Parasit
kaute.
Plötzlich wurde es dunkel im Keller.
Er hörte es auf der Treppe knirschen.
»Wer ist da?«, winselte er.
Die Antwort blieb aus, aber Roland wusste, wer da war. Er wusste es einfach. Er begann zu wimmern.
»Lasst mich in Ruhe!«, jammerte er. »Geht weg!«
In einem spöttischen Singsang säuselte eine Stimme durch die Dunkelheit: »Ich denke nicht darraaan.« Danas Stimme.
»Nuuun daaaaarfst duuuuu steeeerben«, fiel Jason ein.
Die Stimmen kamen vom Ende der Kellertreppe, aber irgendetwas griff nach Rolands Hand (die Hand von Celia?) und zog daran. Er stolperte nach vorn. Auf sie herauf. Ihre Beine schlossen sich um ihn. Ihre Hände (warum war jetzt eine von ihnen nicht mehr an ihn gefesselt?) verkrallten sich in sein Haar und zogen seinen Kopf nach unten. Auf ihr Gesicht. Sie presste ihren Mund gegen seinen Mund. Sie prustete. Das zerkaute Fleisch und die gesplitterten Knochen seiner Fingerstummel quollen in Rolands Mund.
Er begann zu würgen.
Und wachte nach Luft keuchend auf. Einen Moment lang dachte er weiterhin, er befinde sich in seinem Traum.
Aber die Glühbirne leuchtete noch an der Kellerdecke. Er lag nicht auf Celias Körper; er lag auf dem Betonfußboden daneben. Hastig hob er die Hände. Obwohl sie beide heftig zitterten, war keine gefesselt und er hatte noch alle seine Finger.
Er sah zur Kellertreppe. Da war niemand. Natürlich nicht. Es war nur ein Albtraum gewesen.
Als Roland sich aufsetzte, löste sich sein nackter Rücken mit einem saugenden Geräusch vom Fußboden.
Er sah sich um und hob sein Messer auf, aber er sah die Handschellen nicht. Dann fiel ihm ein, dass er sie mit seinen Kleidern oben gelassen hatte.
Er stöhnte, als er sich auf die Füße rappelte. Er fühlte sich verkrampft und ausgekühlt. Er hatte Muskelkater. Was für ein Wahnsinn, hier unten einzuschlafen. Was wäre, wenn er die ganze Nacht verschlafen hätte?
Er war sich aber sicher, dass er nur ein oder zwei Stunden geschlafen hatte. Er hatte immer noch genügend Zeit, sich im Schutz der Dunkelheit davonzustehlen.
So schnell es seine schmerzenden Muskeln zuließen, kletterte er die Kellertreppe hoch und öffnete die Tür. Das Tageslicht stach ihm in die Augen. Er fuhr zurück und schlug schützend die Hände vor das Gesicht. In Panik sah er sich schon zusammenschrumpfen und zu Staub zerfallen wie ein Vampir. Er hatte das Bedürfnis, sich vom Licht abzuwenden, zurück in den heimeligen Dämmer des Kellers zu hasten.
Aber die Wärme war auch angenehm. Wie er so zusammengekrümmt in der Tür stand, war es, als werde die Kälte aus seinen Knochen gesogen. Und so wie die Kühle schwand, schwand auch seine Panik.
Du hast totalen Mist gebaut, schalt er sich. Aber davon geht die Welt nicht unter. Man muss es als Herausforderung sehen. Das ist alles.
Er sah an sich hinunter. Sein nackter Körper war blutbefleckt und verdreckt.
Eine Herausforderung.
Ihm war nicht mehr kalt, aber er fühlte einen inneren Schauer, die Vorboten eines Schluchzers.
Wenn jemand mich so sieht... Ich werde mir etwas einfallen lassen. Oh Gott, wie konnte, ich nur einschlafen? Wie konnte ich die ganze Nacht durchschlafen?
Er rieb sich sein klebriges Gesicht, stieß einen bangen Seufzer aus, und ging dann zu den Flügeltüren der Küche. Bevor er sie öffnete, spähte er in den Speiseraum. Er lauschte. Als er sich überzeugt hatte, dass er allein im Restaurant war, stieß er die Türen auf.
Vorne, bei der Trittleiter, dem Staubsauger, dem Werkzeugkasten und den Flaschen mit den Reinigungsutensilien, fand er mehrere Putzlumpen und ausgediente Handtücher. Die Putzlappen waren schmutzig, aber zwei von den Handtüchern machten noch einen brauchbaren Eindruck. Er nahm sie mit.
Er ging zu einem Fenster und sah hinaus. Sein Herz setzte einen Schlag aus, als er das Auto auf dem Parkplatz sah.
Das ist nur Jasons Wagen.
Er wandte sich vom Fenster ab. Sein Hemd, seine Hosen und die Handschellen lagen auf dem Boden neben der zerknüllten Decke. Celias sorgsam zusammengelegtes Kleid lag oben auf dem Tresen.
Roland hob sein T-Shirt auf. Es war eines seiner Lieblings-shirts, mit dem Slogan »Trust Me« unter einem bunten, monströsen Gesicht. Es war hart durch das getrocknete Blut. Er wollte es schon wieder fallen lassen, als ihm eine Idee kam.
Warum sollte er seine blutigen Kleidungsstücke nicht tragen? Er konnte damit wahrscheinlich bis in sein Wohnheimzimmer laufen. Bei seinem Ruf würde das jeder, der ihn so sah, nur für einen seiner
Weitere Kostenlose Bücher