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Parasiten

Parasiten

Titel: Parasiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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Moskau
gebracht. Auf jeder Station kamen neue Frauen und Mädchen dazu. Sie wurden alle
mehrfach vergewaltigt und unter Drogen gesetzt, die Details erspare ich euch.
In Moskau – Alina hat keine Ahnung, wo genau – wurde sie in eine Art Saal
gebracht und verkauft. Es waren ungefähr vierzig Frauen da. Die meisten Männer
haben russisch gesprochen, einige rumänisch oder irgendeine baltische Sprache.«
    »Eins von diesen Sammellagern, die Jost erwähnt hat«, merkte
Christian an. Thamm wirkte irritiert über Christians Wissensvorsprung,
unterbrach aber nicht.
    »Scheint so. Untereinander haben sie sich auf Russisch unterhalten,
deshalb hat Alina einiges verstanden. Zuerst hieß es, dass sie nach Norwegen
gebracht werden soll, doch das stellte sich schnell als Missverständnis heraus.
Alina hat am Rande mitgekriegt, dass sie für einen Mann reserviert war, den sie
den ›Baltenboss‹ genannt haben. Er war zwar nicht selbst da, aber es wurde
mehrfach von ihm gesprochen.«
    »Andres Puri. Dachte ich’s mir doch.«
    »Du weißt ja schon einiges über die Zusammenhänge«, stellte Thamm
fest. Er fühlte sich ein wenig außen vor, obwohl Alina Suworows Fall doch in
seine Zuständigkeit fiel.
    Christian nickte: »Ich erkläre dir nachher alles.« Er sah Anna
auffordernd an.
    Sie fuhr fort: »Mit zwei anderen Frauen ist sie dann nach Deutschland
gebracht worden, und zwar nach Hamburg. Kannst du dir das vorstellen? Du lässt
sie in ganz Europa suchen, und sie ist in Hamburg! Zumindest für ein paar Wochen.«
    »Wo genau war sie und wie lange? Kann sie uns Namen sagen, Orte,
Kontakte?«
    »Langsam. Alina ist zwar eine intelligente junge Frau, aber sie
hatte zwei, drei andere Probleme, die sie davon abhielten, akribische
Polizeiarbeit zu betreiben.« Anna schwieg kurz, es war ihr deutlich anzumerken,
wie sehr sie die ganze Sache erschütterte. »Ihr könnt euch nicht vorstellen,
was die mit den Frauen machen. Einreiten nennen sie das. Es ist ekelhaft. Als
ich Alinas Geschichte gehört habe, sind mir wieder die Thesen und Forderungen
der Emanzen aus den Siebzigern in Erinnerung gekommen: Jeder Mann ist ein potenzieller
Vergewaltiger, also Schwanz ab!«
    »Glücklicherweise hat sich diese radikale Haltung nicht durchgesetzt.«
Christian schlug wie beiläufig die Beine übereinander. »Was war mit Puri? Was
weiß Alina über ihn?«
    »Sie hat ihn nur einmal getroffen. Er hat sie … ausprobiert. Das
muss direkt nach seiner vorzeitigen Haftentlassung gewesen sein, Mitte oder
Ende April.«
    »Er ist am 17. April rausgekommen«, erinnerte sich Christian
mürrisch.
    »Das passt. Alinas Zeitgefühl ist ziemlich verschoben. Durch die
Drogen und das ständige Eingesperrtsein, oft in fensterlosen Räumen, in denen
sie Tag und Nacht nicht mehr unterscheiden konnte.«
    »Was ist dann passiert?«
    »Puri hat sie verschenkt. An einen Privatmann, offensichtlich ein
Geschäftspartner von Puri. Er hat Alina gegenüber damit geprahlt, dass sie sein
Geschenk wäre und somit ganz ihm gehöre – als seine Sex-Sklavin. Sie weiß nur
den Vornamen. Heiko. Irgendwas zwischen fünfzig und sechzig Jahre alt. Sie
wurde vollkommen bedrogt zu ihm nach Hause gebracht. Dort war sie seit Ende
April eingesperrt. In einem fensterlosen Souterrainraum, wo die Heizungs- und
Poolanlage untergebracht war. Dieser Heiko hat ihr morgens und abends zu essen
gebracht, ihr Heroin gespritzt und sie vergewaltigt. Vorgestern hat er den
Schlüssel außen an der Tür stecken lassen. Sie hat ihn mit einer Schraube aus
dem Schloss gedrückt und mit einem Draht unter der Tür durchgezogen. Den Rest
kennt ihr.«
    »Kann sie das Haus beschreiben? Irgendwas, das uns hilft, dieses
Schwein zu finden!« Christian wirkte erbittert.
    »Sie war leider nie oben im Haus. Aber der Poolraum hat Fenster.
Alina sagt, der Garten hinter dem Haus müsste nach Süden liegen, sofern sie das
am Lauf der Sonne richtig erkennen konnte. Außerdem stehen dort ein recht
großes Garten- oder Gerätehaus und eine Art sechseckiger, weißer Pavillon neben
einem kleinen Teich. Das Haus liegt sehr einsam. Als sie weggelaufen ist, hat
sie sich im Mondlicht umgesehen, aber kein Nachbarhaus entdeckt.«
    »Den kriegen wir, da könnt ihr Gift drauf nehmen!« Thamm war ebenso
aufgebracht wie Christian. »Wir werden sofort alle Heikos in zwanzig Kilometern
Umgebung von Alinas Fundort am See herausfischen und die in Frage kommenden
überprüfen.«
    »Ich schätze, zehn Kilometer reichen«, warf Anna ein. »Der

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