Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Parasit

Parasit

Titel: Parasit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
Schweigen. »Ich wollte dir nur Bescheid geben, dass es mir gut geht. Ich dachte, das sei ich dir schuldig.«
    Als Evan wieder sprach, klang er bedacht. »Ich wusste wirklich nicht, dass du letzte Nacht geschlafen hast, als ich ... als ich dich angefasst habe. Ich liebe dich, Alison. Wenn ich daran denke, was dir beinahe gestern Abend passiert ist, bringt mich das um. Bitte, ich muss dich sehen. Bitte! Sag mir, wo du bist. Ich komme rüber und wir reden miteinander. Nur reden, versprochen!«
    »Ich rufe dich morgen oder übermorgen an.«
    »Nein, bitte Alison, ich bin vollkommen fertig. Ich habe die ganze letzte Nacht nicht geschlafen. Ich kann nicht anders, ich muss die ganze Zeit an dich denken. Ich verspreche, ich mache keinen Ärger. Ich muss dich einfach sehen, eine Weile mit dir zusammen sein. Ich flehe dich an.«
    Alison schloss die Augen und lehnte sich in das Kissen zurück.
    Das war schlimmer, als sie erwartet hatte. Evan klang am Boden zerstört, verzweifelt.
    Das ist meine Schuld. Ich habe ihm das angetan.
    »Ich glaube, wir könnten uns irgendwo treffen«, sagte sie schließlich. »Bei Wally?« Evan sagte nichts.
    »Ist das in Ordnung?«
    Alison hörte ein schwaches Klingeln am anderen Ende. »Ist da jemand bei dir an der Tür?«
    »Ja«, flüsterte Evan. Es klingelte wieder.
    »Du siehst besser nach, wer das ist.«
    »Das interessiert mich nicht. Du kannst es nicht sein, also will ich das gar nicht wissen.«
    »Ich warte solange.«
    »Ich kann nicht an die Tür gehen. Ich habe nichts an. Ich bin gerade aus der Dusche gekommen.«
    Es klingelte erneut.
    »Wahrscheinlich ist es sowieso nur ein Vertreter.« Ein paar Augenblicke später sagte er: »Okay, er ist weg.«
    »Ich sagte, wir könnten uns bei Wally treffen.«
    »Das ist aber in aller Öffentlichkeit.«
    »Deswegen ja. Ich will keinen Ärger.«
    »Gott! Ja, in Ordnung. Bei Wally. Wann?«
    »Wie spät ist es jetzt?«
    »Ungefähr zwölf.«
    »Ich brauche ein bisschen Zeit, um aufzuräumen und dahin zu laufen.«
    »Ich kann dich abholen.«
    »Nein, aber trotzdem danke. Wie wäre es mit halb zwei?«
    »Gut. Ich spendiere das Essen.«
    »Fein. Bis dann.« Sie legte auf. Sie wollte sich nicht mit Evan treffen. Aber einigen Dingen musste man sich stellen.
    So schlimm wird es schon nicht werden.
    Es wird furchtbar. Ich muss ihm sagen, dass es vorbei ist, und ich muss es ihm ins Gesicht sagen, damit er wirklich begreift, dass das endgültig ist.
    Es wird furchtbar werden, aber es wird vorüber gehen. Und dann ist das gegessen und ich kann wieder hierhin zurück und Jake wird kommen, früher oder später.
    Jake. Denk nur an Jake und der Rest wird nicht so schlimm sein. Er wird heute Nacht hier sein.
    Das führt zu nichts, dachte Jake. Bei mehr als der Hälfte der Türen, an denen er klingelte, öffnete niemand. Die fehlenden Bewohner waren wohl entweder in Vorlesungen oder zur Arbeit.
    Von denen, mit denen er reden konnte, hatten ein paar das Spektakel der letzten Nacht beobachtet, aber die meisten taten so, als wüssten sie von der ganzen Sache nichts. Keiner gab zu, den jungen Mann auf dem Foto zu kennen, obwohl sich drei ziemlich sicher waren, ihn schon mal auf dem Campus gesehen zu haben. Niemand hatte irgendetwas gesehen, weder in der gestrigen Nacht noch am heutigen Tag, das Ähnlichkeit mit einer Schlange hatte. Niemand hatte etwas Ungewöhnliches gesehen oder gehört, abgesehen von dem Aufruhr durch den Wagenbrand.
    Es schien sinnlos, aber Jake gab nicht auf.
    Er war an jeder Tür jeder Mietswohnung auf dieser Seite des Blocks gewesen, bis auf der an der Ecke. Es schien ihm unwahrscheinlich, dass jemand, der so weit von der Szenerie entfernt war, etwas bemerkt haben könnte. Aber er wollte es trotzdem probieren, bevor er auf der anderen Straßenseite sein Glück versuchte.
    Bei den ersten beiden Wohnungen im Erdgeschoß kam niemand an die Tür. Bei der dritten hörte er drinnen Musik. Er klingelte. Eine Frau Ende zwanzig öffnete die Tür. Sie war so groß wie Jake, mit einem Frottee-Stirnband, das das schwarze Haar bändigte, starken Augenbrauen, die sich fast in der Milte trafen, hervortretenden Wangenknochen, vollen Lippen, einen hervortretenden Kinn und breiten Schultern. Ihre Brüste spannten den Stoff eines Oberteils, das aussah, als habe sie lediglich zwei dünne Stoffstreifen zusammengeknotet. Ihr Bauch war sonnengebräunt und flach, und ein paar Schweißtropfen bahnten sich einen Weg nach unten. Ihre Hüften waren so breit wie ihre

Weitere Kostenlose Bücher