Paraforce Band 8 - Der Schlag eines Herzens
wollen nicht riskieren, dass irgendetwas quer läuft, oder?«
Aculai erhob sich von seinem Stuhl nahe dem bollernden Ofen, der die Amtsstube mit wohliger Wärme erfüllte. »Dann werde ich Sie aber begleiten.«
Lungochi winkte ab. »Lass nur. Ich bin bald zurück. Außerdem seid ihr beiden vollkommen durchgefroren. Wärmt euch gut auf, denn wenn die Kommissare kommen, könnte es sein, dass wir längere Zeit draußen zubringen müssen.«
Die beiden jungen Beamten hatten nichts gegen Lungochis Anweisungen einzuwenden.
Der Hauptwachtmeister streifte die Handschuhe über und verließ wortlos grüßend die Polizeistation. Draußen blies ihm sofort der eisige Wind ins Gesicht und legte eine schmerzhafte Taubheit über die freiliegende Haut.
Lungochi biss die Zähne zusammen, zog seinen Schal etwas höher und stapfte über den kleinen Marktplatz in Richtung der Kfz-Werkstatt von Bogdan Matei.
Schon sah der Polizist die Metalltür vor sich aufragen, die ins Innere der Werkstatt führte. Er überlegte, ob er noch einmal mit dem alten Kfz-Meister sprechen sollte, entschied sich dann allerdings dagegen.
Lungochi schlug die Richtung ein, in welcher sich Vasile Georghe vor zwei Nächten nach Hause zu begeben vorgehabt hatte. Bislang gab es nur Vermutungen, warum er nicht den direkten Weg nach Hause genommen hatte.
Tatsache jedoch war, das Vasile niemals Zuhause angekommen war und dass seine letzten Spuren – sein Zigarettenetui sowie einige Fußabdrücke in der dünnen Schneeschicht – am Rande eines der Felder des alten Grilescu gefunden worden waren.
Aber man hatte auch Schleifspuren entdeckt, gerade so, als sei ein Körper über den Boden gezerrt worden. Nur hatten die Spuren urplötzlich nahe der Mitte des Feldes geendet. Darüber waren bislang nur Lungochi und einige Mitarbeiter der Kriminalpolizei informiert.
Stelian und Nicu hatte er nicht in Kenntnis gesetzt, da er nicht riskieren wollte, dass im Ort irgendwelche haltlosen Gerüchte und Schauermärchen aufkamen.
Lungochi schlug den Kragen des Mantels hoch und verfluchte die Unbeständigkeit des hiesigen Klimas. Der April war nun schon zur Hälfte herum und immer noch setzte winterliche Kälte den Menschen in dieser Region arg zu.
Der Hauptwachtmeister erreichte schwer atmend die Stelle, an der man das Etui gefunden hatte. Sein Blick wanderte über die Stelle. Viel zu sehen gab es nicht. Trotzdem war ein weiß-rotes Absperrband zwischen zwei einsam dastehenden Baumstämmen gespannt worden und sollte so verhindern, dass allzu Neugierige hierherkamen und eventuell wichtige Hinweise vernichteten.
Zu seiner Überraschung musste er zugeben, dass Stelian und Nicu beim Aufspannen des Bandes gründliche Arbeit geleistet hatten. Es gab nichts zu beanstanden.
»Vielleicht werden die beiden doch noch gute Polizisten«, meinte Lungochi grinsend im Selbstgespräch.
Einen Moment später gefror sein Lächeln in den Mundwinkeln und ein Ruck ging durch seinen massigen Körper. Hatte er nicht gerade eine eigenartige Bewegung im Halbdämmer gesehen?
Unwillkürlich glitt seine Hand in Richtung des Holsters, in dem seine M74-Pistole steckte.
Lungochi vertraute blind auf diese Waffe, die vielleicht vollkommen veraltet war, aber von ihm immer gründlich gewartet wurde. Der Hauptwachtmeister hatte die Pistole zwar niemals im Dienst einsetzen müssen, aber er wusste, dass sie einsatzbereit war, wenn ihm Gefahr drohte.
Lungochi war unschlüssig. Sollte er die Absperrung passieren und auf das Feld hinaustreten, um nachzusehen, was sich da gerade eben so ... eigenartig bewegt hatte? Oder war es vernünftiger, in den Ort zurückzukehren und seine beiden Mitarbeiter zu holen? Oder noch besser, vielleicht auf die Kommissare zu warten?
Da!
Lungochi zuckte abermals zusammen, seine Hand legte den Riemen um und die Pistolentasche öffnete sich. Da war ein Schlängeln gewesen, gerade so, als habe sich etwas vom Boden her aufgerichtet.
Lungochi machte, ohne es bewusst wahrzunehmen, einen Schritt nach vorne. Das Absperrband knatterte im Wind und fast kam es dem Polizisten vor, als vernehme er eine leise Stimme, die ihn davor warnte, noch weiter vorzutreten.
Ach was! Seine Fantasie spielte ihm Streiche. Sie vermischte die überdrehten Märchen der alten Mascha mit realen Geschehnissen und ließ ihn nun Dinge oder auch Bewegungen sehen, die überhaupt nicht vorhanden waren.
Trotzdem war Lungochi entschlossen, noch einen letzten, genaueren Blick auf das Feld zu werfen, um sicherzugehen,
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