Parallelum - Der dunkle Beobachter (German Edition)
hämmert weiter gegen die Tür und ruft meinen Namen. Marco fährt sich durchs Haar. Es scheint, als führte er in seinem Kopf eine heftige Diskussion mit sich selbst. Er scheint unentschlossen zu sein. Was hat das zu bedeuten? Überlegt er etwa, ihn umzubringen? Marco dreht sich wieder zu mir und sieht mir direkt in die Augen. Sein Blick ist einschüchternd. Ich fühle mich unwohl, doch dann werden seine Gesichtszüge weich. Als hätte er mein Unbehagen gespürt, hat sein Gesicht einen freundlichen, beruhigenden und vertrauenerweckenden Ausdruck angenommen.
»Vertraust du ihm?«, fragt er unerwartet, und ich nicke ihm zu.
»Ja, ich vertraue ihm voll und ganz«, antworte ich mit fester Stimme.
»Ok. Ich stecke sowieso in der Scheiße! Was soll ʼ s? Einer mehr, einer weniger – das macht es auch nicht schlimmer. Au ß erdem ist es bestimmt von Vorteil, jemandem von der Polizia di Roma einzuweihen « , sagt Marco resigniert, lächelt mich dann an und öffnet zu meiner Überraschung die Tür.
Francesco stürzt herein und geht sofort auf Marco los. Er zuckt seine Waffe und hält sie Marco gegen die Schläfe. Francesco ist gut einen Kopf kleiner als Marco, doch diesem anscheinend trotzdem überlegen. Schlagartig ist Marco verschwunden. Francesco und ich sehen uns perplex an. Plötzlich geht die Tür wieder zu, Marco steht davor und schließt sie ab. Francesco dreht sich schnell um, doch Marco ist schneller und nimmt ihm seine Waffe aus der Hand.
»Wie haben Sie das gemacht?«, fragt Francesco verwirrt.
»Keine Sorge, Francesco. Wir werden dir alles in Ruhe erklären«, antwortet Marco und geht in aller Seelenruhe in die Küche.
Vollkommen unerwartet springt Francesco auf und umarmt mich.
»Ich dachte, du wärst tot.«, flüstert er mir mit zittriger Stimme ins Ohr.
»Wie hast du mich gefunden?«, frage ich und will mich von der Umarmung lösen, doch er hält mich weiter fest.
»Ich habe das GPS-Signal deines Handys verfolgt«, antwortet er, dann löst er sich von mir.
»Warum bist du allein? Wo sind die anderen?«, frage ich ihn verwundert.
»Commissario Lovato weiß nicht, dass ich hier bin, keiner weiß es. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht, als du weder an dein Handy gegangen bist, noch ich sonst eine Spur von dir hatte. Dann habe ich auch noch dein Auto auf der Landstraße gefunden. Ich habe mich an der Unfallstelle genau umgesehen, doch dann war das Auto plötzlich verschwunden. Da dachte ich, ich würde verrückt werden. Ich bin dann einfach dem GPS-Signal deines Handys gefolgt in der Hoffnung, du habest es bei dir. Und ich habe dich tatsächlich gefunden.«
»Warum hast du dem Commissario nichts gemeldet?«
»Ich wollte dich unbedingt finden und habe nicht so richtig nachgedacht. Es ging alles so schnell«, antwortet er, doch ich merke, dass er mir etwas verheimlicht. Ich beschließe, nichts weiter dazu zu sagen.
Marco kommt wieder aus der Küche und trägt ein Tablett mit drei Tassen Kaffee darauf ins Wohnzimmer.
»Komm, Francesco, wir werden dich in den Kreis der Vertrauten aufnehmen«, sagt er spöttisch.
Francesco sieht mich verdutzt an, ich nicke nur und bedeute ihm, Marco ins Wohnzimmer zu folgen. Francesco und ich setzen uns auf die Couch, Marco nimmt auf dem Sessel Platz. Er erzählt ihm alles, was er zuvor mir erzählt hat. Francesco sieht ziemlich verwirrt aus. Vor allem der Part über mich als Wächterin und Marco als mein Begleiter scheint ihm am wenigsten zu gefallen.
»Aha …«, das ist das Einzige, was Francesco dazu zu sagen hat. »Du glaubst den Schwachsinn doch nicht etwa – oder, Eva?«, fragt er mich dann.
Ich weiß nicht genau, was ich antworten soll. Einerseits klingt Marcos Geschichte verrückt, doch andererseits steckt viel Wahrheit darin. Er weiß von meinen Fähigkeiten und bietet plausible Erklärungen, warum ich sie gerade jetzt bekomme. So zucke ich mit den Schultern und antworte: »Ich weiß nicht, was ich glauben soll.«
»Als ich deinen Wagen auf der Landstraße entdeckt habe, ist er einen Augenblick später verschwunden. War das real? Hattest du einen Unfall?«, fragt Francesco besorgt.
»Ja, doch von dem Wagen weiß ich nichts«, antworte ich.
»Das war ich. Ich musste den Wagen wegschaffen, um keinen Verdacht zu erregen«, gibt Marco zu.
»Stimmt das mit diesen Gaben?«, fragt Francesco, und ich nicke.
»Wow, das ist … unglaublich. Welche Gaben hast du denn?«
»Na ja, ich höre sehr gut, und ich weiß meistens, wenn mich jemand versucht
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