Parallelum - Der dunkle Beobachter (German Edition)
ich fühle mich zum ersten Mal als wahrer Begleiter und für sie verantwortlich«, antwortet Marco etwas verlegen.
Calia hebt eine Augenbraue und sieht ihn skeptisch an. Sie ahnt, dass diese Beziehung weitere Schwierigkeiten mit sich bringen wird.
»Wo ist sie jetzt?«
»Bei mir zu Hause. Ich habe ihr noch nicht alles erzählt. Als sie mich nach dem Parali gefragt hat, der die Morde begangen hat, wusste ich nicht, wie ich ihr das erklären sollte.«
»Also hat sie dir einfach geglaubt und ist mit dir in deine Wohnung gekommen?«, fragt Calia skeptisch, und Marco fährt sich etwas verlegen über das Haar.
»Nun, ganz freiwillig ist sie ja nicht in meiner Wohnung geblieben. Sie wollte fliehen, doch ich konnte nicht riskieren, sie in die Arme der Organisation laufen zu lassen, also habe ich sie in meiner Wohnung eingeschlossen.«
»Du hast also eine Beraterin der Polizei entführt?«, fragt sie fassungslos. »Du willst den Rat wirklich auf dich hetzen, oder? Als wäre die zu frühe Offenbarung an Eva nicht schlimm genug, riskierst du jetzt auch noch, dass uns die Polizei entdeckt. Ich hoffe wirklich, du weißt, was du tust«, fügt sie hinzu und verschwindet.
Marco fährt sich wieder durchs Haar. Auch er hofft zu wissen, was er tut. Er weiß nicht, woran es liegt, doch Eva verändert ihn: Es ist ihm nicht mehr alles gleichgültig. Ihm liegt etwas an ihr. In den letzten Tagen hat er jeden ihrer Schritte begleitet. Er weiß, mit wem sie lebt, mit wem sie arbeitet und mit wem sie befreundet ist. Er hat ihre starke Seite bei der Arbeit an den Tatorten kennengelernt und ihre fragile, als sie ganz allein in der Nacht in ihr Kissen weinte. Sie geht ihm nahe, und das ist ein ganz neues Gefühl für Marco – ein Gefühl, das ihn wieder lebendig fühlen lässt. Er hat das Gefühl, nicht mehr der Stadt beim Leben zusehen zu müssen, sondern selbst Teil davon zu sein. Dann schließt er seine Augen und verschwindet mit einem zufriedenen Lächeln.
Kapitel 13
Ich habe Durst und frage mich, was er so lange in der Küche macht. Es heißt nicht umsonst Espresso. Inzwischen habe ich meine eigenen Klamotten wieder angezogen und fühle mich schon besser. Plötzlich höre ich eine vertraute Melodie; eine Melodie, die ich erst gestern wieder gehört habe: die Tarantella, Pintos Klingelton. Ich fahre sofort hoch und gehe ans Fenster, doch niemand ist zu sehen. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem ich meine neu verliehenen Fähigkeiten endlich gebrauchen kann. Ich konzentriere mich und versuche – genau wie gestern früh – die Geräusche zu lokalisieren. Gestern früh liegt schon eine gefühlte Ewigkeit lang zurück.
Es funktioniert nicht.
Ich schließe meine Augen und konzentriere mich voll und ganz auf den Klingelton. Plötzlich verlasse ich in Gedanken das Zimmer und folge der Straße. Für normale Ohren ist es unmöglich, den Klingelton aus einer solchen Entfernung zu hören. Sie nähern sich, der Ton wird immer lauter, dann ist er plötzlich weg, und ich höre nur ein »Pronto!«.
Sogleich schlage ich meine Augen wieder auf. Es ist Francesco. Er hat mich gefunden und wird mich hier herausholen. Ich strecke meinen Kopf aus dem Fenster und rufe nach ihm und schreie, so laut ich nur kann.
»Eva?!«, ruft Francesco.
»Francesco, hier oben!«
Plötzlich kommt er unter dem Fenster zu Vorschein. »Eva! Geht es dir gut?«
»Ja, es ist alles in Ordnung. Mir fehlt nichts«, versichere ich ihm.
»Ich komme hoch. Halt durch!«, sagt er und geht in das Gebäude.
Hoffentlich kommt Marco nicht gerade jetzt wieder herein! Ich verlasse das Wohnzimmer. Verwundert darüber, dass die Tür offen ist, renne ich auf den Flur. Ich drücke den Türgriff der Ausgangstür hinunter und trete ernüchtert einen Schritt zurück. Jetzt wäre der Moment günstig, um eine tolle Fähigkeit zu erhalten wie Laseraugen oder die unbändige Kraft des unglaublichen Hulks. Ich beginne gegen die Tür zu treten.
»Eva!«, schreit Francesco und hämmert von außen gegen die Tür.
»Francesco, die Tür ist abgeschlossen!«, rufe ich ihm zu.
»Eva, bist du allein?«, fragt Francesco besorgt.
»Ja, er ist vor einigen Minuten gegangen. Ich weiß nicht, wie viel Zeit wir haben«, antworte ich.
»Gar keine!«, sagt Marco plötzlich hinter mir, und ich fahre sofort zusammen und drehe mich zu ihm um.
»Bitte, tu ihm nichts! Ich werde keinem von dir oder von dem, was ich bin, erzählen. Tu Francesco aber bitte nichts an!«, flehe ich ihn an.
Francesco
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