Parasiten
dass keiner der Leute an den Nebentischen Russisch
verstand. Danylo schien auch das egal zu sein. »Aber ich konnte nicht
abdrücken. Ich kann es einfach nicht.«
»Und ich kann kein Klavier spielen.« Vadim zuckte mit den Schultern.
Was sollte er dazu sagen? Er würde diese Evelyn noch abknallen, das war so
sicher wie das Amen in der Kirche. Aber zuerst musste Alina in Sicherheit
gebracht werden. Dann konnte man weitersehen. Aber bis dahin wollte er nicht
ständig eine Mordkommission in seinem Nacken spüren.
»Ich habe in Frankfurt bei der Polizei angerufen«, fuhr Danylo fort.
»Wieso das denn? Was sollen die denn noch machen?« Vadim war sauer.
Allein aus Gewohnheit wollte er Kontakte zur Polizei möglichst vermeiden.
»Keine Panik, ich habe ihnen nichts erzählt. Ein anonymer Anruf. Hab
nur gesagt, dass im Main die Leiche einer jungen Frau treibt. Sie sollen sie
finden. Damit Radu und Ileana was zum Begraben haben.«
Vadim nickte. Endlich hatte Danylo mal eine gute Idee gehabt. Er
schob Danylo sein Handy zu. »Wenn du dich so gut mit den Bullen verstehst, dann
kannst du jetzt endlich auch diesen Hamburger anrufen.«
»Beyer? Keinen Bock. Der wird mir sofort wieder tausend Fragen wegen
Henning stellen.«
»Sei nicht so scheiß-egoistisch! Ich will verdammt noch mal zu
Alina! Aber dazu musst du vorher abklären, ob der Bulle mir Schwierigkeiten
machen wird, weil ich ihm in Berlin die Knarre an den Kopf gehalten habe. Da
reicht es mir nicht, wenn Radu glaubt, dass der Typ okay wäre und uns helfen
will.«
Danylo nahm das Handy und rief die Nummer an, die Radu ihm
durchgegeben hatte. Er sprach ein paar Minuten auf Deutsch und legte wieder
auf.
»Und?«, fragte Vadim ungeduldig. Seine sprachliche Hilflosigkeit in
diesem Land trieb ihn in den Wahnsinn.
»Radu hat da was falsch verstanden. Alina ist nicht in Flensburg,
sondern in Rendsburg. Der Bulle will im Krankenhaus Bescheid geben, dass wir zu
ihr dürfen.«
»Ich auch?«
»Sag ich doch. Aber er lässt dir ausrichten, wenn er dich auf
deutschem Boden noch einmal mit einer Waffe erwischt, dann steckt er dich in
den Knast.«
Vadim lächelte. Er war unendlich erleichtert. Er wusste nicht, was
er gemacht hätte, wenn man ihm den Besuch bei Alina verweigert hätte. »Wie weit
ist es von Hamburg bis zu diesem Rendsburg?«
»Nicht weit. Ich bin dafür, dass wir über Nacht in Hamburg bleiben.
Alina hat eine Spritze bekommen und wird lange schlafen. Morgen früh können wir
dann zu ihr. Ist von Hamburg aus ein Klacks.«
»Prima.« Vadim bestellte zwei Bier und betrachtete Danylo. Dessen
düstere Miene ärgerte ihn plötzlich maßlos. »Sag mal, freust du dich gar nicht,
dass Alina wieder da ist?«
»Doch. Aber du vergisst in deiner Euphorie anscheinend Sofia! Wirst du Alina erzählen, dass ihre heiß geliebte Schwester tot
ist?«
»Sag du es ihr. Schließlich bist du an allem schuld.«
Vadim bereute sofort, was er gesagt hatte. Aber es würde nichts
nützen, sich dafür zu entschuldigen. Vadim sah wieder aus dem Fenster. Es
regnete immer noch.
Haßmoor.
Staatsanwalt Kühl zögerte, den Durchsuchungsbeschluss zu
erteilen. »Die Aussage von Frau Dr. Maybach gründet leider nur auf Hörensagen.
Mir wäre es lieber, wir würden warten, bis Alina Suworow aussagt.«
»Bis morgen kann der Kerl jegliche Spur verwischen. Oder über alle
Berge sein«, gab Thamm zu bedenken.
»Bender? Der haut nicht ab«, sagte Kühl.
»Sie kennen ihn?«, fragte Thamm überrascht. Christian hielt sich im
Hintergrund.
»An dem kommt man gar nicht vorbei«, seufzte Kühl. »Der taucht auf
jeder Veranstaltung auf, auf der er die oberen Zweihundert unserer Gegend
vermutet. Finanziell gesehen, gehört er dazu. Bender ist Ingenieur und hat eine
Firma, die auf Hafenausbau und Containerterminals spezialisiert ist. Fette
Aufträge in Kiel, Rostock und sonst wo. Er ist ein Schleimer, seine Gesellschaft
immer unangenehm. Da kann er sich noch so große Mühe geben, sich einen
kultivierten Anstrich zu verleihen.«
»Dem könnten wir jetzt ganz schnell ein Ende bereiten«, sagte Thamm.
»Unterschreiben Sie den Beschluss.«
Kühl zögerte nicht länger. »Okay, aber wenn ich morgen früh nicht
die absolut übereinstimmende Aussage von dieser Suworow auf dem Tisch habe,
zerlege ich Sie in Einzelteile.«
Es war schon fast vier Uhr am Nachmittag, als Thamm sich
mit zwei Dienstwagen, auf die Christian und fünf seiner Leute verteilt waren,
auf den Weg nach Haßmoor machen konnte. Anna
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