Paraforce Band 8 - Der Schlag eines Herzens
ins Schloss steckte, hörte er eine Stimme von drinnen.
» Es ist nicht abgeschlossen.«
Er drückte die Tür auf und fand den Mann, dem die Stimme gehörte. Er mochte etwa so alt sein wie er selbst, vielleicht etwas jünger. Er schätzte den blonden Mann auf etwa Mitte 30. Auch von der Größe her nahmen sie sich nicht viel. Da der Mann saß, konnte er es nicht ganz genau schätzen.
» Rick Marks, nehme ich an.«
Der Mann stand auf und tatsächlich war er sogar noch ein paar Zentimeter größer als Ali.
» Richtig. Und du musst Ali sein.«
Es widerstrebte Ali, sofort geduzt zu werden, aber er wies den anderen nicht zurecht.
» Ja. Ali Muhammad Nuri«, nannte er seinen ganzen Namen.
» Rick Marks.«
» Sie ...«
Der Blonde unterbrach ihn.
» Du. Wir kämpfen Seite an Seite, da sind Formalitäten hinderlich, finde ich. Wenn du allerdings darauf bestehst, dann ...«
» Nein. Es ist zwar ungewöhnlich für mich, aber es ist schon in Ordnung.«
» Gut. Freut mich zu hören.«
» Darf ich dir eine Frage stellen, Rick?«
» Klar.«
» Dein Name ist Englisch, aber deine Aussprache verrät dich. Woher genau stammst du?«
» Aus Deutschland. Eigentlich heiße ich auch nicht Rick, sondern Richard. Aber die Amis machen es sich halt gerne einfach.«
Da musste Ali seinem Partner recht geben. Die Amerikaner machten es sich in allem so einfach wie möglich. Leider auch in ihren Ansichten und ihrem Weltbild.
» Baptiste sagte mir, dass du Ausrüstung für mich bereithältst.«
» Ja.«
Rick wies auf den Schreibtisch. Erst jetzt fielen Ali die Gegenstände auf, die dort lagen. Sein Partner hatte davor gesessen und diese mit seinem breiten Körper verdeckt. Jetzt überreichte er ihm die Sachen und erklärte sie jeweils kurz.
» Eine Glock 35, die Standardwaffe der Front-Agenten.«
Ali nahm sie kurz in die Hand und wog sie darin. Dann legte er sie wieder weg.
» Dein PDA. Das wichtigste Stück. Damit bleiben wir immer in Kontakt. Er hat so einige Funktionen, die dir dort draußen noch sehr hilfreich sein werden.«
Den Personal Digital Assistent steckte Ali in die Innentasche seiner Anzugjacke.
» Hier.«
Der nächste Gegenstand war eine Sonnenbrille.
» Was soll ich damit?«
» Die ist ebenfalls äußerst wichtig.«
» Warum?«
» Weil Agenten einfach cool aussehen müssen.«
Überrascht zog Ali eine Augenbraue hoch, doch Rick fing bereits an zu lachen.
» Ein Scherz, Mann! Die Brille ist Hightech vom Feinsten. In ihr ist das Headset für die Telefonfunktion des PDAs, dazu fungiert sie aus als Display für die Anzeigen. Restlichtverstärker und Kamera mit Gesichtserkennungssoftware sind gleich mit inklusive. Und wie gesagt, sie sieht cool aus.«
Kurz setzte Ali sie auf.
» Du musst sie erst mit dem PDA synchronisieren. Wie das geht, kannst du in diesem Handbuch lesen. Damit steht deine nächste Lektüre schon fest.«
» Schade. Dann muss Gryphius warten.«
» Der Barockdichter? Na ja, der kann warten.«
Es überraschte Ali, dass Rick den Dichter kannte.
» Ich sehe dir genau an, was du denkst. Der erste Eindruck trügt halt oft.«
» Da hast du recht. Mein erster Eindruck von dir war eher, dass du auch an die Front und nicht an den Schreibtisch gehörst.«
Bei diesem Satz verfinsterte sich Ricks Gesicht. Dann beugte er sich leicht herab und zog das linke Hosenbein nach oben. Darunter sah Ali kein Bein, sondern eine Prothese. Bevor er etwas sagen konnte, ließ Rick das Hosenbein los. Stattdessen tippte er mit dem Finger seiner linken Hand gegen sein linkes Auge. Es gab ein hartes Geräusch.
» Glas«, erklärte er.
» Wie ist das passiert?«
» Ich war an der Front. Ich weiß, wie es da draußen zugeht. Vielleicht bin ich gerade deswegen ein guter Operator. Lassen wir es vorerst dabei.«
Ali versuchte, nicht weiter in seinen Partner zu dringen. Er fühlte, dass der andere im Moment nicht darüber reden wollte.
» Wie auch immer«, nahm Rick das Gespräch nach einer kurzen Phase der Stille, die eingetreten war, wieder auf. » Du wirst dich nicht lange im Büro langweilen müssen. Dein erster Einsatz steht schon fest.«
Er ging um den Schreibtisch herum und öffnete ihn. Der Schublade entnahm er eine Mappe.
» Hier drin findest du alles. Du brauchst sicher eine Weile, um die Unterlagen durchzulesen. Ich organisiere uns derweil mal etwas zu trinken.«
Als Rick das Büro verlassen hatte, setzte sich Ali an den Schreibtisch und schlug die Mappe auf. Darin befand sich zuoberst eine Karte. Ein
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