dann haben Sie keine Idee, was passiert sein könnte?«, hakte Lena nach.
»Absolut nicht, nein!«
»Das ist bedauerlich«, sagte Lena.
»Wissen Sie denn, woran die Kühe gestorben sind?«, fragte König.
»Wir versuchen es herauszufinden«, antwortete Nils.
»Dann sind Sie von der Polizei?«
»Nein. Wir arbeiten für die Regierung. Wir sind auf der Suche nach Hinweisen. Wenn Sie aber nichts über die Vorfälle sagen können, wollen wir Sie nicht länger aufhalten.« Lena machte Eduard König mit diesen Worten klar, dass sie selbst keine Informationen herausgeben würde. Der Museumsverwalter sah sie leicht beleidigt an, sagte aber nichts.
»Gibt es eigentlich Fledermäuse hier in der Gegend?«, fragte Nils beiläufig und fing sich dafür einen mahnenden Blick seiner Tante ein.
»Nicht mehr oder weniger als anderswo«, antwortete König. Nils hatte den Eindruck, dass der Mann leicht zusammengezuckt war, konnte sich aber auch irren.
»Warum fragen Sie?«
»Es war nur so eine Idee«, gab Nils zurück.
Da alles gesagt war, verabschiedeten sich Lena und Nils und verließen das Schloss. Sie entschlossen sich, zu Fuß ins Tal zu gehen und einen Abstecher zur Nibelungenhalle zu machen. Neue Erkenntnisse versprachen sie sich davon zwar nicht, aber wenn sie schon da waren, konnten sie
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