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Parasit

Parasit

Titel: Parasit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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habe.«
    »Okay, aber fass dich kurz, Kumpel.«

27
    Roland parkte Danas VW am Straßenrand und stieg aus. Er ging zwei Häuser zurück. Im Licht der Straßenlaterne überprüfte er die Adresse, die er aus dem Telefonbuch abgeschrieben hatte: Apple Lane 364 B.
    Er war auf der Apple Lane. Die Hausbeleuchtung von dem Haus gegenüber zeigte ihm eine 364 an der Haustür.
    Das B bei der Adresse bedeutete zweifellos, dass Alison eine Wohnung auf dem Grundstück hatte, entweder in einem anderen Teil des Hauses, oder in einem möblierten Anbau dahinter.
    Licht drang aus den Fenstern im Erdgeschoss und im ersten Stock. Wer auch immer im Hauptteil des Hauses wohnt, ist zuhause, dachte Roland. Ich sollte das im Kopf behalten.
    Ein Fußweg führte direkt zur Haustür, aber ein Plattenweg bog nach rechts hin ab. Roland ging direkt über den Rasen. Als er an der Hausecke auf die Platten traf, sah er eine Holztreppe, die zum ersten Stock führte. Eine Tür oben an der Treppe wurde von einer einsamen Glühbirne beleuchtet. Das Geländer der Treppe war mit Topfblumen bestückt. Mädchen haben solche. Pflanzen, dachte er. Unten an der Treppe war ein Briefkasten an die Hauswand montiert. Roland sah ihn sich näher an. Die Adresse auf dem Kasten war 364 B.
    Langsam begann er die Treppe hochzusteigen.
    Als er Stimmen hörte, blieb er stehen und sah sich um. Das Geräusch kam aus einem offenen Fenster. Obwohl das Fenster an der Treppe war, lag es so weit seitlich, dass er nicht hineinsehen konnte. Er lauschte ein paar Sekunden. Die Stimmen klangen irgendwie flach - und hatten Musik im Hintergrund. Sie kamen aus dem Fernseher.
    Helen ist also zu Hause, wie Alison es gesagt hat.
    Und sieht fern.
    Allein?
    Vielleicht ist ihr Freund auch da.
    Vielleicht. Ich muss also vorsichtig sein, dachte Roland.
    Oben auf der Treppe nahm er eine Plastiktüte aus der Hosentasche. Es war ein stabiler Müllsack, den er aus seinem Wohnheimzimmer mitgenommen hatte, als er den Ablauf des Abends geplant hatte. Im Vertrauen darauf, dass das Geräusch des Fernsehers die wenigen Geräusche, die er machte, übertönen würde, faltete er die Tüte auseinander und blies hinein. Die Tüte plusterte sich auf.
    Er nahm die Schlüssel, die er aus Celias Handtasche genommen hatte, wählte den, der am ehesten nach einem Haustürschlüssel aussah und ließ ihn geräuschlos in das Schloss gleiten. Er nahm das Ende des Plastikbeutels in den Mund, um die andere Hand frei zu haben. Dann, mit beiden Händen, drehte er langsam den Schlüssel und den Knauf. Er schob die Tür auf. Der Klang des Fernsehers wurde lauter. Ein angenehmer Geruch strömte ihm entgegen. Popcorn.
    Da, wo er stand, mit dem Gesicht in den Spall gepresst, konnte er nur eine Ecke des Wohnzimmers sehen. Da war niemand.
    Er öffnete die Tür noch ein wenig weiter und schob sich durch den Spalt.
    Er sah ihren Hinterkopf über der Sofalehne. Sie hatte Lockenwickler im Haar.
    Die Aufteilung der Möbel machte es ihm leicht. Wenn das Sofa direkt an der Wand gestanden hätte, wäre er nicht in der Lage gewesen, sich von hinten anzuschleichen. Aber hinter dem Sofa war noch viel Platz, offenbar, damit Leute durch den Raum gehen konnten, ohne durch das Blickfeld von jemandem zu laufen, der dort saß.
    Roland überlegte, die Tür zu schließen. Er beschloss, kein Geräusch zu riskieren, das sie aufschrecken konnte, und ließ sie ein paar Zentimeter offen.
    Er nahm den Beutel in beide Hände. Er hielt ihn auf und schlich langsam über den Teppich. Ein schwacher Windhauch regte den Müllsack.
    Das wird ein Kinderspiel, dachte er.
    Wenn da nicht noch ein Kerl auf dem Sofa liegt mit dem Kopf in ihrem Schoß.
    Und dann war er nah genug heran, um zu sehen, dass niemand sonst da war. Auf dem Kissen neben Helen stand eine große Schüssel mit Popcorn. Sie griff hinein und schaufelte eine Handvoll heraus. Sie trug einen roten Bademantel. Ihre Beine waren ausgestreckt, mit den Füßen auf einem flachen Tisch vor dem Sofa. Der Bademantel klaffte auf und entblößte dicke weiße Schenkel.
    Zu schade, dass sie so eine Schlampe ist, dachte Roland. Das hier würde viel mehr Spaß machen, wenn sie so aussehen würde wie Celia oder Alison.
    Das hier war nicht erregend.
    Er hob den Sack.
    Neben ihm gab es einen dumpfen Knall.
    Er sah sich um. Die Tür war zugeschlagen.
    Helen sah auch hin. Ihr Kopf drehte sich gerade so weit, dass sie die Tür sehen konnte, dann noch ein wenig weiter. Ihre Augen traten aus den Höhlen, als sie Roland sah.

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