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Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Titel: Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gregory Browne
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geschwächt ist, um sich dagegen zu wehren, oder ganz einfach tot. Aber wenn man tot ist, heißt das nicht, dass man nicht mehr an seinem Körper hängt. Manche Menschen halten ziemlich hartnäckig daran fest. Deshalb hat der Entleiher es leichter, wenn er den Wirt kennt. Wenn er gewissermaßen die Erlaubnis erhält, an Bord zu gehen.«
    »Wahrscheinlich wissen Sie nicht, wer dieser sogenannte Entleiher sein könnte?«
    Ein Hauch Sarkasmus schwang in Lisas Stimme mit, und Solomon erkannte, dass er sie falsch eingeschätzt hatte. Sie tolerierte ihn lediglich. Gab ihm die Möglichkeit, sich auszusprechen, bevor sie ihn wieder zu den übrigen Verrückten sperrte.
    Eigentlich konnte Solomon ihr keinen Vorwurf machen. Für einen Außenstehenden klang all das ziemlich verrückt. Doch wenn man genauer darüber nachdachte, wirkte es auch nicht verrückter als das, woran andere Kulturen oder Religionen glaubten. Wenn man damit aufwuchs, glaubte man daran. Wenn nicht, lachte man darüber oder rief den psychiatrischen Notdienst an.
    Doch Solomon gab sich nicht so leicht geschlagen. »Nein«, sagte er. »Leider weiß ich nicht, wer sie ist. Doch irgendjemand in dieser Klinik weiß es. Lassen Sie sie aus ihrer Zelle raus, führen Sie sie ein Weilchen herum, und ich garantiere Ihnen, jemand erkennt sie wieder.«
    Die Krankenschwester erstarrte. Hatte er ins Schwarze getroffen? Schwer zu sagen.
    Sie lächelte ihn kurz an und erhob sich. »Eine fesselnde Geschichte, Mr. St. Fort, wirklich. Aber ich habe noch eine Menge Arbeit. Ich bringe Sie jetzt zurück in den Tagesraum.«
    »Das ist alles? War das alles, was Sie wissen wollten?«
    »Ich glaube, ich habe genug gehört. Vielleicht können wir uns später weiterunterhalten.«
    Er wusste, sie wollte ihn nur bei Laune halten. In Gedanken hatte sie längst einen dicken roten Haken hinter seinen Namen gesetzt, und er wurde wahrscheinlich bald auf antipsychotische Medikamente gesetzt. Doch andererseits hatte er nach ihrer letzten Reaktion das Gefühl, dass er ihr nicht vollkommen vergebens alles erzählt hatte. Sie wirkte ein wenig verunsichert. Entnervt.
    Als sie sich zur Tür wandte, griff er nach ihrer Hand. »Einen Moment noch, warten Sie!«
    Ihre Miene verhärtete sich. »Bitte lassen Sie mich gehen.«
    Sofort ließ er sie los. »Ich weiß, das Ganze klingt verrückt. Ich mache Ihnen keinen Vorwurf, weil Sie glauben, ich sei genauso wie die anderen armen Teufel hier. Aber wer auch immer von Myras Körper Besitz ergriffen hat, ist nicht hierhergekommen, um Backe-backe-Kuchen zu spielen.«
    »Sondern?«
    »Schwer zu sagen, jedenfalls kennt sie hier jemanden. Jemanden in dieser Klinik. Und sie will Kontakt aufnehmen.« Er zögerte. »Vielleicht sogar mehr als das.«
    »Und es ist reiner Zufall, dass sie hier auftaucht?«
    Solomon schüttelte den Kopf. »Sie haben nicht richtig zugehört. Es gibt keine Zufälle. Der Rhythmus tut, was nötig ist, um sicherzustellen, dass sich alle Teilchen zur richtigen Zeit am richtigen Ort zusammenfügen.«
    Abermals ein kurzes Lächeln. Nicht herzlich. Dieses Mal nicht einmal tolerant. »Genießen Sie Ihren Aufenthalt, Mr. St. Fort.«
    Wieder wandte sie sich ab und wollte gehen, doch Solomon ergriff abermals ihren Arm. »Hören Sie. Ich weiß nicht, was der Frau, von deren Körper Myra Besitz ergriffen hat, passiert ist. Ob sie einen Unfall hatte, oder jemand sie getötet hat, aber –«
    »Lassen Sie mich gehen!«, sagte die Krankenschwester und riss sich los. Hastig öffnete sie die Tür und rief: »Sicherheitsdienst!«
    »Sie müssen mir zuhören! Lassen Sie mich für einen Augenblick zu ihr! Wenn es nicht schon zu spät ist, kann ich die Veränderung vielleicht rückgängig machen. Myra zurückholen, bevor etwas Schlimmes passiert.«
    »Sicherheitsdienst!«
    Innerhalb von Sekundenbruchteilen erschien ein kräftiger Typ in Uniform, der aussah, als sei er bereit, den einen oder anderen Kopf einzuschlagen.
    »Schaffen Sie ihn hier raus!«
    »Ja, Ma'am.«
    Der Wachmann packte Solomon an den Schultern und schubste ihn zur Tür.
    Doch Solomon wehrte sich und wandte sich noch einmal zu Lisa um. »Sie müssen mich zu ihr bringen! Ich könnte vielleicht –«
    »Klappe halten!«, befahl der Wachmann, verrenkte ihm die Arme und drängte ihn vorwärts.
    Solomon warf einen Blick über die Schulter und sah, dass sich auf dem Gesicht der Krankenschwester Beunruhigung abzeichnete, so als glaube sie ihm doch. Aber es reichte nicht, um den Wachmann davon

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