Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme
zuckte die Achseln. »Wie ich gesagt habe, als du anriefst, ich hatte nicht das Gefühl. Aber ich kann mich natürlich auch täuschen.«
»Ich auch«, sagte Blackburn, öffnete die Wagentür und stieg aus. »Aber ich habe das Gefühl, er hat noch etwas vor.«
»Und du willst, dass wir hier draußen warten und dir ein Zeichen geben, falls er doch noch auftaucht, richtig?«
»So in etwa habe ich es mir vorgestellt.«
»Was ist mit den Nachbarn? Werden die nicht neugierig? Die müssen sich doch fragen, warum wir hier rumlungern.«
Blackburn sah sich die angrenzenden Häuser an. In den Küchen und Wohnzimmern brannte Licht, Familien gingen ihren Abendbeschäftigungen nach, lebten ihr Leben.
»Sollen sie sich doch fragen«, sagte er.
»Dir ist klar, dass wir ungefähr hundert verschiedene Gesetze brechen?«
»Eigentlich nur eins. Vielleicht auch zwei. Immerhin sind wir dabei, Fakten zu sammeln, nicht wahr?«
»Wie wäre es mit einem Durchsuchungsbeschluss?«
Nach seinem Gespräch mit Soren ging Blackburn davon aus, dass Tolans früherer Partner nicht die Verbindung zu Hastert und Janovic war. Er kam Blackburn nicht vor wie jemand, der sich einfach erpressen lassen würde. Und wenn es um ein paar Morde ging, schon mal gar nicht.
Doch da die Psycho-Tante nach wie vor nicht vernehmungsfähig war, musste Blackburn eine andere Verbindung finden. Er brauchte einen konkreten Beweis, der Tolan mit den beiden Opfern verband, und sei es nur zur Bestätigung, dass er auf der richtigen Spur war.
Er wusste, kein Richter würde ihm diesen Jagdausflug genehmigen. Nicht ohne triftigen Grund. Er wollte trotzdem da reingehen, nachsehen, was zu finden war, und sich später wegen des Durchsuchungsbeschlusses Gedanken machen.
»Sieh mal«, sagte er zu Kat, »wenn dir das Ganze nicht geheuer ist, dann kannst du ruhig –«
»Ich will mit dir da rein«, sagte sie.
Blackburn bemerkte die Aufregung in ihrem Gesicht, doch er schüttelte den Kopf. »Auf keinen Fall.«
»Komm schon, Frank. Hogan kann allein Wache stehen. Und vier Augen sehen mehr als zwei.«
»Kommt nicht in Frage.«
»Warum nicht?«
»Das ist kein Date, Kat. Es geht hier nicht um einen Film und einen Milchshake.«
»Ach nein?« Sie lehnte sich an ihn und flüsterte ihm ins Ohr: »Wenn du irgendwann diesen Milchshake willst, dann überleg es dir lieber noch einmal.«
Blackburn starrte sie an. Er zweifelte nicht eine Sekunde daran, wie das gemeint war. Ganz schön gewagt, so viel stand fest. Ein Ultimatum. Ein Appell an seine niederen Instinkte.
Das gefiel ihm. Verdammt, er liebte so etwas – besonders die Aussicht auf die Belohnung.
Doch während er sich ausmalte, was sie ihm gerade so großzügig angeboten hatte, tauchte ein Bild von Carmody vor seinem inneren Auge auf. Carmody, die auf ihrem Bett lag und ihn zu sich heranzog. Carmody, die es immer noch nicht für nötig gehalten hatte, nach seinem letzten Anruf zurückzurufen. Er hatte überhaupt keinen Grund, ihr gegenüber loyal zu sein. Er hatte allen Grund, es nicht zu sein. Doch heute in der Cafeteria der Klinik hatte er gespürt, dass zwischen ihnen vielleicht doch noch etwas war. Dieser alte Funke. Eine nicht greifbare Verbindung, die ein Einzelgänger wie Blackburn nicht allzu häufig spürte.
Trotz all seiner sexuellen Angeberei hatte er seit jener Nacht der Erfüllung mit keiner anderen Frau geschlafen. Doch er wusste auch, dass die Sache mit Carmody zu nichts führen würde. Sie brachte ihm etwa so viel Respekt entgegen wie einem Fetzen benutztes Toilettenpapier. Sie war mehr daran interessiert, ihre Karriere voranzutreiben, als sich mit solch einem anmaßenden Großkotz wie ihm einzulassen.
Warum dann auf einmal dieser Konflikt?
Warum verschwendete er überhaupt noch einen Gedanken an Schnee von gestern, wo doch genau vor ihm ein traumhaftes Angebot stand? Er brauchte einfach nur ja zu sagen. Vier Augen sahen mehr als zwei, das war nicht von der Hand zu weisen.
»Also?«, fragte Kat.
Blackburn warf ihr einen Blick zu. Himmel, war sie süß! Mehr Überzeugungsarbeit war nicht nötig.
»Was hast du Samstagabend vor?«
48
»Links abbiegen!«, sagte Lisa.
Sie hatte den Kofferraum mit schwarzen Mülltüten ausgelegt, bevor sie die Leiche hineinwuchteten. Der Kofferraum war klein, doch sie hatten es ohne größeren Aufwand geschafft, Carmody unterzubringen.
Ohne größeren Aufwand, dachte Tolan. Klang das nicht unbarmherzig? Er saß hinter dem Lenkrad von Lisas BMW. Nach wie vor stand er
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