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Parasit

Parasit

Titel: Parasit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Hautfetzen stak immer noch zwischen seinen Zähnen. Dann seine spastischen Zuckungen, als er auf dem Boden lag und die Blutfontainen wieder auf ihn herunterregneten.
    Jake holte tief und zittrig Luft, dann rappelte er sich auf. Ich musste das tun. Ich wäre jetzt tot, wenn ich ihn nicht erschossen hätte.
    Das war keine laue Entschuldigung, das war die Wahrheit. Und er hatte sich seit letzter Nacht so oft an diese Wahrheit erinnert, dass es ihm reichte.
    Er ging ins Badezimmer und stellte die Dusche an.
    Gestern Abend war das Wasser in der Duschwanne rosa gewesen. Smeltzers Blut. Er hatte so lange unter der Dusche gestanden, bis das heiße Wasser aufgebraucht war. Dann hatte er eine halbe Stunde gewartet und noch einmal geduscht. Dies jetzt war das dritte Mal.
    Er stieg unter den heißen Wasserstrahl und seifte sich ein und sah dabei Smeltzer zu sich aufblicken, der gerade Fleisch aus dem Bauch seiner Frau herausriss. Der Streifen Fleisch riss ab und Smeltzer begann sich umzudrehen. Er versucht es!
    »Es reicht!«, fauchte er. »Ich kenne das mittlerweile, ich habe das schon hundert Mal gesehen, es reicht. Was soll das sein? Der Kabel-Kanal?«
    Genauso war das hier, dachte er. Wie oft hatten die doch die Filme gezeigt, als Hinckley auf Reagan geschossen hatte, oder die Challenger, wie sie sich majestätisch in die Luft erhob und dann explodierte. Und jedes Mal, wenn sie das wieder zeigen, hofft man, dass es diesmal anders ausgeht, dass sie das Drehbuch geändert haben, und dass Hinckley winkt, statt zu schießen, und dass die Challenger es ins All schafft, und dass du in die Küche stürmst und Smeltzer und seine Frau wienern fleißig den Fußboden und sehen dich an, als seist du übergeschnappt. Aber das Drehbuch ändert sich nie. Jede Wiederholung ist mit der letzten identisch, wie sehr man auch wünschen mag, dass sie das nicht sei.
    Sie wienern nicht das Parkett . Sie liegt auf dem Boden und ihr Kopf endet am Kinn und Smeltzer nagt an ihr. Mein Gott, was tut er nur! Ich brauche das hier nicht, absolut nicht. Das ist mein freier Tag, warum können sich meine Erinnerungen dann nicht auch frei nehmen ? Ich soll Kimmy in ungefähr einer Stunde abholen. Das wird helfen. Verdammt viel helfen. Aber zuerst muss ich Applegate anrufen und mich erkundigen, wann er mit der
    Autopsie von den Smeltzers anfängt - der Typ muss vollkommen stoned gewesen sein, wahrscheinlich Angel Dust, was so ungefähr die einzige Erklärung für das sein kann, was er da getan hat. Er hat sie gegessen! Gott! Das muss Angel Dust gewesen sein.
    Aber wie passten Angel Dust und der Lieferwagen zusammen? Irgendwie musste es eine Verbindung zwischen den beiden Vorkommnissen geben. Oder nicht?
    Nach dem Duschen zog Jake sich an und brühte sich eine Tasse Nescafe. Dann rief er in der Leichenhalle an. »Betty? Hier ist Jake.«
    »Oh, wie geht es dir, Kumpel?« »Es geht so.« »Ich habe von gestern Abend gehört. Muss ganz schön hart gewesen sein.«
    »Ich hatte schon bessere Zeiten.«
    »Ich habe heute Nacht frei, falls du ein wenig Liebe brauchst.«
    »Danke für das Angebot.« Bettys Idee von einem bisschen Liebe war verdammt harte Arbeit. Sie war eine zweiundzwanzigjährige blonde Schönheit. Sie war Vorturnerin in der Schule gewesen und jetzt beschränkten sich ihre gymnastischen Übungen auf das Schlafzimmer. Sie war wirklich ein Hammer. Die paar Zusammentreffen, die Jake mit ihr gehabt hatte, waren interessant gewesen; interessant, aber anstrengend, und hinterher hatte er immer irgendwie die Zeit bereut, die er mit ihr verbracht hatte. Jetzt war er froh, dass er eine ehrliche Ausrede hatte, um Betty zu entgehen. »Ich befürchte, dass ich heute einfach nicht kann. Ich habe Kimmy am Wochenende.«
    »Na ja, ruf mich einfach an.«
    »Ganz bestimmt. Ist Steve da?«
    »Er ist heute außer Haus.«
    »Du machst Witze.«
    »Aber doch nicht mit dir. Er hat heute morgen ganz früh einen Anruf von Doktor Willis bekommen - dem Leichenbeschauer drüben in Marlowe. Der wollte, dass er sich mal eine Leiche ansieht, die sie da gefunden haben.«
    »Wir haben unsere eigenen Leichen.«
    »Willis und Steve sind alte Kumpel. Und bei Willis hinter dem Haus ist ein Golfclub. Ich glaube, das war nicht nur eine berufliche Konsultation. Steve hat jedenfalls seine Golfschläger mitgenommen.«
    »Toll. Und morgen haben wir Samstag.«
    »Er hat mir gesagt, dass du anrufen würdest. Ich soll dir ausrichten, dass er auf jeden Fall morgen da sein wird und deinen Kerl da als

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