Parasit
ersten drannimmt.« »Okay.«
»Bist du dir sicher wegen heute Nacht? Wann geht die Kleine denn schlafen?«
»Mit mir wäre sowieso nicht viel anzufangen.«
»Dafür würde ich schon sorgen. Aber was soll's, es ist deine Entscheidung.«
»Ich melde mich«, sagte er. »Mach's gut.«
»Du auch, Jake.« Er legte auf.
Eine Viertelstunde später ließ er seinen Wagen in der geschwungenen Auffahrt ausrollen und parkte hinter einem roten Porsche mit dem albernen Nummernschild BBS TOY.
Jake dachte, dass BBs Spielzeug wohl dann am Besten aussähe, wenn es um einen Baum gewickelt wäre. Danach hatte er ein schlechtes Gewissen. Schließlich war sie Kimmys Mutter. Kimmy liebte sie. Das war zwar eine schlechte Wahl in Kimmys Fall, aber man liebt nun mal die Mutter, die man hat, selbst wenn sie eine Schlampe ist.
Er hatte ein Ziehen in der Brust und einen trockenen Mund, als er vor der Tür stand und auf die Klingel drückte. Drinnen erklangen die leisen Töne eines Glockenspiels; die ersten Takte von Beethovens Fünfter.
Harold Standish öffnete die Tür, trat einen Schritt zurück, hob seine Hände in die Höhe und sagte: »Bitte nicht schießen.«
Jake musterte ihn finster. Diese Show war noch lustig gewesen, als er sie das erste Mal gebracht hatte, vor über einem Jahr. Aber mit jedem Mal wurde es weniger komisch. An diesem Morgen fühlte sich Jake versucht, Harold seinen sauber rasierten Schnurrbart aus dem Gesicht zu reißen.
»Das war nur ein Witz, Jako. Komm rein. Die Lady macht Kimmy gerade fertig für ihren großen Tag.«
Jake trat in das marmorgeflieste Foyer.
Harold steuerte auf das Wohnzimmer zu, wobei er seitwärts ging und lächelte, es aber nicht wagte, Jake aus den Augen zu lassen - offenbar hatte er Angst, ihm den Rücken zuzudrehen. Jake hatte den Mann nie angeschnauzt und ihn ganz gewiss auch nie bedroht oder angegriffen. Aber Harold wusste, was er getan hatte. Und augenscheinlich war ihm auch klar, was er verdiente.
Harold konnte ja nicht wissen, dass Jake ihn nie für die Sache verantwortlich gemacht hatte. Es wäre etwas anderes gewesen, wenn er Barbara mit seinem Aussehen und seinem Charme becirct hätte, aber Harold war ein Knirps mit schütterem Haar, einer Nase wie einem Truthahnschnabel und dem Charme einer Feldmaus. Er war ein Nichts. Ein Nichts, das einen Haufen Kohle machte, indem es Zahnlöcher stopfte. Und Barbara, nicht Harold, war die Verführerin gewesen.
Sie hatte Jake nicht wegen eines Mannes verlassen. Sie hatte ihn sitzen lassen wegen eines dicken Bankkontos und kleinen Plastikkarten mit schwindelerregendem Kreditrahmen. Harold war ein überflüssiges Extra, dass man bei dem Paket in Kauf nehmen musste.
Wenn es nicht Harold gewesen wäre, dann irgendjemand anderes.
Barbara war diejenige, die es verdiente ...
»Möchtest du vielleicht einen Kaffee? Oder ein Croissant?« bot Harold an.
»Nein, danke.«
Harold saß in einem Sessel, ließ sich aber nicht zurücksinken. Er blieb auf der Kante sitzen, so als sei er auf dem Sprung, und hatte die Hände auf die Knie gelegt. »So«, sagte er.
Jake ließ sich auf dem Sofa nieder.
»Wie laufen die Dinge bei der Verbrechensbekämpfung? All die Kriminellen in Gewahrsam?« »Wir geben uns Mühe.« Offenbar hatte Harold noch nichts von den Ereignissen der letzten Nacht gehört. Jake war das sehr recht.
Harold nickte, als überlege er sich eine Antwort. Er starrte auf den Fußboden. Das Schweigen machte ihn anscheinend nervös. Befürchtete er, dass Jake ein unangenehmes Thema aufs Tapet bringen könnte? Zum Beispiel Ehebruch?
Ah, jetzt musste er sich etwas überlegt haben. Er hob seine Augenbrauen und sah Jake an. »Was hältst du von der Schusswaffen-Initiative? «
»Ich bin dagegen.«
»Man sollte doch meinen, dass jemand in deinem Beruf, der immer wieder sieht, was für Tragödien der Privatbesitz von Schusswaffen ...«
»Letzten Monat hatten wir eine zweiundsiebzigjährige Witwe, die aufwachte und vor ihrem Bett einen fremden Mann fand, der in der einen Hand ein Messer und in der anderen seine Erektion hielt. Sie hat ihm vier Kugeln verpasst, mit der Pistole, die sie auf ihrem Nachtschränkchen hatte. Was mich angeht, ich bin froh, dass sie die Pistole hatte.«
»Aber die Statistiken zeigen ...«
»Spar dir die Mühe, Harold. Wenn du willst, dass die bösen Jungs gewinnen, dann ist das deine Sache.«
Harold versuchte ein versöhnliches Lächeln. Mit einem Kopfschütteln stand er auf. »Ich sehe mal nach, was die Damen
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