Parallelgeschichten
Momente, in denen die Früchte herunterfielen. Es war ein bequemer Platz, er konnte sogar den Rücken anlehnen. Mit großem Interesse hatte er Balters strategische Bewegungen verfolgt und auch gesehen, wie jener, den Kopf in den Händen vergraben, zusammengesackt dasaß.
Beide spürten im Nacken das Hakenprofil des wahnwitzigen Monds.
Es war keine Gefühlstäuschung, die Gestalt, die seine Hose anhatte, stand lockend vor Dávid.
Er solle nur gehen, zum Teich gehen, darauf warte der Verrückte.
Niemals, wiederholte er für sich, als sage er es zum Mondlicht und durchs Mondlicht zu seinem toten Vater. Als sei der es, den er überzeugen wollte, dass alles gut werden, er der Verlockung nicht nachgeben würde. Der Verrückte war in seinem Wahn erschüttert worden, als ihre Blicke ineinandergerutscht waren und sich wie zwei schwere Ölflecken vereint hatten. Es war so gut gewesen, sich in der eigenen Sprache zu verständigen, dass auch das Hemd in seiner Hand nicht gezählt hatte. Er hatte überhaupt nicht protestiert, nur sein Mund war vor Staunen offen geblieben, als es aus seiner Hand verschwunden war und mit ihm auch der andere Blick. Dávid war mit dem Hemd weggelaufen. Das Blättergeraschel hatte aufgehört, im Dickicht war es still geworden. Lange starrte der Verrückte auf seine ausgestreckte Hand, seine Miene wurde nachdenklich, fast düster, dann machte er sich zum Wasser auf, als suche er seinen verlorenen Gefährten. Dávids Hose war ihm zu eng, auch zu kurz. Er watete bis zum Schenkelansatz ins stille Wasser und beobachtete immer noch seine vorgestreckte Hand. Auf seinem von Pickeln entstellten Gesicht erschien ein kleines schlaues Lächeln, als wäre er einer, der schon weiß, was er zu tun hat.
Mit beiden Handflächen schlug er auf die glatte Wasseroberfläche ein.
Er hatte eine ganz sichere Spur entdeckt, auch wenn er nicht erreichte, was er suchte. Nachdem sich die Oberfläche geglättet hatte, wiederholte er die Bewegung mehrmals, das Wasser und seine Handflächen klatschten aufeinander.
Sein Blick fixierte seine stark gewölbten Hände, er lauschte mit geneigtem Kopf auf das Geräusch. Seine erregten Nervenstränge suchten nach einem Vergleich, aber Vergleiche gibt es nicht ohne Erinnerung. Wie wenn man das deutliche Gefühl hat, es sei einem fast etwas in den Sinn gekommen, nur erreiche das Gefühl das Denken nicht, zwischen den beiden sei die Verbindung unterbrochen.
Die Bewegung und das dadurch erzeugte Geräusch wurden zum Gleichnis seines Nichterinnernkönnens.
Im anderen menschlichen Wesen hatte er etwas entdeckt, das er bei sich nicht hätte sehen können.
Er suchte es aufgeregt zwischen dem Guten und dem Schlechten, das ununterbrochene, schneller werdende Klatschen seiner Handflächen warf ihn dorthin zurück, wohin er eigentlich gewollt hätte, wenn er sich hätte erinnern können. Er wiederholte die Bewegung, bis der Harndrang seine Aufmerksamkeit ablenkte. Der Hosenschlitz stand zwar keilförmig offen, aber er griff erst hinein, als er mit dem Pissen fertig war und der Fleck an der Hose mit dem Wasser in Berührung kam. Vielleicht führten mutwillige Engel seine Hand. Er starrte auf den Urinfleck, wie der an seinem Schenkelansatz mit dem Wasser zusammentraf, dann griff er hinein und holte seinen kindlich klein geschrumpften Pimmel heraus. Die Engel zogen und stießen an der Vorhaut, wovon sich die kleinen Höhlungen des Glieds mit Blut füllten. Es wuchs an. Sie ließen ihm das Licht einer anderen Welt durch den Kopf blitzen, damit er nicht an das dachte, was er verloren hatte oder nicht fand. Sie nahmen so viel vom diesseitigen Dämmer weg, wie sie vom Licht einer anderen Welt gaben.
Sie nahmen weg, was von Dávids unterschwellig verrücktem Blick noch da war. Damit er vollständig vergaß, gaben sie ihm sogar etwas von seiner Erinnerung zurück.
Er erblickte sich, wie er am Rand eines tiefen Wassergrabens entlangkroch. Auf dem Grund des Grabens lag ein Küchenwecker, er tickte noch, dann verstummte er allmählich, während er mit allen zehn Nägeln verfaultes Laub darüberkratzte.
Damit niemand sah, was er mit dem Wecker gemacht hatte, damit niemand seine Sünde hörte.
Nicht absichtlich, nicht absichtlich, rief er, während ihn sein Ziehvater mit dem Hosengürtel schlug, blutig schlug. Seine Ziehmutter kreischte dazu, aber nicht, weil sie ihn beschützen wollte. Die Gürtelschnalle traf seine Schenkel, seine Hüfte, seinen Rücken, der Ziehvater schlug zu, wo er konnte.
Er
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