Parasit
Kopf dröhnte. Er musste dringend auf die Toilette. Auf wackligen Beinen wandte er sich von der Einfahrt weg und ging über den Rasen zur Haustür.
Er schloss auf. Obwohl es draußen erst dämmerte, war es im Haus dunkel. Er schaltete das Licht im Wohnzimmer an.
Nachdem er die Toilette benutzt hatte, schluckte er drei Aspirin. Er rieb sich seinen steifen Nacken. Im Spiegel des Badezimmerschränkchens sah er genauso schlecht aus, wie er sich fühlte. Sein Haar war zerzaust. Seine blutunterlaufenen Augen wirkten seltsam abwesend. Sein Gesicht hat einen gräulichen Schimmer. Unter seinen Achseln war sein Uniformhemd schweißfleckig. Er wusch sich das Gesicht, dann ging er in sein Schlafzimmer. Er begann, seine verschwitzte Kleidung auszuziehen.
Und du hast geglaubt, gestern sei ein übler Tag gewesen. Du hast gedacht, es sei schlimm gewesen, das Oakwood zu durchsuchen.
Du hast gar nicht gewusst, was schlimm wirklich bedeutet.
Er schälte sich aus seinen feuchten Strümpfen und der Unterwäsche und ließ sie auf dem Boden liegen. Er nahm frische Wäsche aus der Schublade, aber er wusste, dass er wahrscheinlich umfallen würde, wenn er versuchte, sie in diesem Zustand anzuziehen. Also setzte er sich auf das Bett und zog zuerst die frische Unterwäsche an, dann die Socken. Stöhnend stand er wieder auf. Er ging zum Kleiderschrank, um ein frisches Hemd herauszuholen. Er schlüpfte hinein, versuchte einen Knopf zu schließen und gab es auf. Er nahm eine braune Cordhose von ihrem Bügel und trug sie zum Bett hinüber. Nachdem er sich gesetzt hatte, streifte er sie über seine Beine.
Gestern, das war gar nichts, dachte er. Gestern, das war es nur deine verdammte Einbildung, die Überstunden machte.
Er erinnerte sich daran, wie er auf der Suche nach dem Schlangending unter das Bett gesehen und fast Cookie-Monster erschossen hatte.
Ich will Cookie!
Seine Augen brannten und seine Sicht verschwamm in Tränen. Er drehte den Kopf zu dem Nachttisch, wo er Cookie Monster abgesetzt hatte, nachdem er so nahe daran gewesen war, ihm eine Kugel zwischen die Knopfaugen zu verpassen.
Der Teddy war verschwunden.
Jake wusste, dass er ihn da hingesetzt hatte.
Er sah auf dem Boden hinter dem Nachttisch nach. Dann war er auf den Beinen, all seine Müdigkeit und seine Schmerzen von einer befreienden Welle der Hoffnung weggespült, war auf seinen Füßen und zog die Hose hoch und rannte aus dem Zimmer und durch den Flur und knipste den Lichtschalter an und fand Cookie Monster auf Kimmys Bett, gegen Kimmys Hals gedrückt und von ihrer winzigen Hand festgehalten.
Und dann war Jake auf den Knien, mit seinem Arm auf ihrem heißen Rücken und seinem Gesicht an ihrer Schulter.
»Barbara, sie ist hier. Es geht ihr gut.«
»Oh mein Gott!« Lange Zeit sagte Barbara nichts weiter. Jake lauschte ihrem Schluchzen. Schließlich hatte sie sich wieder so weit unter Kontrolle, dass sie fragen konnte: »Wo ist sie?«
»Hier. Bei mir zu Hause.«
»Wo hast du sie gefunden?«
»Genau hier. Ich bin zurückgekommen, um den Wagen zu holen, und ...«
»Das kann nicht sein. Das sind mehrere Kilometer.«
»Mehr als fünf, glaube ich.«
»Oh, verdammt. Warum hast du da nicht zuerst nachgesehen?« »Ich hatte daran gedacht. Aber ... Es schien so ... so weit weg. Ich hatte nicht mal gedacht, dass sie den Weg kenne, geschweige denn, dass sie so weit laufen würde. Ich kann es immer noch kaum glauben. Aber sie ist hier!«
»Hast du eine Ahnung, was ich durchgemacht habe?«
»Es ist vorbei. Vorbei. Es geht ihr gut.«
»Ich will mit ihr reden.«
»Sie schläft.«
»Weck sie, verdammt noch mal!«
»Später!«
»JETZT!«
»Reg dich ab! Ich muss in der Zentrale anrufen und die Suche abblasen. Und dann wecke ich sie auf. Sie hat wahrscheinlich fürchterlichen Hunger. Ich mache ihr etwas zu essen und bringe sie in ungefähr einer Stunde rüber. Nimm einen Drink oder so etwas. Beruhige dich wieder. Ich will nicht, dass du hysterisch wirst, wenn sie wiederkommt.«
»Hysterisch? Wer ist hysterisch? Ich habe sie schon tot in irgendeinem Straßengraben gesehen, und die ganze Zeit über macht sie nur einen verdammten Überraschungsbesuch bei ihrem beschissenen Vater!«
»Ich muss die Zentrale anrufen«, wiederholte er. »Wir kommen dann später vorbei.« Damit legte er auf.
Nachdem er den zweiten Anruf erledigt hatte, ging er in Kimmys Zimmer zurück. Sie schlief immer noch.
Jake kniete neben ihr und streichelte ihr über den Kopf. Ihr Haar war feucht. Er
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