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Parasit

Parasit

Titel: Parasit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Stimme würde zittern und vielleicht würde sie in Tränen ausbrechen.
    »Naja, das ist doch was. Blumen. Ich habe dir doch gesagt, er würde wieder zu Verstand kommen.«
    Sie stieg die Treppe zu ihrem Zimmer hoch, stellte die Vase auf der Kommode ab und setzte sich auf das Bett. Sie zog die Blätter aus dem Umschlag und las sie erneut.
    Er schrieb von einem Traum. Das hier erschien ihr wie ein Traum. Sie konnte kaum glauben, dass er einen solchen Brief geschrieben hatte. Die Qual darin, diese Verzweiflung. Sogar eine Selbstmorddrohung, in der Referenz auf Hamlet. Er hatte sie zwar sofort wieder zurückgenommen, aber da stand sie doch.
    Alison sagte sich, dass sie glücklich sein sollte. Das war doch das, was sie gewollt hatte - er sollte es bereuen und sie anflehen, zu ihm zurückzukommen. Aber sie war nicht glücklich. Der Brief verstörte sie nur. Konnte sie ihm wirklich so viel bedeuten?
    Wollte sie ihm so viel bedeuten?
    Er klang fast besessen.
    Alison ließ sich nach rückwärts auf das Bett fallen, den Brief an ihren Bauch gedrückt, und starrte an die Decke. Sie kickte eine ihrer Sandalen weg, hörte, wie sie auf den Boden polterte, dann tat sie das gleiche mit der anderen. Sie fühlte sich erschöpft, als sei sie gerade von einem schier endlosen Marsch zurückgekommen. Sie holte tief Luft. Ihre Lungen schienen zu zittern, als sie ausatmete.
    Du wolltest ihn zurückhaben, oder? Nun, da ist er. Wenn du ihn noch willst.
    Du musst darauf reagieren.
    Irgendwie.
    Evan sitzt wahrscheinlich in seiner Wohnung, starrt auf das Telefon und wartet. Erfragt sich, oh du gegrinst oder ob du geweint hast, als du seinen Brief gelesen hast. Und wahrscheinlich denkt er, er hat sich zum Trottel gemacht, weil er sich so weit offenbart hat.
    Es ist gemein, wenn ich ihn warten lasse.
    Ich sollte sofort nach unten gehen und ihn anrufen. Und zu seiner Wohnung hinübergehen. Mich so verhalten wie in seinem Traum. Gar nichts sagen, wenn er die Tür öffnet. Ihn einfach nur küssen.
    Ich darf es ihm nicht so leicht machen.
    Vielleicht will ich gar nicht mehr zu ihm zurück.
    Was soll ich tun? Ich könnte so tun, als hätte ich die Blumen und den Brief gar nicht erhalten, mich benehmen, als sei nichts geschehen.
    Alison lag da und grübelte. Sie fühlte sich betäubt, verwirrt, mit neuer Hoffnung aber auch einem Quäntchen Angst.
    Sie zog sich das Kissen über den Kopf. Die Dunkelheit war beruhigend. Das weiche Kissen fühlte sich gut an.
    Später, dachte sie. Ich werde später etwas unternehmen.

21
    Roland verstand die Welt nicht mehr. Er hatte die Handschellen abgenommen, bevor er sie die Kellertreppe hinuntergestoßen hatte, und er hatte sie nicht wieder angelegt, weil sie mittlerweile nicht mehr die Kraft hatte, sich zu wehren, und weil er seine beiden Hände brauchte. Wieso war er jetzt, wo alles erledigt war, wieder an sie gefesselt? Es ergab keinen Sinn.
    Er wusste, dass er die Fesseln nicht wieder angelegt hatte.
    Hat sie das getan? Nein. Wie denn? Sie ist doch tot.
    Alter was dann?
    Er fühlte einen Funken Angst.
    Als er in seinen Taschen nach dem Schlüssel suchte, fragte er sich kurz, wieso er überhaupt Kleidung trug. Hatte er die nicht oben gelassen?
    Der Schlüssel war nicht da.
    Keine Sorge. Du findest ihn schon. Du musst ihn finden!
    Er kämpfte gegen die Panik, während er jede Tasche durchwühlte. Der Schlüssel war weg.
    Das ist unmöglich.
    Zum Glück hatte er die Lampe angeknipst, bevor er Celia in den Keller folgte. Die nackte Birne warf nur ein trübes Licht, aber das musste reichen. Er stemmte sich auf die Knie hoch und durchforschte die Umgebung. Der Boden um ihn herum war eine einzige Blutlache. Konnte der Schlüssel unter dem Blut sein? Er begann mit der freien Hand den feuchten Film zu durchsieben.
    Aus dem Augenwinkel vermeinte er, Celia grinsen zu sehen.
    Das konnte nicht sein.
    Er sah sie direkt an. Sie war skalpiert, der Schädel eingeschlagen (und das Gehirn fehlte), ihre Augen waren geschlossen, ihr Gesicht eine blutige Maske, und doch grinste sie.
    Ihre Augenlider öffneten sich.
    »Du bist tot!«, kreischte er.
    Ihr Kinn klappte nach unten. Ihre Zunge pendelte heraus. Auf der Spitze der Zunge lag der Schlüssel für die Handschellen.
    Er griff danach.
    Celias Zähne schnappten über seinen Fingern zusammen. Er schrie auf bei den höllischen Schmerzen und riss die Hand zurück. Aus den Stummeln von drei abgetrennten Fingern spritzte Blut.
    Schreckensstarr sah er zu, wie sie auf seinen Fingern

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