Parasiten
betrachten und deinen buddhistischen
Arsch sofort nach Santa Fu bewegen?«
»Verzicht auf die Entwicklung des Selbst durch Erniedrigung aus
Demut … Ein geradezu Zen-philosophischer Gedanke … Bin in einer halben Stunde
da.«
Christian legte zufrieden auf. Er spürte plötzlich das Jagdfieber.
Endlich kam Bewegung in die Sache. Dachte er.
Drei Stunden später saßen Christian und Volker im ›Odysseus‹,
Christians Lieblings-Restaurant in Eimsbüttel, seit seine frühere Stammkneipe
›R&B‹ durch neue Besitzer zur No-Go-Area geworden war. Christian brauchte
dringend ein Frust-Steak. Volker, der Teilzeit-Vegetarier, begnügte sich mit einem
Vorspeisen-Teller. Ihm war der Appetit vergangen. Sie hatten nichts, rein gar
nichts aus Puri herausgeholt. Er schien sogar so überrascht, als er von dem
Überfall auf die Krankenschwester hörte, dass Christian und Volker inzwischen
an Puri als Auftraggeber dieser Strafaktion zweifelten.
Pete traf ein, als das Essen der beiden gerade gebracht wurde. Er
bestellte sich ebenfalls ein Steak und berichtete von seinem Gespräch mit
Beatrix Hutter. Sie war absolut sicher, dass Mnatsakanov von Puri geschickt
worden war. Alles, was der Mann mit dem Hammer zu ihr gesagt hatte, deutete darauf
hin. Sie sollte dafür bestraft werden, dass sie die Klappe nicht gehalten und
vor Gericht ausgesagt hatte. Da kam niemand anderes als Andres Puri in Frage.
»Wird schwer, wenn nicht unmöglich, das zu beweisen, wo Mnatsakanov
tot ist. Für mich sah es tatsächlich so aus, als wüsste Puri nichts davon«,
sagte Christian.
»Richtig«, stimmte Volker zu. »Aber er hat eindeutig gelogen, als er
behauptete, den Namen Henning Petersen noch nie gehört zu haben. Auch Antoschka
Mnatsakanov war ihm ein Begriff, selbst wenn er das noch so souverän
abstreitet.«
»Sehe ich auch so«, fügte Christian hinzu. »Eine Verbindung zwischen
Mnatsakanov und Puri überrascht mich nicht. Organisierte Kriminalität und ein
Auftragskiller. Das passt. Aber was für eine Verbindung kann es zwischen Puri
und Petersen geben? Das passt eben nicht. Puri macht in Waffen. Petersen war
Pazifist. Puri macht in Drogen. Petersen war absolut clean. Puri macht in Zuhälterei.
Petersen war schwul und ging nicht zu Nutten.«
»Also kann es keine Verbindung über Petersens Privatleben sein«,
sagte Pete. »Er muss im Rahmen seines Berufs auf Puri gestoßen sein. Genug
Ansatzpunkte für eine heiße Story gibt es bei Puri allemal. Der hat dann davon
Wind bekommen und Mnatsakanov geschickt, um Petersen zum Schweigen zu bringen.«
»Klingt plausibel. Aber wieso ist dann dieser Danylo Savchenko
verschwunden? Ach, verdammt!« Christian schlug sich mit der flachen Hand an die
Stirn. »Den hab ich ja glatt vergessen!«
»Wen?«, fragte Volker.
»Maxym. Papa Savchenko ist in der Stadt! Ich habe ihn im ›Yoho‹
einquartiert, dort wartet er auf mich.«
Maxym Savchenko tat genau das nicht. Er hatte gar nicht
erst im ›Yoho‹ eingecheckt und ging auch nicht an sein Handy. Christian stand
sauer in der Lobby des Hotels. Savchenko wollte wohl nicht mehr mit ihm
sprechen und hatte sich ein anderes Hotel genommen. Dann beschlich Christian
ein gewisser Verdacht. »Hol mir mal Daniel an die Strippe«, blaffte er Volker
an, als könne der etwas dafür.
Wenige Minuten später bestätigte Daniel Christians Verdacht: Maxym
Savchenko hatte einen Flug von Hamburg über Frankfurt nach Chişinău gebucht. Glücklicherweise waren heute
Nachmittag keine Maschinen mehr nach Moldawien rausgegangen. Weder über
Frankfurt noch über Wien. Er würde Savchenko morgen früh am Flughafen abpassen
können.
11. April 2010
Chişinău, Moldawien.
Als Vadim bei den Suworows in der Strada Tisa ankam, traten
ihm fast die Tränen der Rührung in die Augen. Nur mühsam bewahrte er die
Fassade seiner coolen Männlichkeit. Radu half ihm dabei, indem er ihm zur
Begrüßung nur stumm und fest die Hand drückte. Ileana jedoch empfing ihn wie
einen verlorenen Sohn, umarmte ihn überschwänglich und hörte nicht auf, für
seine Unterstützung zu danken. Auf dem sonntäglich gedeckten Frühstückstisch
stand neben Brot, Wurst und Käse auch ein frisch gebackener Blaubeerkuchen.
Sofia bemerkte, wie sehr der herzliche Empfang Vadim berührte, und sie dachte
zum ersten Mal ernsthaft darüber nach, wie es sich anfühlte, aus der eigenen
Familie ausgestoßen zu werden. Damals war sie fünfzehn gewesen und Vadim siebzehn.
Als heftig Pubertierende fand sie ihre Familie
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