Paraforce Band 8 - Der Schlag eines Herzens
dass er tatsächlich nur einer Sinnestäuschung aufgesessen war. Und so bückte er sich unter dem Kunststoffband hindurch und betrat das Feld. Er löste die Taschenlampe vom Koppel und schaltete sie ein.
Wie ein leuchtender Zeigefinger stach der Lichtstrahl in die dämmrige Welt, die Lungochi an diesem abgelegenen Ort umgab. Fast schien es so, als würde sich das heraufziehende Halbdunkel weigern, vor dem Licht zurückzuweichen. Aber das war natürlich nur Blödsinn.
Höchstwahrscheinlich eine weitere Einbildung , dachte der Hauptwachtmeister.
Er ließ das Licht von einer Seite zur anderen und dann wieder zurückwandern, während er langsam über den knirschenden Boden auf die Mitte des Feldes zusteuerte. Vereinzelte Schneeflocken wirbelten durch das Licht.
Lungochi seufzte leise.
War ja klar, es begann wieder zu schneien. Und auch wenn im Moment nur vereinzelte Flöckchen vom Himmel fielen, so würde es auf gar keinen Fall bleiben. In spätestens einer Stunde würde sich ein dichter weißer Vorhang aus der Höhe herabsenken und das Land nach und nach bedecken.
Und somit alle verwertbaren Spuren verbergen oder gar zunichtemachen.
Lungochi hoffte, dass die beiden Kommissare noch rechtzeitig in Kadesti ankamen.
Er blieb stehen, drehte sich einmal im Kreis und ließ den Schein der Lampe sowohl über den Boden gleiten, als auch die Umgebung abtasten.
Nichts zu sehen!
Der Polizist rümpfte die Nase. Also hatten ihn seine Sinne doch getäuscht. Am besten war es, er drehte sich um und kehrte zur Polizeistation zurück. Vielleicht war der angekündigte Besuch bereits bei der Polizeistation angekommen.
Lungochi drehte sich in jene Richtung, aus der er gekommen war. Er wollte den Rückweg antreten.
Ein eisiger Windstoß fuhr ihm über die Augäpfel und es fühlte sich an, als würden glühende Nadeln hineingetrieben werden. Sofort quollen Tränen hervor. Der Polizist wischte sich schnell mit der rechten Hand über das Gesicht, blinzelte zweimal und verharrte, wie zur Salzsäule erstarrt.
Der Schein seiner Lampe war auf den Boden gerichtet, aber trotzdem konnte er vor sich die Umrisse eines Menschen erkennen. Wie hatte der Unbekannte so urplötzlich hier erscheinen können? Der Boden war steifgefroren. Jeder Schritt erzeugte ein kurzes, durchdringendes Knirschen. Wenn der Fremde an ihn herangetreten wäre, hätte Lungochi es hören müssen.
Er überwand die Überraschung. Seine Hand war automatisch in Richtung der schussbereiten Waffe gewandert und schwebte nun direkt über dem geöffneten Holster.
»Das ist polizeiliches Sperrgebiet. Sie haben hier nichts zu suchen.«
Lungochi versuchte, seine Stimme mit Autorität zu füllen und befehlsgewohnt zu klingen. Aber sie hörte sich in seinen Ohren wie die eines Fremden an.
Der Unbekannte sagte nichts. Er stand reglos da, als habe er die Worte des Hauptwachtmeisters nicht vernommen. Lungochi überwand sich und trat vor. Er hob die Taschenlampe und leuchtete direkt in das Gesicht des Ankömmlings und im selben Moment war ihm, als würde er gegen eine unsichtbare Wand prallen.
»Aber ... das ist doch ...«
Der Lichtstrahl zitterte über das Antlitz des anderen Mannes. Die Angst sprang Lungochi an wie ein wildes Tier. Sie biss sich jäh in seinem Herzen fest, brachte es wie wild innerhalb seines Brustkorbs zum Trommeln und ließ kalten Schweiß aus all seinen Poren schießen. Seine Hand begann wie Espenlaub zu zittern.
Er wankte einen, zwei, drei weitere Schritte zurück, schüttelte den Kopf und strauchelte.
Und dann, gerade als ein starker Schwindel ihm den Boden unter den Füßen wegzuziehen drohte, sprach er den Namen des Ankömmlings aus.
»Vasile!«
7. Kapitel
Regularien!
Nach einem Frühstück, das aus Obst und Müsli bestand, verließ Ali seine Wohnung und begab sich zum United Nations Plaza. Dort lag die Zentrale der Vereinten Nationen. Er meldete sich bei einer Empfangsdame und wurde dann zu den Aufzügen geleitet. Die Büroräume der UNIPAF lagen in den Kellerräumen des Gebäudes. Hier unten war die Ausstattung nicht so luxuriös wie in den oberen Etagen. Die Beschreibung des Weges war ausgezeichnet und ohne Probleme fand er die Glastür, die die Paraforce von den anderen Abteilungen trennte. Dahinter saß eine weitere Frau an einem Schreibtisch. Sie hatte ein gutmütiges Gesicht, was sicher auch von ihrem leichten Übergewicht herrührte. Er musste nicht die Klingel an der linken Seite bemühen. Ein Summen verriet ihm, dass er die Tür öffnen
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