Paragraf 301
besorgt. »There has been shooting in Tunceli, so we have heard – it is said that four of our soldiers have been killed …« Und er habe die Kassette nicht gefunden.
»Doesn’t matter«, unterbrach ihn Schlüter. »Once again in our life we will meet in Antalya and eat and drink and talk, my friend.« Clever habe die Kassette an sich genommen. »How is Mrs Kaya?«
Osman berichtete, Zekiye Kaya habe sich bestens mit den Engelchen und ihrer Mutter angefreundet und erlebe gute Tage in Sivas. Sehr gute Tage. Osman lachte anzüglich. Die Männer versprachen sich ewige Freundschaft und Osman sagte zu, sich bald zu melden und mitzuteilen, wann Zekiye Kaya nach Deutschland zurückkehre, damit Schlüter sie wieder unter seine Fittiche nehmen könne.
Schlüter legte auf und seufzte. Four of our soldiers … Was bedeutete das? Im Auto hatten nur drei Verfolger gesessen … Als sein Blick auf den Stein fiel, stand er auf, raffte den Inhalt seiner Taschen von der Platte zusammen und trug alles in Angelas Schreibzimmer.
»Das schließen Sie bitte in den Tresor und von dem Zettel hier machen Sie mir bitte eine Abschrift und dann schließen Sie das Original auch mit ein.« Den Stein behielt er in der Hand.
»Wollen Sie gar nicht wissen, was es Neues gibt?«
Der Strafbefehl gegen Heribert Witt war letzte Woche zugestellt worden; er kam mit einer Geldstrafe von sechzig Tagessätzen davon. Das Finanzamt hatte sich noch nicht gerührt. Und in der Grabsteinsache gegen Rathjens lag jetzt das Sachverständigengutachten vor.
Schlüter winkte ab. »Neues hab ich verdammt genug gehabt in letzter Zeit.«
»Dann ruhen Sie sich doch erst mal aus.«
»Was war heute noch gleich für ein Tag?«
»Der 30. März.«
Schlüter stand vor Angelas Tisch und dachte nach. Er konnte nicht mehr schnell denken.
»Dann ist morgen der 31. März, richtig?«
»Richtig.« Merkwürdig war der Chef geworden.
»Dann endet morgen die Amtszeit des Oberkreisdirektors Dietrich Dieken. Rufen Sie im Kreisbüro an und verbinden Sie mich mit der Sekretärin des OKD.«
Angela sah die Nummer nach, wählte, sprach und übergab den Hörer.
»Schlüter hier, Tag, der Rechtsanwalt. Ich muss den OKD sprechen. Ja, den alten. Herrn Dieken. Ich brauche einen Termin mit ihm. Sofort. Sagen Sie ihm, es geht um Leben und Tod und um das Schloss Lieth und um Veli Adaman. Und um ihn selbst. Dann weiß er Bescheid.«
»Tut mir leid«, hörte Schlüter die Sekretärin mit routinierter Stimme sagen. »Herr Dieken ist seit Anfang der Woche schon nicht mehr im Dienst. Er ist nicht erreichbar, wenn Sie Montag …«
Schlüter legte den Hörer auf. »So ein Mist«, knurrte er. Der Mann war ihm entwischt. Unbehelligt offenbar. Nach Köln. Damit er dort mehr verdienen konnte. Dieser Verbrecher!
»Mist verdammter!!«, rief Schlüter, den Völkermordstein in der Faust hebend.
Man kann richtig Angst vor ihm kriegen, dachte Angela. »In der Sache Cengi sind die Akten gekommen«, sagte sie schnell. »Ich wusste nicht, ob – jedenfalls habe ich eine Kopie gemacht, wenn Sie …«
Schlüter ließ den Stein sinken. »Das ist gut«, sagte er. »Sehr gut!! Wo sind sie?«
»In Ihrem Zimmer. Auf der Ablage, neben …«
Schlüter hatte den Raum schon verlassen.
»Wenn Sie das fertig geschrieben haben, bringen Sie mir das bitte rüber«, rief er über die Schulter zurück.
Er fand die Akte und setzte sich auf die vorderste Kante seines Stuhls, der bedenklich ächzte. Wahrscheinlich musste er sich erst wieder an Schlüters Hintern gewöhnen. Zwei Bände, einer wegen Totschlags an dem Mitarbeiter des Arbeitsamts, der zweite wegen Mordes an Adaman. Eingelegt die Bildbände. Schlüter öffnete den Vorgang zum Nachteil Veli Adaman. Mit fliegendem Blick scannte er die Papiere. Wo war das Wesentliche?
Der Tod Adamans war der Hollenflether Polizei von dem Nachbarn Werner Söhl gemeldet worden. Adaman, so Söhls Aussage, habe sich entgegen seiner Gewohnheit am Samstag, den 4. Februar, nicht blicken lassen, da habe man angeklopft und sei, weil Adaman nicht geantwortet habe, in seine Wohnung gegangen. Dort habe er tot in seinem Blute gelegen. Gehört hätten sie nichts. Ja, Besuch hätte Herr Adaman gehabt, von drei fremden Herren, wohl aus der Türkei, einige Zeit vor seinem Tod. Die seien schon mal da gewesen.
Die Beamten der Hemmstedter Kripo, so der Ermittlungsbericht, beschrieben die Spurenlage bei ihrem Eintreffen mit katastrophal: Söhl, sein Bruder und seine Mutter hatten sich in
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